Die ersten Monate meiner neuen Tätigkeit im Reisebüro arbeitete ich im Dertour Reisebüro Konstanz im Herzen der Stadt um mich in die Systeme Amadeus, Toma und Co einzuarbeiten. Das hatte den Nachteil der langen Anreise aus Gottmadingen. Jeden Morgen und Abend eine Bahnfahrt von fast einer Stunde war bei den vielen Verspätungen und Streichungen der Deutschen Bahn kein Spaß. Der Vorteil war dafür die unglaublich gute Lage des Arbeitsplatzes. Nur wenige Schritte vom Bahnhof an der Markstätte 17 direkt vor einem bei Touristen sehr beliebten Brunnen liegt das Dertour Reisebüro Konstanz. Nun war der Zulauf in meinen 2 Monaten dort eher gering, was die Pfingstferien und den eh eher ruhigen Juni als Grund hatte. Dadurch konnte ich dort nicht so viel lernen, wie ich gerne hätte. Dafür waren die Mittagspausen immer sehr angenehm. Entweder ich war mit meinen sehr netten Kollegen in der Umgebung Essen, oder ich war auf eigene Faust unterwegs und entspannte in der Sonne am See. Der Bodensee liegt nur einen Steinwurf vom Büro entfernt und ist wie gemacht für eine einstündige Pause vom Alltag. Jede Stunde dort war für mich wie ein kleiner Urlaub. Eine Currywurst vom Würstchenstand gleich neben dem Bahnhof, ein Eis genießen auf der Parkbank mit Blick auf die einlaufenden Touristenschiffe, oder ein Kaltgetränk mit den Füßen im Wasser, es war jedes Mal ein Highlight.
Die Zeit, als meine Frau und Tochter im Urlaub in Tunesien weilten, nutzte ich, um meine Bodenseeerlebnisse ein wenig aufzufrischen. Jahrelang kannte ich den See und die Umgebung nur im Winter wenn ich zwischen meinen Einsätzen im Ausland 2 Monate zu Hause war. Richtig genießen konnte ich die Lage unseres Wohnortes aber nie. Jetzt ist das anders. Jedes Wochenende könnte ich in einer der schönsten Urlaubsregionen Deutschlands selbst Urlaub machen. In dieser besagten Woche begann ich damit und machte mich Sonntags auf auf die Insel Reichenau.
Die kleine Insel im sogenannten Gnadensee ist per Bahn und Bus leicht erreichbar. Vom Festland führt eine Pappelallee über einen Damm auf die Insel mit den drei kleinen Siedlungen Oberzell, Mittelzell und Niederzell. Ich fuhr mit dem Bus durch alle drei Ortschaften und endete in Mittelzell, dem Hauptort Reichenaus. Auf dem Weg dorthin passiert man viele Felder und Gewächshäuser, was der Insel den Beinamen Gemüseinsel eingebracht hat. Die Hauptattraktion der Insel ist noch heute das 724 erbaute Benediktinerkloster Reichenau, das längst weltkulturerbe der UNESCO ist. Auf meinem gemütlichen Spaziergang über die Insel kam ich vorbei an dem Münster St. Maria und Markus in dessen Schatzkammer die wertvollsten Exponate der deutschen Kirchengeschichte liegen: die drei Reliquienschreine. Der Kräutergarten im Hinterhof wurde zwar erst 1991 erbaut, ist aber eine Nachbildung des Hortulus, dem ältesten Beispiel für Gartenkultur in Deutschland.
So viel Kultur macht hungrig und durstig. Gut, dass ganz in der Nähe einige gute Restaurants mit regionalen Köstlichkeiten auf einem warten. Ich war am Selbstbedienungsrestaurant am Yachthafen und entspannte mit Blick auf den See. Später überquerte ich die Insel und genoss ein Eis an der Schiffsanlegestelle. Dort musste ich noch ein wenig warten, bis ein Schiff der Bodenseeschifffahrtsbetriebe mich nach Radolfzell brachte. Das Schiff hieß passenderweise auch Radolfzell und ist das älteste noch tätige Schiff, das Touristen auf dem Bodensee herumschippert. In Radolfzell wartete bereits mein Zug, der mich diesmal pünktlich nach Hause brachte. Es war nur ein Sonntag im Juni und doch fühlte es sich an wie ein Urlaub am Bodensee.
Nur wenige Tage später nutze ich die Bodenseeschifffahrtsbetriebe erneut für eine herrliche Rundfahrt auf dem Bodensee. Ein Feuertag im Juni bot sich an, als meine Eltern zu Besuch waren, die Gegend erneut zu erkunden. Diesmal ging es per Zug zunächst nach Überlingen am Überlinger See. Die 22 000 Einwohner zählende Stadt, die 770 erstmals urkundlich erwähnt wurde, besticht durch ihre historische Altstadt die vom Münster St. Nikolaus überragt wird. Herrliche Fachwerkhäuser reihen sich aneinander. Die lange Uferpromenade zählt zu den Schönsten am Bodensee. Die Reste der Landesgartenschau 2021 wurden sehr gut in das heutige Stadtbild integriert, so dass ein Spaziergang durch Überlingen wirklich ein Erlebnis ist. In einem der zahlreichen Restaurants an der Promenade gibt es lokale Spezialitäten wie Bodenseefelchen oder Dünnele.
Ganze 11 Euro pro Person kostet die Fahrt mit einem Bodenseeschiff von Überlingen nach Konstanz. Wir fuhren mit der "Überlingen" von eben dort mit Zwischenstopps in Dingelsdorf, Unteruhldingen, Mainau und Meersburg nach Konstanz. Traumhaftes Wetter mit einer leichten gut zu ertragenden Brise machten den Tag zu einem perfekten Urlaubstag im Naherholungsgebiet Bodensee.
Jürgen (Sonntag, 19 Juni 2022 14:08)
Hallo Olli.
Wusste nicht, dass Du Amerika, mein liebstes Urlaubsland inklusive Hawaii so gut kennst.
Da müssen wir mal bei einem Bier drüber sprechen.
Liebe Grüße
Jürgen
Omamama (Sonntag, 14 November 2021 18:35)
Da kann ich nur zustimmen, da ich dieses Durcheinander am eigenen Leib erfahren musste.