Die Vereinigten Staaten von Amerika sind für viele Reisende das Sehnsuchtsziel Nummer 1 und steht bei fast jedem auf der ganz privaten "To-Do-Liste". Das ging in den frühen 80er Jahren auch meiner Familie und mir so. Einmal die Freiheitsstatue sehen, einmal am Grand Canyon stehen und einmal über die Golden Gate Bridge laufen, das war unser Traum. Von 1981 an erfüllten wir uns auf vielen Reisen diesen und viele weitere Träume immer wieder. Zwölf phantastische Reisen habe ich bis heute in die USA unternommen und dabei fast alle der 50 US-Staaten zumindest einmal betreten. Lediglich in Kansas, Oklahoma und Kentucky war ich bisher nicht gewesen. Alle anderen Staaten habe ich von 1981 bis heute besucht und in den meisten Fällen auch lieben gelernt. Viele der im Reisebuch genannten "1000 places to see before you die" habe ich dabei abgehakt und fast alle Nationalparks besucht. Auf den folgenden Seiten will ich diese Sehenswürdigkeiten vorstellen.
Neben Hawaii ist Alaska einer von zwei Staaten, die nicht an das Festland der USA grenzen. Es ist mit 1,5 Millionen Quadratkilometern der größte Staat der USA und hat doch die geringste Bevölkerungsdichte mit insgesamt nur rund 750 000 Einwohnern. Die "Last Frontier" wie der Staat sich selbst nennt war seit 1898 seit dem großen Goldrausch das Ziel Tausender. Heute suchen noch immer einige Unverbesserliche nach Gold in den Flüssen Alaskas. Die meisten Menschen kommen aber inzwischen, um die grandiose Natur des Staates zu genießen. Da ist es kein Wunder, daß die vier Orte im Reisebuch "1000 places to see before you die" unmittelbar mit der Natur zu tun haben. Bis auf das dort genannte Hundeschlittenrennen Iditarod von Anchorage nach Nome habe ich die Orte selbst besucht und war von den Bergen, den Seen, den Gletschern, den Walen und den Bären begeistert.
Nach meiner letzten Saison für Stumböck Reisen in Kanada habe ich mich im Jahr 2000 mit einem umgebauten Dodge Ram auf den Weg nach Norden gemacht. Mein Ziel war Alaska und die ausgesuchte Route dorthin der Alaska Highway. So ging es also durch endlos erscheinende Wälder immer weiter in den Norden bis ich nördlich von Beaver Creek die Grenze überquert habe. Die Landschaft änderte sich nicht so sehr. Der Highway hatte nun nicht mehr die Nummer 1, sondern die Nummer 2, hieß aber immer noch Alaska Highway. Die nächsten Meilen waren einsam, aber nicht eintönig. Unzählige kleine Seen tauchten links und rechts der Straße auf und dank der Sonne im Mai taute das Eis an manchen Stellen schon auf. Die Berge der Wrangell-St. Elias Range im gleichnamigen Nationalpark im Westen waren zu dieser Jahreszeit noch stark verschneit. Ich konnte den Park im Mai nicht betreten, konnte ihn aber auf meiner Route nach Anchorage einmal fast umrunden. Später sollte ich bei Valdez auch noch einige der Gletscher aus der Nähe sehen. Zunächst jedoch ging es über die kleine Siedlung Tok, wo der Highway 1 abzweigt, weiter nach Anchorage.
Anchorage liegt am Cook Inlet und ist mit rund 300 000 Einwohnern die mit Abstand größte und wichtigste Stadt des Staates. Sie ist das Wirtschaftszentrum Alaskas und für Reisende ein optimaler Versorgungspunkt, ehe es zu den wilden Naturschönheiten der näheren und weiteren Umgebung geht. Auch für mich ist Anchorage nur eine Durchgangsstation. Proviant aufladen, eine Nacht in einem guten Motel und noch einmal ein Kino von innen sehen, das waren meine Intentionen. Da die Stadt selbst zwar eine schöne Skyline mit den Bergen im Hintergrund, sonst jedoch keine großen Sehenswürdigkeiten hat, ging es bald weiter in die Nationalparks.
Zunächst ging es auf Highway 3 in nördlicher Richtung. Auf der Fahrt merke ich eine Ähnlichkeit zu meinen Fahrten von Calgary Richtung Banff. Damals ging die Fahrt immer durch die Prärie und die Foothills direkt auf die Rocky Mountains zu. Jetzt verließ ich Anchorage und fuhr auf die Denali Range zu. Der gleichnamige Denali National Park war noch in weiter Ferne, da sah ich das Ziel des Ausfluges schon von Weitem. Der 6193m hohe Mount Mc Kinley lag vor mir. Er ist der höchste Gipfel Nordamerikas, der nach dem 25. US-Präsidenten benannt wurde. Der Denali National Park ist ein gewaltiges Stück Natur. Im Winter haben die Elche, Bären und Adler den Park noch für sich. Erst ab Juni ist der 25 000qkm große Park auch für Touristen geöffnet. Ich war dementsprechend damals nah dran, aber noch nicht drin gewesen. Vielleicht habe ich irgendwann ja noch einmal die Chance, Alaska im Hochsommer besuchen zu können. Dann steht der Denali National Park ganz oben auf der Liste.
Von Anchorage aus führt der Seward Highway 1 am Meer entlang auf die Kenai Peninsula im Süden. Wer, wie ich, nur wenige Tage Zeit hat, um Alaska zu besuchen, der sollte die Kenai Halbinsel auf jeden Fall auf seinem Programm haben. Dort findet man all das, was Alaska ausmacht. Gletscher, Fjorde, schneebedeckte Berge und eine atemberaubende Flora und Fauna.
Schon in Girdwood wartet das erste Highlight am Seward Highway, das Alyeska Resort. Dieses nördlichste Skigebiet der USA soll an anderer Stelle unter den Skigebieten der Welt näher vorgestellt werden. Weiter ging es für mich auf einer 200km langen Strecke, die hinter jeder Kurve ein einmaliges Panorama bot. Ziel des Highways ist der winzige Ort Homer. 500 Menschen leben in diesem Künstlerörtchen, in dem man sich im Salty Dawg Saloon trifft. Klar, daß ich da einen Burger essen musste. Nach dem Lunch musste ich den gleichen Weg wieder zurück. Kurz hinter Cooper Landing zweigt Highway 9 nach Süden ab und führt mitten durch den Kenai Fjords National Park in das kleine Städtchen Seward. Von dort fahren Ausflugsboote in die Fjorde des Nationalparkes und die Fähren weiter nach Süden.
