Currywurst-Test in Vorarlberg

Heimaturlaub ist für mich nicht nur das Zusammensein mit meiner Familie und das Erledigen des Haushaltes. In regelmäßig unregelmäßigen Abständen fahre ich bei einer guten Wettervorhersage einfach einmal los und fröne meinem Hobby, dem Skifahren. Nun gab es in diesem Winter im Schwarzwald keinen Schnee und auch im Allgäu sah es ziemlich schlecht aus. So machte ich mich in diesem Jahr mehrfach auf die Suche nach Schnee im österreichischen Bundesland Vorarlberg. Von meiner Wohnung sind es je nach Skigebiet zwischen 90 Minuten und etwas über 2 Stunden Fahrt. Also eine gute Möglichkeit morgens in das Skigebiet zu fahren und am späten Nachmittag wieder bei der Familie zu sein. 

Am Vorabend online geschaut, was der Wetterbericht sagt, ebenfalls online Leih-Ski reserviert und von Skischuhen bis Helm und Handschuhen schon alles bereit gelegt. So ist jedesmal die optimale Vorbereitung für einen Skitag im Vorarlberg. Am Morgen dann noch schnell Frau und Kind zu Arbeit bzw. Schule gefahren, und schon geht es los. Die Strecke führt mich immer über Schaffhausen auf die Schweizer Autobahn A1 entlang des nördlichen Bodensees. Spätestens ab St. Gallen ist es im Winter hell und beim Anblick des Panoramas steigt die Vorfreude auf den Tag. Die Berge des Kantons Appenzell mit dem Säntis als höchstem Gipfel liegen rechts von der Autobahn schneebedeckt in der aufgehenden Sonne. Links der Straße liegt der Bodensee noch unter seiner typischen Winter-Nebeldecke. Bei St. Margreten schwenkt die Autobahn nach Süden und folgt dem oberen Rheintal. Parallel zur österreichischen Grenze führt sie bis nach Chur. Bei Au verlasse ich jedoch diese Seite des Rheins und fahre bei Dornbirn nach Österreich ein, um gleich nach dem Ort auf der Bundesstraße 200 in den Bregenzerwald zu kommen. Von hier sind es nur noch rund 30 Minuten bis in das erste und gleichzeitig auch größte Skigebiet des Bregenzerwaldes, Mellau - Damüls.

Bis kurz vor den Ort Mellau war von Schnee keine Spur. Im Ort lagen dann wenige Millimeter, und auf dem stets im Schatten liegenden Parkplatz an der Gondelbahn war es sogar eisig. Die vorreservierten Ski waren schnell in dem Sportshop im Gebäude der Gondelbahn abgeholt, und schon um 10:15 Uhr saß ich in der Achtergondel von Mellau. 

Oben angekommen, stand ich dann erst einmal mit offenem Mund auf dem Plateau Rossstelle und genoss die phantastische Aussicht. Die schneebedeckten Gipfel schimmerten bereits am Morgen in der Sonne. Keine Wolke trübte den Himmel an diesem Tag. Lediglich der zähe Nebel über dem Bodensee und im Rheintal wollte nicht verschwinden. Also hinein in die Bindung und in den nächsten Sessellift. Die Pisten waren perfekt präpariert und dank moderner Lift-Technik kam ich bei zusätzlich sehr wenig Betrieb an diesem Donnerstag voll auf meine Kosten. Obwohl ich spürte, dass ich zum einen schon lange nicht mehr gefahren war und zum anderen die Ski ungewohnt waren, genoss ich jeden Schwung. Den Vormittag verbrachte ich fast ausschließlich im Skigebiet Mellau unterhalb des Wildgunten, ehe ich die neue Verbindungsbahn nach Damüls nutzte. Das Areal von Damüls ist deutlich größer als das von Mellau und bietet noch mehr Vielfalt an herrlichen Abfahrten. Bevor ich die sogenannte Damülser Runde in Angriff nahm, kehrte ich in der auf dem Weg liegenden Uga Alp ein. Es war noch früh und ausreichend Platz auf der sonnenüberfluteten  Terrasse. Die ersten Menschen saßen bei deutlichen Plusgraden in den Liegestühlen und ließen sich die Sonne auf das Gesicht scheinen. Ich war mehr an den Tagesgerichten interessiert und entschied mich für eine Currywurst mit Pommes. Ich weiß, in Österreich sollte man Kaiserschmarrn mit Apfelmus, Germknödel oder Käsespätzle essen, aber ich hatte nun mal gerade jetzt Lust auf eine Currywurst. Und siehe da, die Wahl war goldrichtig. Es gab eine richtig leckere Wurst mit knusprigen Pommes Frites für 9,50 Euro. 

