Fußball auf Madeira

Madeira ist eine winzig kleine Insel mitten im Atlantik und man sollte nicht glauben, welch große Rolle der Fußball hier spielt. IM Mai 2019 hatte das Eiland zwei Mannschaften in der ersten portugiesischen Liga, das ist ein Team mehr als das Bundesland Bayern in der kommenden Saison in der 1. deutschen Bundesliga haben wird. Gute Jugendarbeit war schon immer der Garant für gute Mannschaften in Portugal. Die großartigen Jugendmannschaften aus den Internaten von Sporting Lissabon und Benfica Lissabon sind da die besten Beispiele. Diesen Vorbildern haben in den letzten Jahrzehnten viele andere portugiesische Clubs erfolgreich nachgeeifert. Darunter auch die Clubs Maritimo und CD Nacional aus Madeira. 

Immerhin kommt von dieser kleinen Insel einer der größten Fußballer aller Zeiten und ein Vorbild für Millionen Jugendliche. Im Februar 1985 kam in der Hauptstadt Funchal Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro zur Welt. Heute kennt diesen Fußballer in aller Welt als CR7. Mit 3 Jahren begann er das Fußballspielen und schon schnell war sein unglaubliches Talent zu sehen. Auch die Verantwortlichen von Maritimo und CD Nacional wurden auf den Jungen aufmerksam und machten seinem Vater damals gute Angebote zum Vereinswechsel von seinem kleinen Heimatverein CF Andorinha. CD Nacional gewann den Kampf um Ronaldo und darf sich heute als Entdecker des Jungen feiern lassen. Mit 12 Jahren wechselte er auf die Fußball-Akademie von Sporting Lissabon und wurde zum teuersten Jugendlichen aller Zeiten. Schon mit 18 Jahren spielte er für Manchester United, später für Real Madrid und zur Zeit für Juventus Turin. Bis auf den Weltmeistertitel hat er alles gewonnen, was man im Fußball gewinnen kann, darunter bisher dreimal den Titel als FIFA-Weltfußballer des Jahres. Seine Wurzeln hat der millionenschwere Star jedoch nie vergessen und spendet immer wieder für humanitäre Zwecke und andere Projekte auf Madeira. So auch die Mittel für die Trainingsplätze auf dem Gelände von CD Nacional.

 

Als großer Sportfreund war ich selbstverständlich schon mehrfach in den Stadien beider Clubs auf Madeira während meiner Einsätze hier. Auch dieses Jahr konnte ich im Mai noch zwei Spiele in der portugiesischen Liga sehen können. Zunächst ging es zum Spiel zwischen Maritimo und CD Tondela. Das Stadion war während meines letzten Aufenthaltes auf Madeira vor 5 Jahren im Umbau befindlich. Lange hatte sich Nichts getan und bei meinem letzten Besuch war ich mit meinem Vater und einem Kollegen noch auf einer Baustelle gesessen. An diesem Tag jedoch war das Stadion fertig und zu einem echten Schmuckkästchen gewachsen. Es liegt mitten in der Stadt, nur wenige Schritte vom Hafen entfernt. Da ich spontan den Entschluss gefaßt hatte, an diesem Nachmittag ins Stadion zu gehen, hatte ich keine Tickets vorab gekauft und besorgte mir die Eintrittskarte direkt am Stadion. Ab 15.- Euro kann man bei Maritimo bei einem normalen Ligaspiel dabei sein. Hat man die Karte bekommen und das richtige Eingangstor gefunden, ist es völlig normal, auf welchem Sitz man Platz nimmt. Es stehen zwar Sitzplätze auf der Karte, doch schon die Dame an der Kasse sagte mir, daß es völlig egal ist, wo man sitzt, so lange man nur im richtigen Block ist. So nahm ich lange vor dem Anpfiff im Block hinter dem Tor Platz und genoss das herrliche Wetter über Madeira. Am Stand gab es eine kühle Brisa, das nationale Erfrischungsgetränk Madeiras und Erdnüsse. 

Um 15 Uhr begann dann das Spiel der beiden Mannschaften, die beide am viertletzten Spieltag der Saison noch gegen den Abstieg kämpften. Dementsprechend erwartete ich schon nicht unbedingt einen spielerischen Leckerbissen. Was ich dann jedoch geboten bekam, war ein wirklich schlechtes Spiel. Beide Teams boten eine vor allem spielerisch grausige Leistung, die in der dritten Liga Deutschlands anzusiedeln wäre. Auch die beiden Tore von Maritimo, die mehr oder weniger zufällig zustande kamen, konnten darüber nicht hinweg täuschen. Die Stimmung im Stadion war dank des Sieges gut, auch wenn nur rund 4000 Fans gekommen waren. Ich war froh, daß ich einen Sieg sehen konnte und dadurch auch in der nächsten Saison Erstliga-Fußball sehen darf. 

Das war umso wichtiger, da ich bei meinem Besuch bei CD Nacional leider den Abstieg erleben musste und somit in der nächsten Saison leider kein Benfica und Sporting hier zu sehen ist. An diesem Sonntag jedoch war noch einmal ein großer portugiesischer Club zu Gast. An einem herrlichen Sonntag Nachmittag ging es hinauf in die Berge oberhalb Funchals in das herrlich im Wald gelegene Stadion von Nacional gegen den FC Porto. Mit Porto kam ein Verein, der regelmäßig in der Champions League spielt und an diesem Sonntag als Tabellenzweiter noch Chancen auf die portugiesische Meisterschaft hatte. Dem Tabellenstand entsprechend war der Vorletzte gegen den Zweiten von Oben chancenlos. Der FC Porto war in allen Belangen überlegen und musste sich für das 4:0 gegen Nacional nicht einmal richtig anstrengen. Schon nach dem 0:1 in der 14. Minute war der Widerstand des Absteigers gebrochen und das Spiel entschieden. Dennoch hatten meinen Kollegen und ich einen sehr unterhaltsamen Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein. Sonne ist aufgrund der Lage in rund 500m Höhe im Stadion von Nacional eher selten. Schon oft hatte ich bei Besuchen zuvor das Problem, daß der Nebel im Stadion hängt und Spiele sogar schon abgebrochen werden mussten. Das war an diesem Nachmittag kein Thema. Dafür hätte wir besser Sonnencreme mitgebracht. So verabschiedeten sich rund 3000 Menschen, wobei über die Hälfte die Farben Portos trugen, von CD Nacional aus der Liga NOS, wie die portugiesische Liga genannt wird. Ein trauriger, aber schon länger erwarteter Tag für den Jugendverein des größten Fußballers der Gegenwart.