Alaska besteht nicht nur aus der großen Landfläche im Norden, sondern auch aus dem so genannten Panhandle, dem Pfannenstiel. Dieser schmiegt sich an Kanada ganz im Westen an und beherbergt einige der schönsten Landschaften der Welt. Das Besondere daran ist, daß man um dorthin zu kommen, nur per Schiff, Flugzeug oder über Kanada anreisen kann. Ich wählte den Weg mit der Fähre von Haines aus. So ging es auf dem Alaska Highway wieder zurück in den kanadischen Yukon bis nach Haines Junction. Von dort ging es mit meinem Pick Up Van auf dem 240km langen Haines Highway zunächst nach British Columbia und dann wieder über die Landesgrenze nach Alaska. Haines selbst ist ein winziges Dorf mit einem kleinen Hafen und ist nicht sonderlich schön. Die anschließende Fährfahrt von Haines nach Juneau durch die sogenannte Inside Passage ist dafür das beste, was man auf einem Schiff erleben kann. Insgesamt ist die Inside Passage 800km lang, doch schon dieser relativ kleine Abschnitt im nördlichen Teil ist atemberaubend.
Ziel meiner Route war die Hauptstadt Alaskas, Juneau. Juneau ist in vielerlei Hinsicht einmalig. Es ist die einzige Stadt der USA, die nur per Boot oder Flugzeug erreichbar ist. Alle Straßen Juneaus sind Sackgassen. Mit rund 35 000 Einwohnern ist es zudem eine der kleinsten Hauptstädte der USA. Unbestritten ist es die Hauptstadt mit dem schönsten Panorama. Juneau liegt am Gastineau Channel an der Inside Passage und hat als Hausberg den 1100m hohen Mount Roberts. Das klingt nicht sonderlich hoch, doch findet man in unmittelbarer Umgebung sogar Gletscher, die bis auf Meereshöhe hinunterkommen. Der Mendenhall Glacier ist ein solches Beispiel und einer der am einfachsten zugänglichen Gletscher der Welt. Hier benötigt man keine Seilbahn wie in den Alpen oder ein Schiff wie in Südamerika. Am Mendenhall Gletscher kann man vom Parkplatz aus einfach hinlaufen.
Ich kam am Abend in Juneau per Fähre an und übernachtete etwas außerhalb auf einem Parkplatz. Am nächsten Morgen wurde ich von den Rufen der Weißkopf Seeadler geweckt. Einige Dutzend dieser beeindruckenden Tiere machten sich auf die Suche nach Fischen in Ufernähe. Es war auf dieser Reise nicht das erste und auch nicht das letzte Mal, daß ich das Wappentier der Vereinigten Staaten aus nächster Nähe beobachten konnte. Aufgrund der großen Anzahl der Vögel war es aber das beeindruckendste Schauspiel dieser Art. Um diese Uhrzeit war auch die Welt in Juneau noch in Ordnung. Die hauptsächlich von Staatsbeamten bewohnte Stadt schläft morgens um 7 Uhr noch. Zwei Stunden später ist es mit der Ruhe vorbei. Dann kommen auf einen Schlag rund 2000 Menschen dazu. Diese kamen mit einem Kreuzfahrtschiff aus Vancouver und machten sich sofort auf den Weg zu den Attraktionen in und außerhalb der Stadt. Bei meinem Besuch war es der erste von unzähligen Ozeanriesen, die zwischen Mai und Oktober die Inside Passage zwischen Vancouver und Anchorage befahren. Aus dem verschlafenen Nest wurde innerhalb weniger Minuten ein quirliger Urlaubsort mit vielen Restaurants und Souvenir Shops.
Ich schloss mich den Touristen an und fuhr mit der Gondel auf den Mount Robson. Auch wenn hier oben noch ein wenig Schnee lag, war die Aussicht auf die Stadt, die gegenüber liegende Douglas Island und die Berge im Hinterland einzigartig. Auch wenn so früh im Mai noch keine Touren zum benachbarten Glacier Bay National Park angeboten wurden und ich schon alleine deshlab noch einmal kommen muss, war Juneau und Umgebung einer der Höhepunkte meiner Reise und völlig ohne Zweifel einer der "1000 places to see before you die "
Wer mit der Fähre nach Juneau kommt, verlässt die Stadt normalerweise auch auf diesem Weg. Ich nahm die Fähre nach Skagway östlich von Glacier Bay. Dieses kleine Hafenstädtchen war 1898 der Ausgangspunkt für den Goldrausch am Klondike River im Yukon. Die damals gebaute Eisenbahnlinie der Yukon Route Railroad führt noch heute über den White Pass und ist im Sommer eine echte Touristenattraktion. Ich bin die Strecke nur mit dem Auto parallel gefahren, konnte mir aber gut vorstellen, was es damals für eine gewaltige Pionierleistung gewesen sein muss, die Eisenbahnstrecke zu bauen. Am White Pass endete auch mein Alaska Abenteuer, da es danach wieder zurück nach Kanada ging. Nur einmal noch ging es weiter südlich noch einmal nach Alaska zurück. Ich hatte mich unterwegs mit ehemaligen Geschäftskollegen verabredet, die mir auf ihrer Alaskareise entgegenkamen. Unser Treffpunkt war ein ganz besonderer kleiner Ort in Alaska, der nur über eine Straße in Kanada erreichbar ist die auch in dem Ort endet. Die Rede ist von Hyder, Alaska. Hyder zählt 97 Einwohner und liegt 3km westlich von Stewart in British Columbia am Ende des Portland Canal, der die Grenze zwischen den USA und Kanada bildet. Über 120km sind es von Hyder bzw. Stewart bis in den nächsten Ort Ketchikan am Highway 37. Bis 1957 wurde in Hyder in einer Mine Gold und Silber abgebaut. Danach verfiel der Ort immer mehr. Heute ist nur die ihn umgebende Landschaft und die kuriose Lage ein Grund nach Hyder zu kommen. Ich hatte mit meinen Kollegen eine phantastische Zeit. Ich war das erste und bisher einzige Mal Angeln und hatte in der Umgebung von Stewart und Hyder auch erstmals eine Begegnung mit einer Bärenmutter und ihrem Jungen. Ein Erlebnis, das für immer zu meinen größten Erlebnissen auf Reisen zählen wird.
Arizona ist einer meiner absoluten Lieblingsstaaten der USA. Der Wüstenstaat im Südwesen an der Grenze zu Mexiko ist eine große Ansammlung einmaliger Naturschönheiten. Drei Nationalparks, 18 National Monuments und zahlreiche State Parks machen deutlich, daß die rund 8 Millionen Einwohner innerhalb der 300 000qkm Staatsfläche viele Wunder der Natur als Spielplatz vor der Haustür haben. So haben es auch sieben Orte in den Reisebuchklassiker "1000 Places to see before you die" geschafft. Da ich fast bei jeder meiner USA-Reisen auch Arizona besucht habe, kann ich mit Sicherheit sagen, daß es auf meiner Liste noch mehr Orte innerhalb Arizonas geben würde.
