Südtirol und Gardasee

Wie bereits im letzten Jahr, so wollten wir auch in diesem Winter in den Ferien unseren Urlaub in Italien verbringen. Da wir dieses Jahr aber das Skifahren mit dem Sightseeing verbinden wollten, hatte ich in den Südtiroler Bergen ein Hotel in dem kleinen Ort Antermoia gebucht. Die Bewertungen des Hotel Antermoia waren sehr gut und so fuhren wir voller Vorfreude am 21.12.22 in den Süden.

Und in der Tat stellte sich das kleine Hotel als ein echter Geheimtipp heraus. Das Hotel ist sauber und nett gestaltet, die Zimmer geräumig, der Service freundlich und gut, und vor allem das Essen hervorragend. Jeden Abend erwartete uns ein ausgezeichnetes 4-Gang Menü und morgens ein leckeres Frühstücksbuffet, bei dem man sich das Omelett und die Spiegeleier selbst zubereiten kann. Einziger Negativpunkt war die Lage des Hotels etwas weiter von den Pisten und Liftanlagen entfernt in einem Ort 9km von der Hauptstraße entfernt, der nur über viele Serpentinen erreichbar war. Dennoch arrangierten wir uns mit der Lage und konnten dank Auto und Skibus gleich in zwei der besten Skigebiete Italiens Skifahren. Im winzigen Ort Pikolein bei St. Martin ist die Talstation einer Gondel, die uns nach St. Vigil brachte. Dort wiederum mussten wir mit einer anderen Gondel über den Ort schweben, um dann mit der nächsten Gondel auf den Kronplatz zu schweben. 

Der Kronplatz ist ein 2300m hoher Berg in der Nähe von Bruneck, dessen größtes Merkmal es ist, dass man von allen Seiten auf den Gipfel fahen kann. St. Vigil, Reischach und Olang sind die Orte rund um den Berg, der mit über 30 Liftanlagen und wunderschönen, teilweise sehr langen Waldabfahrten versehen ist. Dort, wo ich vor 47 Jahren als Kind mit dem Skifahren begonnen hatte, durfte ich nun meiner Tochter das Skifahren in Südtirol beibringen. Der Schnee ist ausreichend, die Pisten perfekt präpariert und trotz den Winterferien in Deutschland ist nur wenig Betrieb an den Liften. Kurzum, die Bedingungen unter strahlendem Sonnenschein waren perfekt. 

Auch das zweite Skigebiet in der Umgebung lies Erinnerungen aus meiner Kindheit wieder erwachen. Damals in den 80er Jahren war ich mit meiner Familie oft in den Südtiroler Dolomiten unterwegs. Über 40 Jahre später war ich nun wieder in Corvara, dem Herzen des Skigebietes Alta Badia. Einiges hatte sich in den Jahren verändert. Die Dolomiten waren inzwischen von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt worden und die Skigebiete sind dank neuer Liftanlagen wesentlich moderner geworden. So war an Heiligabend die berühmte Sellaronda, eine 27km lange Skirunde rund um das Bergmassiv Sella für uns auch zeitlich überhaupt kein Problem. Die spektakulären Bergmassive Langkofel, Ciampinoi und Marmolada begleiteten uns über die 4 Alpenpässe Sella, Grödner, Pordoi und Campognole. Die Wintersportorte Colfosco, Wolkenstein, Canazei und Arabba verbanden traumhafte Abfahrten und die ein oder andere längere Gondelfahrt. Vom Panorama her und auch von den Pisten her ist die Runde um die Sella ganz großes Kino. Ich war in über 140 Skigebieten weltweit unterwegs, aber die Dolomiten und speziell die Gegend rund um Corvara gehört für mich zum Besten überhaupt. 

Mein größtes und schönstes Weihnachtsgeschenk hatte ich an diesem Tag schon vor der Bescherung erhalten: Einmal im Leben mit meiner Tochter zusammen die Sellaronda zu fahren!

