Nach so vielen Jahren Abwesenheit, wollte ich unbedingt ein mal wieder einen Ausflug auf Madeira mitmachen. Die Wahl fiel auf die immer Samstags stattfindende Westtour Madeiras. Dabei sollte es per Reisebus mit deutschsprachiger Reiseführerin in den Westen der Insel gehen. Dabei ist es morgens immer spannend, wie das Wetter in den Bergen und vor allem auf der Nordseite aussieht.
Ich hatte Glück, denn schon beim Warten vor dem Pestana Royal Hotel auf den Bus wurde schnell klar, daß ein traumhafter Tag auf mich warten würde. Reiseführerin Ruth, die ich noch von damals kannte, fuhr pünktlich mit dem Bus vor und begrüßte mich herzlich. Rund 30 Gäste waren mit an Bord, als es dann ohne weitere Stopps direkt zu den ersten Attraktionen ging.
Strahlend blauer Himmel garantierte tolle Fotos, so auch von dem Fischerdorf Camara do Lobos.

Das malerisch gelegene Fischerdorf Camara do Lobos liegt nur wenige Kilometer außerhalb des Zentrums von Funchal und ist mit dem Bus von jedem Gast problemlos erreichbar. Deshalb und weil ich es sogar zu Fuß an der Promenade entlang erreichen kann, soll es an anderer Stelle noch einmal Thema in diesem Blog sein. Für heute sollte uns der Blick von einem Aussichtspunkt aus genügen.
Der nächste Stopp ist atemberaubend und zählt zu den größten Attraktionen der Insel, vielleicht ganz Europas. Der Bus schraubt sich auf schmalen Straßen immer weiter nach oben und parkt auf einem kleinen Parkplatz. Die Anlage vor der wir stehen ist neu, den Park gab es vor 5 Jahren noch nicht. Doch heute erwarten den Besucher eine nette Parkanlage und ein schön gestalteter Souvenir Shop. Durch noch nicht in Betrieb genommene Drehkreuze nähert man sich dann dem Abgrund und schaut dann dort hinunter. Man steht an der höchsten Steilküste Europas und mit 582m auch der zweithöchsten der Welt. Wer nicht zufällig einmal nach Taiwan kommt, der kann nirgends auf der Welt von einer steileren Klippe schauen. Schon früher war der Blick spektakulär, doch dank einer vor 6 Jahren in Betrieb genommenen Konstruktion ist er heute nicht zu toppen. Wir stehen auf der gläsernen Aussichtsplattform am Cabo Girao.
Ich kannte die Aussicht ja schon und doch ist der Blick immer wieder atemberaubend. Links und rechts sieht man Menschen, die mit offenen Mündern dastehen und nicht glauben können, was sie da sehen. Das gilt sowohl für die waghalsige Konstruktion, als auch für den Blick nach unten. Das Wasser ist auch aus dieser Höhe glasklar. Man sieht die Steine im Wasser auch in mehreren Metern Tiefe. Der Strand ist wie immer auf Madeira ein reiner Kieselstrand und nur wenig Meter dahinter leuchten bewirtschaftete Felder im saftigen Grün und Braun. Wer dort hinunter will, muss mit einer Seilbahn vom Ort Estreito de Camara do Lobos aus nach unten fahren. Von hier oben erscheint es wie das Paradies. An diesem Morgen waren unter uns keine Menschen zu sehen. Natur pur nur wenige Kilometer von der Großstadt entfernt.
Nach 20 Minuten müssen die Touristen und ich sich wieder von diesem Blick trennen. Die Fahrt geht weiter über Ribeira Brava an der Südwestküste entlang. Bei Calheta geht es hinauf in die Berge. Auf einer schmalen Straße fährt man hinauf auf eine Hochebene namens Paul do Serra. Hier oben fühlt man sich wie in den schottischen Highlands und fährt plötzlich durch zähen Nebel auf einer kerzengeraden Straße, was sehr untypisch ist für Madeira. Wenige Kilometer weiter ist ein Parkplatz, den jeder Wanderer auf Madeira kennt. Von hier oben führt ein Weg auf die Nordseite in eine erneut vollkommen anderen Landschaft. Wir stehen oberhalb des größten zusammenhängenden Lorbeerwaldes der Insel und somit oberhalb eines Weltkulturerbes der UNESCO. Zahlreiche Wanderungen starten hier oben, darunter die berühmte Wanderung Rabacal zu den sogenannten 25 Quellen und einem spektakulären Wasserfall. Bei dieser Tour haben wir nur Zeit für einen Blick über die waldbedeckten Hänge und nicht für eine Wanderung, doch schon das läßt erahnen, was für ein Paradies unter uns liegt.