Arizona hat einen Beinamen, der sofort klar macht, warum rund 4 Millionen Menschen jedes Jahr diesen Staat besuchen. The Grand Canyon State ist demnach nach New York der Staat mit den meisten Touristen pro Jahr. Viele kommen zum Golfen auf den zahlreichen Golfplätzen zwischen Scottsdale und Tucson, andere kommen im Frühjahr zum Spring-Training der Baseball-Profis, aber alle kommen zumindest einmal im Leben an den Grand Canyon.
Ich war 1981 mit meinen Eltern zum ersten Mal an dem für mich beeindruckendsten Naturwunder der Erde. Wenn man zum ersten Mal am Rand der 450km langen, 30km breiten und bis zu 1300m tiefen Schlucht steht, kann man sich an den Farben gar nicht satt sehen. Wenn man sich bewusst wird, daß der Colorado River Jahrmillionen gebraucht hat, um sich in den roten Sandstein zu fressen, steht man noch ehrfürchtiger vor diesem Naturwunder. Unten auf dem Fluss sieht man gelegentlich gelbe Schlauchboote in denen Adrenalin-Junkies beim Rafting auf ihre Kosten kommen. Am Südrand des Canyons ist das größte Touristenzentrum. Hier liegen einige Lodges, wie die El Tovar Lodge, in der man teilweise mit Blick auf den Canyon nächtigen kann. Auch wir übernachteten bereits zweimal in einem der Hotels und konnten so auch die sensationellen Sonnenuntergänge genießen. Das für mich schönste am Grand Canyon sind die ständig wechselnden Farben. Zu jeder Tageszeit werden die Felswände in einen anderen Rot-Ton getaucht.
Bei meinen zahlreichen Besuchen im bekanntesten Nationalpark der USA habe ich schon sehr viel gemacht und gesehen. Ich war am South Rim und habe die Reiter beobachtet, die mit Mulis den beschwerlichen Weg in den Canyon auf sich nehmen, um bei den Havasupai Indianern, die im Canyon noch heute leben, eine Nacht zu verbringen. Auf dem Rim Trail bin ich mit verschiedenen Freunden und Familienmitgliedern auf Wanderungen unterwegs gewesen und habe von allen Aussichtspunkten in die Tiefe geblickt. Selbst am North Rim, der weit weniger besucht wird und somit weniger Touristenrummel bietet, bin ich von Utah kommend schon zweimal gewesen. Eine der für mich wichtigsten Erkenntnisse dabei war, daß auch der Winter am Grand Canyon eine faszinierende Jahreszeit sein kann.
Das mit Abstand beeindruckendste Erlebnis war jedoch der Flug über den Canyon. Zweimal hatte ich dieses große Vergnügen bisher. Einmal 1981 mit meinen Eltern und einmal 2006 mit meiner Frau. Beide Flüge per Hubschrauber waren gigantisch. Und doch war der erste Flug damals noch intensiver, da es damals noch erlaubt war, auch in den Canyon hinein zu fliegen. Der ehemalige Kampfpilot der US-Navy, der meine Eltern und mich damals vom Heli-Port außerhalb des Nationalparks in den Canyon flog, bot eine phantastische Leistung. Mit der Musik aus "Also sprach Zaratustra" flogen wir in wenigen Meter Höhe über die Kiefernwälder auf dem Plateau. Dann, mit einem Mal, sahen wir durch den Glasboden im Helikopter fast Tausend Meter Leere unter uns. Den nun folgenden gemütlichen Sightseeing-Flug beendete der Pilot dann mit actionreichen Flugmanövern, bei denen er auch schon einmal direkt auf eine Felsnadel zu hielt, um kurz davor den Helikopter nach oben zu ziehen. Flau im Magen, aber um ein einmaliges Abenteuer reicher, stiegen wir 30 Minuten später aus dem Fluggerät.
Viele Jahre später durften wir nicht mehr in den Canyon hineinfliegen und auch sonst war der Flug weniger actionreich. Dennoch blieb der Flug auch für meine Frau für immer in Erinnerung.
Der Grand Canyon National Park ist definitiv einer dieser "1000 places to see before you die".
Tipps:
- Der North Rim ist wesentlich ruhiger. Wer das pure Naturerlebnis sucht, sollte von Fredonia aus auf Highway 67 in den Park fahren. Allerdings sind die Unterkünfte hier sehr dünn gesäht. Lediglich die Grand Canyon Lodge bietet am Nordrand eine gute Unterkunft.
- Am South Rim ist die Maswik Lodge nicht direkt am Rand aber dafür auch noch finanzierbar.
Verlässt man den Nordrand des Grand Canyon, fährt man bis Jakob Lake wieder auf dem Highway 67 den gleichen Weg zurück, den man zuvor gekommen war. Biegt man dann rechts ab auf Highway 89a kommt man nach wenigen Meilen an zwei weitere Höhepunkte Arizonas. Bei Marble Canyon überquert man auf der Navajo Bridge den hier wesentlich ruhigeren Colorado River und erreicht die Kleinstadt Page. Bei meinem ersten Besuch in dieser Gegend in den 80er Jahren war Page noch ein winziges Nest im Indianerland. Heute ist Page eine Kleinstadt, die alle Annehmlichkeiten des modernen Lebens hat und somit ein optimaler Ausgangspunkt für die landschaftlichen Höhepunkte der Umgebung. Und das sind Zahlreiche. Gleich außerhalb des Ortes staut der Glen Canyon Damm den Lake Powell. Beides sind Meisterwerke. Der Staudamm ist mit seiner 216m hohen Mauer ein Meisterwerk der Architekten. Der durch das Aufstauen des Colorado Rivers entstandene Lake Powell ist seit 1980 der zweitgrößte Stausee der USA. Fast 20 Jahre hat es gedauert, bis der See bis zu seiner heutigen Größe gefüllt war. Heute ist er ein Paradies für Hausbootfreunde. Leider hatte ich bisher weder die Zeit, noch das Geld eine mehrtägige Hausboot-Tour zu machen. Doch das ist ohne Zweifel noch auf meiner "To-do-Liste", denn der 300km lange See mit über 90 Canyons ist ein echtes Paradies aus rotem Sandstein.
