Zurück auf Madeira

Nach drei Monaten und sechs Tagen war für mich die Kurzarbeit vorbei und der Arbeitsalltag sollte mich wieder haben. Vorbei war es mit der Familienzeit, den Wanderungen in der Umgebung und dem Heimaturlaub. Am 25.6.20 ging es mit der durch die Corona-Krise schwer gebeutelte Lufthansa zunächst nach Lissabon und von dort mit der portugiesischen Airline TAP weiter nach Funchal, Madeira. Die Anreise alleine war diesmal schon ein Abenteuer. Obwohl ich ja schon sehr oft geflogen bin ich auch schon oft diese Strecke und den Abflughafen Frankfurt gewählt hatte, war es diesmal wie ein erstes Mal Fliegen überhaupt. 

Wie würde der erste Flug unter Corona-Bedingungen wohl sein ? Ist der Flieger voll ? Wie sind die Regeln ?

Die Antworten waren, wenn man bedenkt, daß das ganze Land vor wenigen Wochen noch komplett still stand und sich seitdem ja nicht wirklich viel zum Guten geändert hatte, ernüchternd. 

Es gab am Flughafen Frankfurt zahlreiche neue Regeln, die sich im Gesamtbild als völlig nutzlos herausstellten. So, dürfen Familienmitglieder, die Fluggäste bringen oder abholen nicht in das Flughafengebäude. Drinnen gilt im ganzen Gebäude Maskenpflicht und Sicherheitsabstand von 1,5m . Das ist soweit ok und für jeden nachvollziehbar, Warum dann aber am Gate nur jeder 2. Platz belegt werden darf und später im Flugzeug jeder Sitzplatz, macht für mich keinen Sinn. Das Boarding war bei Lufthansa wie immer. Nach den Gold-Card-Besitzern und der ersten Klasse, durften alle gleichzeitig in das Flugzeug steigen. Hier wurde nicht nach Reihen aufgerufen oder sonst irgendwie dafür gesorgt, daß der Abstand eingehalten werden kann. Beim Aussteigen in Lissabon war es dann auf einmal ganz wichtig, daß erst die ersten fünf Reihen, dann die nächsten fünf und so weiter aussteigen ! Wo ist da der Sinn. Da dieses Prozedere natürlich noch länger dauert wie sonst, und ich mit Reihe 39 der letzte war, der aussteigen durfte, konnte ich gerade noch rechtzeitig meinen Anschlussflug nach Funchal erreichen. Kurioserweise war es hier nun genau umgekehrt. Da musste man plötzlich nach Reihe sortiert in das Flugzeug, später in Funchal durfte man dann wieder völlig unorganisiert die Maschine verlassen. Es wäre schön, wenn einem jemand diese unsinnigen und vor allem unterschiedlichen Regeln erklären würde. Warum gibt es keine europaweit geltenden Corona-Regeln ? Warum macht jedes Land und sogar jeder Flughafen und jede Airline was sie will ? 

Diese Frage gilt auch für die zur Zeit gültigen Einreisebestimmungen. Nach Lissabon darf man ohne jede Einschränkung fliegen ! Will man aber nach Madeira, so benötigte man am 25.6. noch einen vor spätestens 72 Stunden gemachten negativen Corona-Test als Beweis und als Eintrittskarte nach Funchal. Hat man diesen Test nicht, musste man damals noch 14 Tage in einem Hotel in Quarantäne. Inzwischen ist es seit 1.7. bis auf Weiteres so, daß man den Test auch kostenlos am Flughafen machen kann wenn man ihn nicht von zu Hause mitbringt, Das ist schön und gut organisiert aber ebenfalls fragwürdig. Was passiert, wenn der Gast sich nach dem Test im Heimatort zum Beispiel am Flughafen oder im Flugzeug infiziert hat ? Warum darf man nach dem Test am Flughafen Madeira ohne Probleme und Einschränkungen in sein Hotel fahren und dort auf das Ergebnis warten ? Würde es nicht Sinn machen, in Quarantäne zu bleiben bis das Ergebnis da ist ? Und warum zahlt der portugiesische Staat nicht den Test für alle Urlauber, die nach Madeira kommen wollen schon vor Reiseantritt so zusagen als notwendiges Visum, wenn er den Test vor Ort auch bezahlt ? Fragen über Fragen und leider keine vernünftigen Antworten. 

Ich hatte den Test 72 Stunden vor Abflug in Singen im Krankenhaus machen lassen und hatte somit keine Probleme bei der Einreise. Im Gegenteil, ich war noch nie so schnell aus dem Flughafen Madeira hinausgekommen. Bei unserem Mietwagenanbieter Madeira Rent konnte ich gleich meinen Wagen entgegennehmen und bezog für die ersten Nächte ein schönes Zimmer im Hotel Orca Praia.

Dort wurde mir gleich vor Augen geführt, was es heißt in Zeiten wie diesen in Urlaub zu fliegen. Nach den Corona Tests am Flughafen gab es nun am Eingang des Hotels die nächsten Maßnahmen. Noch vor Betreten des Hauses wurde mein Gepäck und meine Schuhe desinfiziert. An der Rezeption erwartete mich ein Temperatur-Scanner, der meine Körpertemperatur gemessen hat und ein Rezeptionist, der hinter einer Plexiglasscheibe mit Gesichtsmaske meinen Ausweis forderte. 

Im Zimmer gab es keine besonderen Richtlinien. In den öffentlichen Räumen besteht jedoch im ganzen Hotel Maskenpflicht. Auch im Restaurant, wobei man dort an seinem Platz die Masken dann abnehmen darf. Das sonst hier übliche Frühstücksbuffet sucht man in seiner gewohnten Größe zunächst vergeblich. Am ersten Morgen standen einige Teller mit Obst, Schinken und Käse bereit. Die Angestellte erkundigte sich, was man gerne haben möchte und brachten es an den Platz. Selbstbedienung ist in der Corona-Krise nicht mehr möglich. 

Am nächsten Morgen wurde bei einer ersten Fahrt durch die Stadt zu meinem Büro wurde schnell klar, daß hier in Funchal noch absolut Nichts so ist, wie es einmal war. Bis auf einige ganz wenige Hotels sind alle anderen Unterkünfte noch geschlossen. Das gilt auch für die meisten Restaurants in der Hotelzone. Nur im Zentrum Funchals, wo auch in normalen Zeiten hauptsächlich Einheimische unterwegs sind, war alles geöffnet. Man versprach mir schnell, dass alles nach und nach öffnen würde, wenn ab 1.7. erst einmal die Tourismusindustrie auf Madeira wieder hochgefahren werden soll. Der erste Eindruck war jedoch der einer Geisterstadt wo sonst das brodelnde Leben herrschte.

 

Ich bin gespant, wie die ersten Wochen mit Touristen hier auf Madeira verlaufen werden und ob es einen Anstieg der Corona-Fälle hier geben wird. Bei meiner Ankunft am 25.6. gab es zwei aktive Fälle, die beide aus Lissabon eingeschleppt worden waren.