Die Fahrt geht weiter entlang des Bergkammes nach Westen und endet erst in dem westlichsten Ort Madeiras, Porto Moniz. Der Ort ist klein und auch nicht sonderlich attraktiv, doch er hat eine Sehenswürdigkeit, die alle Touristen anzieht, die Meerwasserschwimmbecken von Porto Moniz.
Schon von Oben ist das Bild spektakulär wenn die Brandung so stark ist wie an diesem Tag. Schneeweiße Gischt scheint den Ort fast zu bedrohen. Die Wellen schlagen an die vorgelagerten Felsen und überschwemmen auch die Naturschwimmbecken. Davon gibt es in dem kleinen Ort gleich zwei. Einmal die künstlich angelegten großen Becken ganz im Westen der Promenade. Schöner aber auch kleiner sind die Naturschwimmbecken in rabenschwarzer Lava etwas weiter östlich. Mittendrin liegt ein sehr gutes Restaurant. Dort gab es für unsere Gruppe dann auch ein leckeres Mittagessen. Wer im Winter hier her kommt, bekommt die Naturgewalten aus nächster Nähe zu spüren. Im Sommer dagegen kann man in beiden Schwimmbädern wunderbar entspannen und das Meerwasser in sicheren Becken genießen.
Die Nordküste ist eine raue Schönheit. Leider bekommt man davon auf der Strecke zwischen Porto Moniz und Sao Vicente seit dem Bau der zahlreichen Tunnel nicht mehr viel mit. Nur an wenigen Stellen kann man erahnen, was es für eine phantastische Straße gewesen sein muss, die nur wenige Meter vom Abgrund entfernt entlang der Steilküste geführt hat. Heute sind diese Straßenabschnitte zwar teilweise noch vorhanden, sind aber aufgrund ständigen Steinschlages gesperrt. Nur kurz vor Sao Vicente hat man einen Blick auf die grünen Hänge der Steilküste. Dort hat einst der Brautschleierwasserfall direkt auf der darunter liegenden Küstenstraße geendet. Damals nannte man die Strecke die Car Wash Road, da die Einheimischen am Sonntag mit ihren schmutzigen Autos zur Wagenpflege hier her kamen. Nach einem Felssturz vor vielen Jahren ist die Straße nicht mehr befahrbar. Ein Aussichtspunkt bietet heute neben einem Souvenirladen dieses Bild.

Wenige Kilometer weiter wartet mit Sao Vicente einer meiner Lieblingsorte auf der Insel. Das Dorf hat nur wenige Einwohner aber ein wunderschönes Zentrum mit einer sehenswerten Kirche.
Wenn man in einer der kleinen Quintas der Nachbarschaft einmal, wie wir vor einigen Jahren, übernachtet, hat man am Nachmittag und Abend nach Abfahrt der Touristenbusse den wunderschönen Ort fast für sich alleine. Dann kann man den Ort mit seinen kleinen, engen Gassen richtig genießen.
Heute sitze ich selbst in einem dieser Busse und muss den Ort um 15:30 Uhr wieder verlassen. Da die Wolken, die am Vormittag noch über den Bergen gehangen haben, inzwischen verschwunden sind, fahren wir nicht durch den längsten Tunnel der Insel zurück an die Südküste, sondern nehmen den wesentlich schöneren Encumeada Pass. Dieser schlängelt sich durch den Wald bis in eine Höhe von 1007m. Auf der Passhöhe erwartet einem eine grandiose Aussicht. Es ist der einzige Ort auf der Insel, an der man bei guter Sicht sowohl das Meer im Süden, als auch an der Nordküste sehen kann. Auch hier gehen mehrere Wanderungen los, die an anderer Stelle später im Jahr noch Thema sein sollen. Für heute genügt ein kurzer Stopp an einem der schönsten Aussichtspunkte Madeiras.

Dies war auch der letzte Haltepunkt auf diesem Ausflug der mir und auch unseren Gästen einen generellen Überblick über den Wesen der Insel geben sollte. Und genau das hat der Tag auch geschafft. Mir hat er lieb gewonnene Erinnerungen zurück gebracht an unsere Zeit auf Madeira vor vielen Jahren. Den Touristen an Bord hat er entweder einen ersten Überblick gebracht, so dass sie bei weiteren Ausflügen tiefer in die Materie eindringen können oder mit dem Mietwagen selbst die Insel erkunden können. Für mich war es ein wunderschöner Tag in meinem "Büro".
Jürgen (Sonntag, 19 Juni 2022 14:08)
Hallo Olli.
Wusste nicht, dass Du Amerika, mein liebstes Urlaubsland inklusive Hawaii so gut kennst.
Da müssen wir mal bei einem Bier drüber sprechen.
Liebe Grüße
Jürgen
Omamama (Sonntag, 14 November 2021 18:35)
Da kann ich nur zustimmen, da ich dieses Durcheinander am eigenen Leib erfahren musste.