4 Kilometer außerhalb von Page liegt das für mich schönste Meisterwerk der Natur, der Antelope Canyon. Er ist kein Nationalpark und auch kein anderes Schutzgebiet und daher noch weitgehend unbekannt. Doch er ist so schön, daß man weinen will wenn man in ihm steht. Die bis zu 36m tiefe und an einigen Stellen nur wenige Meter breite Schlucht ist den hier lebenden Navajo Indianern heilig. Und wer einmal mit einem einheimischen Führer eine Tour durch diese rosafarbenen Canyon gemacht hat und ein ganz privates Flötenspiel hören durfte, wird diese magischen Momente nie wieder vergessen. Der Grand Canyon ist gewaltig und auf seine Weise einmalig, doch der Antelope Canyon ist einer dieser Orte, die man auf Reisen nur sehr selten zu sehen bekommt und völlig zu Recht auf der Liste der "1000 places to see before you die" steht.
Fährt man durch Arizona trifft man auf fast jedem Highway auf landschaftliche Attraktionen. Im Osten an Highway 191 bei Chinle ist es das Canyon de Chelly National Monument. Diese Schlucht ist das größte Heiligtum der Navajo Indianer, die hier in einem riesigen Reservat leben und den Park auch verwalten. Hier war es nicht der Colorado sondern der Rio de Chelly, der sich durch den roten Sandstein gefressen hat. Während der Grand Canyon und der Antelope Canyon "nur" beeindruckende Canyons sind, ist der Canyon de Chelly auch gleichzeitig noch eine historische Attraktion. Die Anasazi Indianer gelten als das Urvolk dieser Gegend. Rund um das Jahr 700 haben sie hier mehrstöckige Häuser in den Felsen gehauen, die heute zu den ältesten Siedlungen der USA zählen. Ähnlich wie im Mesa Verde National Park in Colorado und anderen Stellen im Südwesten der USA ist auch hier kein Beweis zu finden, warum die Anasazi die Siedlung von heute auf morgen verlassen haben. Auch die heute hier lebenden Navajos haben keine Antwort auf dieses Mysterium, doch sie halten die Geschichte ihrer Vorfahren am Leben und schützen sie auch vor dem Massentourismus anderer Orte. So darf man mit dem eigenen Auto nur auf dem Plateau am Rand des Canyons entlang fahren und die grandiosen Aussichten genießen. In den Canyon darf man nur im Rahmen einer von Navajos geführten Jeep Tour in ganz begrenzter Zahl. Ich hatte mit meiner Frau das große Glück, eine Tour mit machen zu dürfen und war von der Landschaft und den Ruinen begeistert. Wer in der schon 1902 erbauten Sacred Canyon Lodge am Eingang zum Park übernachtet, hat die größte Chance auf einen Platz im Jeep. Da wir im Winter vor Ort waren und zudem in der rustikalen Lodge übernachteten, hatten wir schnell eine Buchung organisiert.
Zwischen dem Grand Canyon National Park und dem Canyon de Chelly National Monument liegt an Highway 163 etwas nördlich von Kayenta direkt auf der Grenze zum Bundesstaat Utah das ohne Zweifel berühmteste Fotomotiv des Westens: das Monument Valley. Wer an Amerika denkt, hat dieses Panorama im Kopf: Eine weitläufige trockene Ebene mit Tafelbergen und spektakulären Felsnadeln, die man aus jedem zweiten Western und natürlich der Marlboro Zigarettenwerbung kennt. Ich war mehrfach in der Gegend und hatte mit meinen Eltern 1981 das zweifelhafte Vergnügen, bei dem kleinen Örtchen Bluff einmal im Auto zu übernachten, da die damals noch wenigen Motels der Umgebung alle ausgebucht waren. Was normalerweise im Reservat der Navajo Indianer verboten ist, wurde freundlicherweise von der örtlichen Polizei geduldet, da der Sheriff in einem der Motels an der Rezeption mitbekommen hatte, daß wir kein Zimmer bekommen konnten. Auf keinen Fall wollten wir uns aber dieses Naturschauspiel des Monument Valley entgehen lassen. So waren wir am nächsten Morgen fast die ersten in dieser damals noch recht einsamen Gegend. Viele Jahre später nennt sich der inzwischen gegründete Park Monument Valley Navajo Tribal Park, wo sehr gute Touren ganz nah heran an die Felsmotive angeboten werden. Auch hier werden die Ausflüge von einheimischen Navajos geführt, die neben den landschaftlichen Attraktionen auch einen Einblick in die Lebensweise und Geschichte der Indianer Arizonas zeigen. Mit meiner Frau übernachtete ich bei einem weiteren Besuch in der schon 1924 von einem Viehzüchter erbauten Goulding´s Lodge: Schon lange vor uns schliefen in den gleichen Betten auch Schauspieler wie John Wayne und Glen Ford, die diese einmalige Landschaft als Hintergrund für ihre berühmten Western nutzten. So ist es nicht verwunderlich, daß es in der Lodge noch heute ein kleines Kino gibt, in dem ausschließlich alte Western gezeigt werden, die hier gedreht wurden. Dazu gehört natürlich auch der erste Film von allen: "Höllenfahrt nach Santa Fe".
Die Übernachtung in der Lodge, die Jeep tour am nächsten Morgen und natürlich die Farbenspiele zwischen den Tafelbergen und Felsnadeln gehören zu den absoluten Höhepunkten einer USA-Reise und selbstverständlich ebenfalls zu den "1000 places to see before you die".
Fährt man vom Grand Canyon, dem Canyon de Chelly oder dem Monument Valley Richtung Süden, kommt man unweigerlich an den Interstate Highway 40, der die USA von Ost nach West durchquert. In Arizona ist diese neue mehrspurige Autobahn gleichzeitig die alte Route 66. In einigen wenigen Teilen existiert vor allem im Westen bei Seligman noch der alte, historische Highway 66, der unter den Traumstraßen der Welt selbstverständlich zu finden ist. Bedauerlicherweise sind die meisten Kilometer der alten Straße zwischen Chicago und Los Angeles inzwischen dem breiten, modernen Highway gewichen, der dem Verkehrsaufkommen gerecht wird. Der historische Charme ist längst nicht mehr zu finden. Nur in einigen wenigen Tankstellen und Diners lebt die Nostalgie noch heute.
Der Interstate Freeway 40 durchquert auch eine weitere landschaftliche Sensation in Arizona. Ganz im Osten des States liegt der Petrified Forest National Park in der Paintes Desert Wüste auf 1800m Höhe. Das Gebiet ist nicht nur durch die in der Tat in den verschiedensten Rot-Tönen schimmernde Sedimentgestein einen Besuch wert. Die eigentlichen Highlights sind die Fossilien, die den Park auch zum Weltnaturerbe der UNESCO gemacht haben. Tausende versteinerte Bäume liegen in diesem 885qkm großen Park wie Streichhölzer in der Wüste.