Frisch gestärkt ging es dann wieder auf die Ski und den Nachmittag über auf die Pisten von Damüls. Selbst hier, im auf 1431m gelegenen, selbst ernannten "schneereichsten Dorf der Welt", waren viele grüne Flächen links und rechts der dennoch hervorragend präparierten Pisten. Der Schneemangel war in diesem Winter ein ernstes Problem für die Skigebiete der Alpen, egal ob Mittelgebirge oder Alpenresort. Der Klimawandel bedroht den Skitourismus ganz real und immer stärker. 

Ich ließ mich von diesem traurigen Szenario jedoch nicht herunterziehen und genoss weiterhin jeden Schwung. Und das, obwohl langsam meine Beine anmeldeten, daß ich langsam wieder nach Mellau zurückfahren sollte. So ging es also über mehrere Sessellifte zurück in das Gebiet von Mellau und an die Bergstation Mellaubahn. Da die Talabfahrt aufgrund von Schneemangel geschlossen war, musste ich mit der Bahn nach unten fahren. So endete ein perfekter Skitag gegen 16 Uhr an der Talstation beim Skiverleih, wo mich der sehr freundliche Mitarbeiter nach der Qualität der Ski und ganz allgemein nach meinem Skitag fragte.   

Ein paar Tage später der gleiche Ablauf. Diesmal jedoch an einem Samstag und mit meiner Tochter. Das bedeutet, dass alles etwas länger dauert und die Fahrt etwas früher losgehen muss, damit wir pünktlich im Skigebiet sind. Auch die Strecke war fast die Gleiche. Allerdings ließen wir Mellau diesmal rechts liegen und fuhren wenige Kilometer weiter nach Schoppernau. Dort liegt auf 820m Höhe die Talstation der Diedamskopf-Bahn. Auch hier war das Bild im Tal sehr traurig. Keine Schneeflocke lag rund um die Talstation. Nur ein Kunstschneeband war für die Anfänger am Ahornlift produziert worden. Dennoch waren wir guten Mutes, da die Schneeberichte gute Skibedingungen weiter oben vorhergesagt hatten. Auch hier ist der Ski Shop in der Talstation und so waren die Skier und die Schuhe für meine Tochter schnell besorgt. Schon an der Mittelstation änderte sich das Bild. Hier lagen plötzlich rund 80cm Schnee und das Panorama war auch hier überwältigend. Vor uns lag der 2090m hohe Diedamskopf und gegenüber konnte man in der Ferne das Skigebiet von Damüls erkennen, in dem ich ein paar Tage zuvor noch gefahren bin. Die Pisten sind am Diedamskopf sehr abwechslungsreich und auch für Anfänger und Fortgeschrittene sehr gut geeignet. So hatte auch meine Tochter mit ihren 8 Jahren einen tollen Tag auf Skiern. Auch wenn sie aufgrund fehlender Übung einige Male in den schon bald aufgrund der hohen Temperaturen weichen Schnee plumpste, hatte sie viel Spaß. Am Diedamskopf gibt es zum einen weniger Abfahrten, zum anderen auch wesentlich weniger Einkehrmöglichkeiten als in Mellau - Damüls. Wir entschieden uns für das Panoramarestaurant am Gipfel und waren auch hier überrascht, wie wenig Betrieb trotz Wochenende und herrlichem Wetters hier war. Da es weder Kaiserschmarrn, noch Käsespätzle in diesem Selbstbedienungs-Restaurant gab, fiel meine Wahl auch hier wieder auf die gute alte Currywurst. Für 10,50 Euro gab es eine große Portion. Die Qualität war jedoch längst nicht so gut wie zuvor in Damüls. Bisher lag also Damüls ganz klar in Führung was die Currywurst anging. Auch das Skigebiet von Mellau-Damüls ist aus meiner Sicht besser. Das liegt nicht an der Größe, sondern zum einen an der Tatsache, dass 90% des Skigebietes oberhalb der Baumgrenze liegen und somit bei schlechteren Wetterbedingungen die Sicht doch stark eingeschränkt ist. Zum anderen sind die Liftanlagen am Diedamskopf leider nicht mehr auf dem neusten Stand. Zu oft gibt es noch Schlepplifte und langsame Sessellifte. Dennoch hatten wir bis ca. 15 Uhr einen großartigen Tag oberhalb von Schoppernau. Dann zogen die angekündigten Wolken auf und es begann später auch noch zu regnen. Das konnte meine Tochter nicht davon abhalten, am Ahornlift im Tal noch ein paar Runden zu drehen. 