Die ganze Woche über hatten wir viel Glück mit dem Wetter und konnten die Dolomiten in vollen Zügen genießen. Auch an unserem skifreien Tag, dem Geburtstag meiner Frau Michaela, erlebten wir diese traumhafte Landschaft bei Sonne und Schnee. Über Bruneck ging es im Pustertal etwas weiter nach Osten durch Innichen und Toblach in die Urlaubsmetropole Sexten. Sexten liegt am Fusse der Drei Zinnen. Auch wenn man diese wohl bekannteste Felsformation der Dolomiten nicht direkt vom Ort aussehen kann, so ist Sexten dank seiner vielen Hotels und Ferienwohnungen doch der Ausgangspunkt dazu. Wir konnten im Winter nur eine kurze aber landschaftlich herausragende Wanderung machen. Vom Parkplatz zu Beginn des Fischleintals konnten wir in eben dieses Tal tief hineinlaufen und am Ende in der Talschlusshütte eine leckere Brotzeit genießen. Die Sonne, der glitzernde Schnee, das gute Essen und natürlich die bizarren Felsformationen links und rechts des Weges haben diese Wanderung zu einem der Höhepunkte auf unserer Reise gemacht. 

Nach einer Woche in Schnee und Sonne wechselten wir den Ort und leider zunächst auch das Wetter. Von Antermoi ging es für uns nach Süden. Über das Grödnerjoch fuhren wir nach St. Ulrich und Kastelruth nach Bozen. Dort ging es auf den Weihnachtsmarkt, in die Altstadt mit der sehenswerten Einkaufsstraße Unter den Lauben und auch ins das Südtiroler Archäologiemuseum. Auf dem Markt, der sich durch die Altstadt schlängelt kosteten wir die ein oder andere Südtiroler Spezialität, und im Museum bewunderten wir die Mumie des in der Nähe von Bozen im Ötztal gefundenen Mann aus dem Eis, dem sagenhaften 5300 Jahre alten Ötzi. Noch eine Riesenbrezel auf dem Weihnachtsmarkt und schon ging die Reise weiter nach Süden. Auf der Autobahn A22 verließen wir die Dolomiten und erreichten nach nur knapp zwei Stunden Fahrt Trento und Rovereto. Hier beginnt die Region um den Gardasee. Der mit 23863qkm größte See Italiens sollte für die nächsten 7 Tage unser Ziel sein. 

Auch hier waren meine Frau mit ihrer Familie und ich mit meinen Eltern bereits in unserer Jugend mehrfach gewesen. Doch ähnlich wie in Südtirol hat sich auch hier in den letzten Jahrzehnten so viel verändert, dass wir beide nicht mehr viel erkannten. Zudem schlugen wir im Vergleich zu den damaligen Besuchen diesmal unser Domizil im Süden des Sees auf. Hier ist der See breiter und hat mehr den Charakter eines Meeres, während im Norden der Lago di Garda mehr einem Fjord zwischen den bis zu 2000m hohen Bergen ähnelt. 

Wir hatten über Booking.com eine Unterkunft in Castelnuovo del Garda gebucht. Und ähnlich wie in Südtirol hatten wir damit das große Los gezogen. Das Albergo Corte Malaspina hat zwar nur 2 Sterne, ist aber ein mit viel Liebe zum Detail privat geführtes kleines Hotel mit sehr viel Charme. Das Zimmer war groß und gemütlich, das Frühstück eine Mischung aus Buffet und Service und die Lage zu vielen Sehenswürdigkeiten optimal. Überragend waren die Sauberkeit und die Freundlichkeit des Besitzers und des gesamten Personals. 

In den folgenden Tagen hatten wir immer wieder einmal Regen, viel Nebel und Bewölkung aber eben auch eine Menge Spaß bei all den sensationellen Attraktionen der Umgebung.