Einige Meilen weiter westlich bei Winslow wartet der nächste Höhepunkt am I-40 Freeway. Man biegt von der Autobahn ab und steht nach dem Parken am Besucherzentrum plötzlich vor einem gewaltigen Loch. Mehr sieht man eigentlich nicht, und doch ist man zutiefst beeindruckt, was für eine Karft hier 50 000 Jahre vor unserer Zeit hier gewirkt haben müssen. Man blickt hinab in den Barringer Krater, den zweitgrößten Meteoritenkrater der Welt. Leider gibt es keine Wanderwege in den Krater, doch schon vom Rand aus ist das 1200m breite und bis zu 180m tiefe Loch im Arizona High Desert gewaltig.
Folgt man dem I-40 nach Westen kommt man von der baumlosen Wüste bald auf das bewaldete Hochplateau bei Flagstaff. Diese Kleinstadt ist die Versorgungsstadt für alle Besucher des nördlich gelegenen Grand Canyon National Parks und ein beliebter Wintersportort. Für mich war Flagstaff auch meist nur ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Norden, Süden oder Westen. Südlich kommt man schnell in die Künstlerkolonie Sedona. Der Highway 89a von Flagstaff nach Sedona zählt zu den schönsten Straßen der USA. Einmal im Leben sollte man diese Strecke bei blauem Himmel gefahren sein. Dann haben sich die roten Felsnadeln des Red Rock Countrys von den grünen Wäldern des Coconino National Forest am besten ab. Parallel zur Straße fließt der Oak Creek meist recht ruhig in seinem Canyon und lädt zu Schlauchboot-Touren und Badepausen ein, Sedona selbst ist für sein gutes Klima, das der Lage in 1300m Höhe geschuldet ist, und die zahlreichen Kunstgallerien bekannt und beliebt.
Verlässt man Sedona Richtung Süden kommt man wieder in trockenere Landschaften. Aus den Wäldern werden nun Kakteen und Golfplätze. Hier im Süden Arizonas leben die meisten Menschen. Phoenix, Scottsdale und Tempe bilden zusammen einen Ballungsraum mit über 3 Millionen Einwohnern. Sie leben im trockensten Gebiet Arizonas und haben doch das Wasser und auch das Geld für über 200 Golfplätze. Für Golfer ist es das Paradies. Doch auch Naturfreunde kommen noch weiter südlich auf ihre Kosten. Dort liegen die Schutzgebiete für Wüstenflora und deren Fauna. In der Sonora Wüste liegen mit dem Saguaro National Park bei Tucson, das Organ Pipe Cactus National Monument an der mexikanischen Grenze und das Sonora Desert National Monument bei Gila Bend gleich drei phantastische Wüstengebiete, in denen man die hier typischen Riesenkakteen bewundern kann. Eine Wanderung zwischen den Organ Pipe Kakteen bei Sonnenuntergang ist ein mystisches Erlebnis und sollte man auf jeden Fall einmal im Leben gemacht haben.
Man sieht schon an den vielen Bildern, daß Arizona ein ganz besonderer Staat ist und auf jede Reiseroute gehört. Ich war jedes Mal begeistert von den Landschaften des Staates und werde gerne wiederkommen.
Ganz im Nordosten Arizonas liegt der Four Corners Park. Dort treffen die vier US-Staaten Arizona, Utah, New Mexico und Colorado an einem Punkt aufeinander. Es ist der einzige Punkt in den USA, wo man mit allen vier Gliedmassen in einem anderen Staat gleichzeitig sein kann. Colorado ist einer dieser Staaten. Der 270 000 Quadratkilometer große Staat liegt im Westen komplett in den Rocky Mountains und geht im Osten in die endlose Prärie und das Farmland von Kanasas und Nebraska übergeht. Die Landschaft ist hier so ganz anders als in Arizona und Utah im Westen. Aus den Wüstengebieten werden hier hoch-alpine Gebirgsketten mit einigen der besten Skigebieten der Welt. Doch auch hier gibt es Naturwunder. Gleich vier Nationalparks findet man in Colorado. Eine Wüste, ein Canyon, eine grandiose Bergwelt und ein historisch und archäologisch sensationeller Park werden von den USA geschützt. Einige Teile Colorados sind noch heute unbewohnt. Die meisten Menschen leben im Ballungsraum Denver. In und um die Mile-High City herum leben rund 2,5 Millionen der insgesamt 5 Millionen Einwohner des Staates. Ich war auf mehreren Reisen in diesem sehenswerten Staat und war von der Vielfalt Colorados immer begeistert.
Denver ist die Hauptstadt Colorados und war einmal schon Startpunkt für eine meiner Reisen. Damals ging es mit meiner späteren Ehefrau von Denver aus durch das ganze Indian Country mit den Staaten Colorado, Arizona, New Mexico, Utah und Nevada. Denver ist dafür der optimale Ausgangspunkt. Auf genau 1600m Höhe kann man sich gut akklimatisieren und einen ersten Eindruck von der Westernatmosphäre der Stadt bekommen. Das eine Meile hoch gelegene State Capitol, die Shopping Meile und die leckeren Steakhäuser haben uns imponiert.
Nur wenige Meilen außerhalb der Stadt liegt der erste Nationalpark. Über 4000m hohe Berge, Gletscherseen, Wasserfälle und blühende Wiesen erwarten den Besucher im Rocky Mountain National Park bei Estes Park. All das habe ich nur im Winter sehen können, da der Park im Sommer bisher noch nicht auf unserer Reiseroute lag. Doch auch die nahegelegenen Skigebiete wie Winter Park oder Steamboat Springs, die ich im Winter besucht hatte, machen deutlich, welch großartige Landschaft im Sommer hier wartet entdeckt zu werden.
Weiter westlich liegen landschaftliche und archäologische Attraktionen wie der Ute Canyon im Colorado National Monument und der Mesa Verde National Park. Während im Colorado National Monument die imposante Schlucht des Ute Canyon im Mittelpunkt steht, sind im Mesa Verde National Park die Ruinenstädte der Anasazi die größte Attraktion. Im Colorado National Monument lebte das Volk der Ute Indianer in Tipis und war eine Art Nomadenvolk. Nur wenige Meilen weister westlich in der Four Corners Region waren die Puebloindianer sesshaft und lebten von ca 600 bis 1300 n.Ch. in Felsbehausungen. Diese wurden sehr kunstvoll und von oben nicht einsehbar unter Felsüberhänge gebaut und begeistern heute Millionen Touristen. Von den rund 600 Behausungen sind noch Cliff Palace und Spruce Tree House zu besichtigen. Um die sehr fragilen Lehmhäuser nicht zu gefährden, darf man nur mit einem Guide in den Cliff Palace. Bei dieser von Ranger geführten kostenlosen Tour erfährt man sehr viel über die Kultur der Anasazi und das Leben in den rund 150 Räumen dieser größten Felsbehausung Amerikas. Die grünen Tafelberge, was Mesa Verde übersetzt heißt, sind einer der wenigen Orte in den Vereinigten Staaten, wo die relativ kurze Geschichte Amerikas zu greifen ist. Schon alleine deshalb ist Mesa Verde einer der "1000 places to see before you die" und UNESCO-Weltkulturerbe.