Wieder ein paar Tage später machte ich mich wieder auf den Weg. Die dritte Currywurst wollte getestet werden. Auch dieses Mal ging es auf der Schweizer Seite des Bodensees entlang in die schneebedeckten Alpen. Erneut erwartete mich ein wolkenloser Tag mit erstaunlich guten Schneebedingungen. Ziel meines Tagesausfluges war das Brandnertal oberhalb der österreichischen Stadt Bludenz. Exakt zwei Stunden dauerte die angenehme Fahrt und trotz guten Wetters war auf dem Parkplatz im Dorf Brand noch kaum ein Auto. Auch beim Skiverleih war ich an diesem Morgen vollkommen alleine. So stand ich schon kurz vor 10 Uhr an der Talstation der Dorfbahn bereit zum Aufstieg in ein mir bis dahin noch unbekanntes Skigebiet. Schon aus der Gondel konnte ich sehen, was für ein großartiges Skigebiet und vor allem Berg-Panorama mich an diesem Tag erwarten würde. Sonne pur, kaum Menschen und wirklich gut präparierte Pisten !

Unterhalb des genau 2000m hohen Glattjochs erlebte ich einen perfekten Skitag auf nicht all zu schweren, aber aufgrund der Landschaft herausragenden Abfahrten. Die Lifte sind auch hier nicht die Modernsten, aber bei dem herrlichen Wetter darf eine Sesselliftfahrt auch schon einmal etwas länger dauern. Muss man bei der Qualität der Liftanlagen einige Abstriche im Vergleich zu anderen Skigebieten machen, so darf man bei der Verpflegung einige Highlights erwarten. Immerhin acht Hütten bzw. Restaurants locken die Skifahrer in diesem doch recht kleinen Skigebiet. Einige, wie die Rufana Alp oder der Alpengasthof Melkboden, sind urig und bieten leckerste Vorarlberger Spezialitäten, andere wie das Restaurant Frööd oder das Restaurant Goona sind modern und mit Selbstbedienung. In Letzterem verbrachte ich an diesem Tag meine Mittagspause. Auch wenn mir der sehr nette Koch hinter der Theke einige andere Vorschläge machte, so musste ich natürlich meinen Currywurst-Test fortführen. Und was soll ich sage, es war nicht nur die größte Portion, sondern mit größtem Abstand auch die beste der von mir getesteten Currywürste. Eine gut gebratene Wurst, knackige Pommes und eine hervorragende Sauce machten dieses eigentlich profane Gericht zu einem kulinarischen Höhepunkt. So reihte sich das Essen an diesem Tag nahtlos in die Reihe der schönen Erlebnisse ein. Sonne, Schnee, gutes Essen und wenige Menschen in einem Skigebiet, das sich mir als Geheimtipp unter den Familienskigebieten vorstellte.