
Es ist Dienstag, der 05.02.2019, der Tag an dem wir von einer weiteren Fluglinie Abschied nehmen müssen. Im Laufe der Jahre habe ich in der Touristikbranche schon viele Airlines kommen und vor allem wieder gehen sehen, doch in den letzten Jahren häufen sich diese Fälle. Haben früher die Insolvenzen von TWA, Pan Am oder auch Hapag Lloyd für Aufsehen gesorgt, so waren es in den letzten 5 Jahren Air Berlin, Niki Air, Olympic Airlines und Small Planet, die ich persönlich mit unter die Erde bringen musste. Bei einigen Fluglinien, wie Air Berlin und Niki, war das über Monate hin abzusehen und irgendwie erwartet worden. An diesem Dienstag jedoch war es wie ein Schock, daß nun auch Germania vom Himmel verschwinden würde.
Erst eine Woche zuvor hatte die Öffentlichkeit von den Finanzproblemen der Airline erfahren. Und an diesem Dienstag war dann von heute auf morgen das Ende verkündet worden. Um 7:30 Uhr war mit einem ersten Blick auf mein Smartphone klar, daß ein langer Tag und eine anstrengende Woche auf mich und meine Kollegen warten würde. Da stand in einer Eilmeldung der Tagesschau, daß die Flotte der Germania schon heute am Boden bleiben würde. Und ausgerechnet Dienstags erwarteten wir auf Madeira 5 Flugzeuge von Germania.
Nur eine halbe Stunde später war ich bereits im Büro und versuchte das Chaos in den Griff zu bringen. Meine Erfahrung mit den Insolvenzen der anderen Fluglinien ließ eine gewisse Routine aufkommen. Also musste ich erst einmal checken, wie viele Gäste auf den einzelnen Flügen für Abflug und Ankunft geplant waren. Dann hieß es, sich einen Überblick über Alternativen zu machen. Schnell wurde klar, daß eben diese Alternativen fast nicht vorhanden waren. Eine einzige Maschine von Tui Fly fliegt Dienstags abgesehen von den Germania Flügen von Deutschland nach Madeira und von hier auch wieder zurück. Könnten wir da einige Gäste hin umbuchen? Wenn nicht, wann fliegen die Gäste dann ? Und wenn doch, wie sollen wir die Gäste so schnell informieren, daß sie um 11:30 Uhr im Flugzeug sitzen.
Die erste Frage wurde erstaunlich schnell positiv beantwortet. Unsere Zentrale im Krisenmanagement in Frankfurt hatte in weiser Voraussicht schon in der Nacht, als das Gerücht von der Insolvenz der Germania aufkam und ich noch ahnungslos geschlafen hatte, all unsere Gäste auf die Maschine der Tui Fly umgebucht. So schnell hatten wir das noch nie geschafft. Man merkt, daß auch unser Krisenmanagement immer mehr Erfahrung in solchen Fällen hat. Nun lag es an uns, dem Reiseleiterteam, die Gäste zu informieren und sie an den Flughafen zu bringen. Dank erfahrener Kollegen und genug Routine konnten wir bis auf drei Paare alle Gäste telefonisch oder persönlich erreichen und in ein schnell organisiertes Taxi setzen. Da mussten einige schon einmal vom Frühstückstisch geholt werden und sogar beim Packen geholfen werden. Die Verbliebenen Gäste, die zunächst nicht auffindbar waren, konnten wir im Laufe des Tages auch noch erreichen. Sie mussten nun aber eine weitere Nacht auf Madeira verbringen, um am nächsten mit einer Eurowings Maschine nach Köln zu fliegen. Das wiederum bedeutete für mich Stress, da die Hotels verlängert und die Flüge umgebucht werden mussten. Letztendlich jedoch waren alle Gäste mit unserem Service zufrieden und konnten zumindest an diesem oder dem nächsten Tag ihre Heimreise antreten.
Nun, da die abfliegenden Gäste versorgt waren, konnte ich mich um die ankommenden Touristen kümmern. Wann kommen sie nun mit welcher Fluggesellschaft bei uns auf Madeira an? Viele E-Mails und Telefonate später war klar, daß die meisten Gäste erst einen Tag später ankommen würden oder sogar ganz storniert hatten. Da wir am darauf folgenden Mittwoch und auch Donnerstag keine Germania Flugzeuge mehr auf dem Plan hatten, entspannte sich die Situation am Abend ein wenig. Erst am Freitag und am Wochenende sollten wieder Germania Flüge ankommen. Dennoch hieß es nun natürlich, die Abflüge der kommenden Tage und Wochen zu überprüfen und die Anrufe der Gäste zu beantworten.
Im Dezember waren wir das erste und, wie sich nun herausstellte, auch gleichzeitig das letzte Mal mit Germania geflogen. Unsere Reise nach Ägypten war auch Dank des exzellenten Service der Germania ein voller Erfolg. So fanden wir es nun sehr schade, daß die letzte deutsche Fluggesellschaft, die auf Mittelstreckenflügen noch ein warmes Essen kostenlos serviert hat, nun vom Himmel verschwunden ist. Für uns als Touristiker auf Madeira bedeutet dies, daß weniger Gäste von Flughäfen wie Bremen, Dresden oder Nürnberg hier her kommen werden, sofern diese nicht bereit sind, von größeren Airports wie München oder Frankfurt zu fliegen. Neben der Linienflüge von Lufthansa und TAP gibt es nun nur noch die Maschinen von Tui Fly, Condor und Eurowings aus Deutschland nach Funchal. EIn großer Verlust für alle Beteiligten.
Auf Wiedersehen Germania! Mach es gut!
Grüße auf dem Airline-Friedhof an die anderen Verblichenen und vor allem an die gute alte LTU.
Jürgen (Sonntag, 19 Juni 2022 14:08)
Hallo Olli.
Wusste nicht, dass Du Amerika, mein liebstes Urlaubsland inklusive Hawaii so gut kennst.
Da müssen wir mal bei einem Bier drüber sprechen.
Liebe Grüße
Jürgen
Omamama (Sonntag, 14 November 2021 18:35)
Da kann ich nur zustimmen, da ich dieses Durcheinander am eigenen Leib erfahren musste.