Einige Meilen östlich des Mesa Verde National Parks liegt die Kleinstadt Durango. Das ist einer jeder Orte, in dem die Zeit seit seiner Gründung 1881 scheinbar stehen geblieben ist. Viele Gebäude sind noch von der Gründerzeit erhalten, was Durango zu einem der schönsten Orte Colorados macht. Darunter auch der Bahnhof, an dem die legendäre Durango & Silverton Narrow Gauge Railroad startet, die einst Arbeiter zur 70km nördlich gelegenen Silbermine in Silverton fuhr. Im Sommer kann man noch heute diese Bahnfahrt unternehmen und endgültig in einer Zeitmaschine zurück ins 19. Jahrhundert fahren. Da die Bahn nur im Sommer fährt, konnten wir leider die Strecke nur mit dem Auto fahren. Doch schon das war landschaftlich sehr beeindruckend. In Silverton war dann aber auch für das Auto die Strecke zu Ende, da dort noch zu viel Schnee lag. Dieser so genannte Scenic Byway zählt zu den schönsten im Lande, egal ob im Sommer oder im Winter. Die Berge, wie der Purgatory Mountain sehen immer wild romantisch aus. Das gleichnamige Skigebiet wird wie alle anderen im Reisebuch aufgeführten "1000 places to see before you die" Colorados im Kapitel Skigebiete der Welt bearbeitet. Das sind mit Aspen, Steamboat Springs, Telluride und Vail nämlich ausschließlich grandiose Skigebiete in den Rocky Mountains, die man in der Tat einmal im Leben befahren haben sollte.
Ganz im Süden der Vereinigten Staaten liegt der Sunshine State Florida. Mit über 19 Millionen ist es inzwischen der drittgrößte Staat nach der Einwohnerzahl berechnet. Seine Nachbarländer wie Kuba oder die Bahamas liegen näher als die eigenen nördlichen Nachbarn Georgia und Alabama. Florida ist flach wie ein Brett. Ganze 105m ist der Britton Hill hoch und somit eine Art Mount Everest an der Grenze zu Alabama. Normalerweise würde man in einem solchen Staat keine landschaftlichen Attraktionen erwarten. Doch Florida hat andere Vorzüge. Die Strände des Staates gehören zu den schönsten in den USA und auf der ganzen Welt. Die Sümpfe im Süden und an der Grenze zu Georgia sind die größten und artenreichsten Nordamerikas. Key West und die anderen Inseln im Süden haben ein ganz eigenes Flair. In Miami sprechen mehr Menschen Spanisch als Englisch und die Hauptstadt Tallahassee ist eine der kleinsten Städte des Staates. Dafür ist Florida die Heimat der meisten Vergnügungsparks der Welt. Disneyworld, Sea World und die Universal Studios sind nur die bekanntesten Parks in und um Orlando herum. Selbst ein Strand kann in Florida zu einem großen Vergnügungspark werden, wenn man Autofahren am Strand in Daytona Beach als Vergnügen bezeichnet. Wer den passiven Sport liebt, der kommt in keinem US-Staat so sehr auf seine Kosten als in Florida. Die Marlins und die Tampa Bay Rays spielen in der Major League Baseball, die Florida Panthers und die Tampa Bay Lightning greifen in der National Hockey League an, die Orlando Magic und die Miami Heat zählen zu den besten Korbjägern in der NBA und in der NFL jagen mit den Dolphins, den Buccaneers und den Jaguars gleich drei Profiteams dem Football hinterher. Und wem das alles nicht reicht, der kann in den Universitäten in den größten Football-Arenen des Landes sitzen oder im Spring Training des besten Baseballern der Welt beim Training zuschauen.
Ich war schon oft in Florida unterwegs und habe den ganzen Staat gesehen. Dabei habe ich mit Freude festgestellt, daß der oft als Rentnerparadies verrufene Staat unheimlich viel zu bieten hat. Nicht umsonst sind gleich zehn Orte im Reisebuchklassiker "1000 places to see before you die" aufgrführt.
Wer in Miami mit dem Flugzeug einfliegt, landet nur wenige Meilen von den Hochhäusern des Bankenviertels und der Innenstadt entfernt. Schon aus der Luft werden die gewaltigen Ausmaße der Stadt deutlich. Über 5 Millionen Menschen leben in der Metropolregion Miami, davon rund 60% Menschen mit Wurzeln in Mittel- und Südamerika, bzw. Kuba. Spätestens in Vierteln wie Little Havanna wird einem dann klar, daß diese Stadt mehr hispanischen Einfluss hat, als Amerikanischen. Hier findet man mehr Zigarren- als Zigarettenraucher und mehr Cuba Libre Bars als Bier Saloons. Downtown Miami ist nur eine typisch amerikanische Großstadt ohne jede Attraktivität. Überquert man jedoch eine der Brücken nach South Beach, so befindet man sich in einer der interessantesten und schönsten Städte der USA.
In den 1920er Jahren haben Architekten auf dieser schmalen, vorgelagerten Insel eine eigene Welt geschaffen, die man heute als Art Deco Viertel kennt. Über 800 pastellfarbene Gebäude warten darauf von Besuchern bestaunt und fotografiert zu werden. Da alle nur eine Parallelstraße von einem schneeweißen Strand entfernt liegen, wurden in vielen dieser Häuser sehr gute und leider auch recht teure Hotels eröffnet. Wir wohnten damals auf der anderen Seite der Brücke in einem günstigen Motel. Und doch waren wir von Hotels wie dem Tides South Beach, dem Setai oder dem Raleigh rein optisch begeistert. Das bekannteste Hotel liegt etwas weiter nördlich am Miami Beach und ist etwas jünger. 1954 wurde das Fontainebleau eröffnet und empfing schon zahlreiche Stars und Sternchen wie Al Pacino oder Marilyn Monroe. Für viele ist es alleine schon deshalb eines jener Hotels, in dem man einmal im Leben eine Nacht verbracht haben muss.