Nur wenige Kilometer von unserer Unterkunft waren die mittelalterlichen Städte Peschiera del Garda, Lazise und Borghetto, sowie die Freizeitparks Gardaland, Sea Life Gardasee, Parco Natura Viva und Movieland Caneva. Aufgrund des regnerischen Wetters verzichteten wir auf einen Besuch des Freizeitparks Gardaland und besuchten das Aquarium Sea Life sowie an einem anderen Tag den Tierpark Parco Natura Viva. Begeistert waren wir von den Burganlagen in Peschiera, dem Weihnachtsmarkt in der romantischen Altstadt von Lazise und dem winzigen mittelalterlichen Dorf Borghetto, dessen Besuch uns der Hausherr unseres Hotels als Tipp mit auf den Weg gab. 

In Sirmione ging es auf die historische Burganlage Castello Scaligero und zu den Überresten einer römischen Villa in der Ausgrabungsstätte Grotte di Catullo aus dem Jahr 150 n.Ch.. Die südlichste Stadt am Gardasee liegt in der Region Lombardei und der Region Breschia und gefiel uns ausgezeichnet. Das Schlendern durch die mittelalterlichen Gassen machte hier wesentlich mehr Spaß als in einigen Orten weiter nördlich, da hier die meisten Geschäfte und Eiscafes geöffnet hatten und nicht in den winterlichen Tiefschlaf gefallen waren.

Auch in Bardolino in der Region Venetien und Provinz Verona war es recht lebhaft. In der für ihr umliegendes Weinanbaugebiet bekannten Stadt besuchten wir den Weihnachtsmarkt, die Altstadt und natürlich auch das Weinmuseum. 

Nicht direkt am See, aber doch unweit von Garda liegt hoch in der Gebirgskette des Monte Baldo das Bergdorf Spiazzi. Hier wurde auf sehr waghalsige Art und Weise die Kirche der Madonna di Corona in den Fels gehauen. Die Anfahrt und der Fußweg dorthin sind abenteuerlich. Und doch lohnt es sich die Mühen auf sich zu nehmen, denn der Anblick der spektakulären Kirche ist atemberaubend. Wir hatten zunächst Nebel und konnten nur kurz die volle Schönheit des Klosters genießen. Dafür nutzten wir trotz schlechten Wetters die Möglichkeit, eine rund einstündige Alpaka Wanderung zu unternehmen. Welch spirituelles Erlebnis mit liebenswerten Tieren.

In den letzten beiden tagen wurde das Wetter am See besser und wir machten uns auf in den Norden des Sees. Von der Region Venetien ging es zurück in die Region Trention - Südtirol. Dort liegen so berühmte Orte wie Malcesine mit seiner Scaligerburg und das vor allem bei Surfern berühmte Torbole. Da beide Ortschaften wie ausgestorben erschienen und alles geschlossen war, fuhren wir alsbald weiter nach Riva del Garda. Die größte Stadt am See gefiel uns wieder besser, da hier wieder Leben zu spüren war. Der Weihnachtsmarkt am Ufer und im Herzen der Stadt war offen und bot reichlich Leckereien an. Die Restaurants waren ebenfalls wieder offen und boten uns vor der Rückfahrt nach Deutschland noch einmal italienische Spezialitäten wie Pizza und Pasta. 

Besonders gefielen uns in der Umgebung Rivas die Altstadt von Arco, der Wasserfall Cascada di Varone in einer atemberaubenden Schlucht, der Lago di Tenno, die Altastadt von Tenno und vor allem die mittelalterliche Stadt Canale. Bei nun wieder super Wetter waren wir von dem Mix aus mittelalterlicher Architektur und moderner italienischen Lebensweise begeistert.

 

So endete unser diesjähriger Urlaub im Norden Italiens mit einem sonnigen Tag am fjordartigen Teil des Gardasees und letztlich einer stressfreien Heimfahrt über den Brenner und einem Mittagessen in St. Anton am Arlberg. Wieder einmal war es eine harmonische Reise mit vielen Höhepunkten und Attraktionen für jedes Familienmitglied.