Wer auf Highway 1 nach Süden fährt, der lässt schnell die Vororte von Miami hinter sich und kommt in eine völlig andere Welt, die Everglades. Mit rund 6000 Quadratkilometern ist die Fläche des heute geschützten Everglades National Park riesig. Und doch sind es nur 20% des ursprünglichen tropischen Marschlandes, die einst die Heimat der Seminolen war. Einige wenige leben noch heute in der Gegend und führen Touristen durch den Park. In den von der UNESCO als Weltnaturerbe geschützten Teil der Everglades führt nur eine Straße von Florida City nach Flamingo. Dazwischen liegen zahlreiche Aussichtspunkte und auf Stegen angelegte Wanderwege, von denen aus man die einzigartige Flora und Fauna beobachten und besichtigen kann. Auch ich war mit meiner Frau auf diesen Wegen unterwegs und sah Alligatoren und sogar eine Schlange aus nächster Nähe in freier Wildbahn. Das Gefühl das man hat, wenn man in wenigen Metern Entfernung einen riesigen Alligator neben sich hat und eben diese Schlange an einer Mangrove über dem Steg hängt, ist unbeschreiblich. Auch eine Bootsfahrt von Flamingo aus in die unendlichen Weiten des von den Seminolen "grasiges Wasser" genannten Sumpfgebietes ist ein echtes Erlebnis. Auch wenn man von Pflanzen und Vögeln nur wenig Ahnung hat, kann man erahnen, wie viele Arten hier zu entdecken sind. Alleine rund 350 Vogelarten leben ständig oder zeitweise in den Mangrovenwäldern der Everglades. Viele davon sieht man auf einer solchen Fahrt. Die hier lebenden Seekühe, Schildkröten und vor allem die Panther sieht man als normaler Tourist schon weniger. Nur wenn man auf einem der Campingplätze im Hinterland übernachtet, hat man eine Chance, eines dieser Tiere zu sehen. Dafür benötigt man neben einem Zelt aber vor allem einen guten Moskitoschutz, sonst wird aus dem einmaligen Erlebnis ein Horrortrip. Mir gefiel die Wanderung und die gemütliche Bootsfahrt fast besser wie die weitaus lautere und actionreichere Fahrt mit einem der Propellerbooten außerhalb des Parks in der Nähe von Ochopee am Tamiami Trail. Dort steht übrigens auch das kleinste Postoffice der USA, das aber alleine keine Reise wert ist.
Verläßt man den Everglade National Park und fährt in Homestead auf Highway 1 immer weiter nach Süden, kommt man erneut in eine völlig andere Welt. In eine, die man so in den USA gar nicht vermuten und eher in die Karibik verfrachten würde. Die Rede ist von den Florida Keys, einer 200 Meilen langen Perlenkette aus rund 800 einzelnen kleinen und größeren Inseln, die in den Golf von Mexico hineinragen. Verbunden ist die Inselkette mit dem Overseas Highway, einer architektonischen Meisterleistung. Ich bin den Highway nun schon mehrfach gefahren und war immer wieder von der Konstruktion begeistert. Jede der Inseln ist einmalig und unterscheidet sich von der anderen. Einige sind so groß wie ein Fußballfeld, andere haben die Größe einer Kleinstadt. Manche sind privat und beherbergen wie Little Palm Island ein exklusives Luxushotel, andere sind frei zugänglich und bieten State Parks und andere Attraktionen. Unterteilt sind die Keys in die Upper und die Lower Keys. Diese sind wiederum verbunden durch eine der spektakulärsten und längsten Brücken der USA, der Seven Mile Bridge. Sie alleine ist eine Attraktion und Treffpunkt für Angler aus aller Welt, die an der inzwischen nicht mehr genutzten alten Brücke ihrem Hobby frönen. Zwei Inseln haben mir auf dem Weg nach Süden besonders gut gefallen. Da ist einmal Key Largo mit dem John Pennekamp Coral Reef State Park. Dieser beherbergt neben einem ansehnlichen Strand vor allem das einzige Korallenriff der USA, das man bei Tauch- oder Schnorchel-Ausflügen oder auch per Glasbodenboot besichtigen kann. Da wir schon zahlreiche Korallenriffe auf der Welt gesehen hatten und die Zeit etwas drängte, ließen wir diese Attraktion links liegen und fuhren weiter nach Marathon auf Grassy Key. Hier werden im Dolphin Research Center verwundete oder von der Mutter verlassene Delfine wieder aufgepäppelt. Es ist einer der wenigen Orte auf der Welt, wo man mit Delfinen schwimmen kann ohne daß diese Tiere dazu gezwungen werden oder in Gefangenschaft geboren wurden. Diese Tiere werden nach ihrer vollständigen Genesung wieder in die Freiheit entlassen und können so im Golf von Mexico wieder gefahrlos leben.
Ziel der Fahrt auf Highway 1 ist die Kleinstadt Key West auf der gleichnamigen Insel. Key West ist so anders wie jede andere Stadt in den USA. Es ist noch heute die Stadt der Freidenker, der Hippies, der Künstler und der Homosexuellen. 25 000 Einwohner zählt die Stadt am Ende der Welt, Zumindest der amerikanischen Welt. Denn hier endet die Straße und das Land. Am Southernmost Point kann man ein schönes Foto machen und behaupten, man war in Key West deutlich näher an Kuba, als an Miami. Kuba ist an dieser Stelle nur 140km entfernt. Daß auch Prominente in den vergangenen Jahrzehnten in Key West gelebt und gearbeitet haben sieht man im Little White House von Präsident Truman und dem Haus von Ernest Hemmingway. Letzterer soll hier immer in einer Bar getrunken haben. Wer dem nacheifern will, der sollte in "Sloppy Joe´s Bar" einen Drink nehmen. Ich war in beiden Häusern und habe auch eine der berühmten Conch Tours mit einem kleinen Zug mitgemacht. Das alles ist sehr touristisch, gehört aber irgendwie zum Pflichtprogramm auf Key West. Und schließlich muss man sich ja irgendwie die Zeit vertreiben, bis dann endlich die Sonne untergeht, Und das wird nirgends auf der Welt so zelebriert, wie am Pier am Mallory Square. Wenn die letzten Sonnenstrahlen die Häuser bescheinen, kommen die Gaukler, die Straßenmusiker und die Künstler und feiern mit den Gästen aus aller Welt in den Sunset. Auch wenn man jetzt nicht der romantischste Mensch auf Erden ist, kann man sich diesem Spektakel und vor allem dieser Atmosphäre nicht entziehen. Spätestens dann weiß man, warum Key West einer jener "1000 places to see before you die" ist.
Verlässt man Miami auf Highway 1 in nördlicher Richtung, dann geht es entlang endloser Sandstrände und immer gleich aussehender Vororte. Wobei man gar nicht merkt, ob man noch in Miami, in Fort Lauderdale, Boca Raton oder schon in West Palm Beach ist. Rein optisch ist das eine riesige Ansammlung an Küstenorten, großen Shopping Zentren, einigen Hotels und immer wieder noblen Villen. Je näher man Palm Beach kommt, desto größer werden die Villen. Wer Amerikas "Oberen Zehntausend" treffen will, der sollte unbedingt einmal im Leben Palm Beach besucht haben. Hier haben die Flaglers, die Pultizers und die Trumps dieses Landes ihre Feriendomizile. In Palm Beach spielt man Golf und Polo anstelle Baseball und Basketball und wohnt im The Breakers oder Brazilian Court, wo schon Greta Garbo oder Cary Grant logiert haben, anstelle im billigen Motel. Wer wie ich nicht ganz so viel Geld hat, der fährt mit großen Augen die Country Road oder den Sunset Boulevard entlang, übernachtet dann aber doch lieber im Landesinneren in einem Super 8 Motel,
Fährt man immer weiter nach Norden ändert sich das Bild erst hinter Juno Beach. Nun gibt es plötzlich Lücken im Asphalt und größere freie Flächen. Zwischen den einzelnen Ortschaften gibt es nun auch immer wieder schöne State Parks mit unter Schutz gestellten Strandabschnitten. Einer der größten geschützten Bereiche nennt sich Canaveral National Seashore und liegt genau dort, wo Jahrzehnte lang die Weltraumgeschichte geschrieben wurde und in Zukunft vielleicht auch wieder wird. Cape Canaveral ist eine der größten Attraktionen der USA und das auch in Zeiten, in denen die Space Shuttle Flüge gestoppt worden sind. Doch noch immer wollen Millionen Menschen pro Jahr sehen, wo und wie seit den 50er Jahren Mondflüge und Spaziergänge im All geplant und ausgeführt wurden. Noch heute kann man im Kennedy Space Center Führungen machen und sehen, in welchen Raketen 1969 Neil Armstrong und Buzz Aldrin auf den Mond geflogen sind. Natürlich stehen auch die Space Shuttle Abschussrampe und der Saturn V Center auf dem Programm. Und wer sich auch für die Menschen in den Shuttles und Raketen interessiert, der besucht die Hall of Fame der US-Astronauten. So oder so ist es ein einmaliges Erlebnis auf dem Boden zu stehen, auf dem Geschichte geschrieben wurde. Für mich ist daher Cape Canaveral auf jeden Fall völlig zu Recht einer der "1000 places to see before you die".
Nur 70 Meilen weiter nördlich liegt am Highway 1 ein weiterer dieser Orte, die man einmal im Leben gesehen haben muss: Daytona Beach. Dieser Ort wäre in der amerikanischen Geschichte völlig unbedeutend, wäre da nicht 1959 der Daytona International Speedway eröffnet worden. Das war die Geburtsstunde des NASCAR-Sports und des internationalen Motorsports überhaupt. Ich gebe zu, daß die Stadt und vor allem die Rennstrecke nur etwas für richtige Motorsport-Fans ist. Doch dank der Tatsache die Motorsporthauptstadt der Welt zu sein, gibt es am Daytona Beach eine weitere Besonderheit. An diesem herrlichen Sandstrand ist es nämlich erlaubt, mit dem Auto zu fahren. Und das wiederum macht auch einem wie mir riesigen Spaß. Für Motorsport-Fans im allgemeinen und NASCAR-Freunde im besonderen, ist Daytona Beach definitiv einer der "1000 places to see before you die". Für mich war es bei meinen beiden Besuchen dort einfach nur ein besonderer Moment einmal auf einem Sandstrand mit dem Auto fahren zu dürfen.
Spätestens in Daytona muss man auf Interstate Freeway 4 ins Landesinnere abbiegen um Amerikas beliebtestes Ferienziel nicht zu verpassen. Ziemlich genau im Zentrum Floridas liegt Orlando, die Welthauptstadt der Unterhaltung. Wer hier keinen Spaß hat, dem ist wirklich nicht zu helfen. Die Stadt Orlando selbst ist selbst keine Reise wert, auch wenn die Downtown durchaus ansehnlich ist. Doch die Umgebung kennt sprichwörtlich jedes Kind: Walt Disney World
Nach dem Erfolg von Disneyland in Anaheim, Californien in den 60er Jahren, hatte Walt Disney einen Plan, in den Sümpfen Floridas einen neuen, noch größeren und vor allem immer weiter erweiterbaren Freizeitpark zu bauen. Er kaufte immer mehr Land an und begann schließlich mit dem Bau von Magic Kingdom. Leider konnte Walt Disney sein größtes Projekt nicht mehr in Vollendung sehen, da er 1966 früh verstarb. Erst 1971 wurde das nach ihm benannte Walt Disney World eröffnet. Damals bestand es nur aus Magic Kingdom und einigen Hotels und Golfplätzen. Es folgten die Freizeitparks EPCOT Center, Disney Hollywood Studios und zuletzt Animal Kingdom. Zwei Wasser-Parks und weitere Hotelkomplexe vervollständigten das noch immer erweiterbare Projekt Walt Disney World. Unglaubliche 25 000 Hektar Fläche gehören dem Konzern und noch ist nicht alles bebaut. Ich war nun schon mehrfach in Walt Disney World und war immer von der Sauberkeit, der Organisation und natürlich den einzelnen Parks restlos begeistert. Als Gast musst du dich hier um absolut Nichts kümmern. Du musst und sollst nur Spaß haben. Und das ist garantiert. In Magic Kingdom haben die Kleinen den größten Spaß zwischen Mickey Mouse und Donald. Der EPCOT Center ist wie eine ewige Weltausstellung und hat Pavillions mit Attraktionen aus Deutschland, Kanada, Japan, Norwegen und vielen anderen Ländern. Die Disney Hollywood Studios haben die Disney Filme als Hauptthema und präsentieren auch actionreiche Hollywood-Filme. Animal Kingdom ist dagegen eine Mischung aus Zoo und Rummelplatz mit einer Besonderheit im Vergleich zu allen anderen Parks von Walt Disney, nämlich echten Tieren. Während in Magic Kingdom und auch in EPCOT absolut alles künstlich hergestellt wurde, leben in Animal Kingdom wirklich Tiere Afrikas und Amerikas. Alle Parks haben aber auch eines gemeinsam, und das sind teilweise halsbrecherische Achterbahnen und ähnliche Fahrgeschäfte.
Bei meinem letzten Besuch war in den Disney Hollywood Studios der Tower of Horror die bis dahin neuste Attraktion, bei der man mit einem Fahrstuhl in Angst und Schrecken versetzt wird.
Doch Walt Disney World ist bei weitem nicht der einzige Freizeitpark in und um Orlando. Mit den Universal Studios, Sea World und vielen weiteren Wasserparks gibt es eine Reihe weiterer Vergnügungsparks. Die Universal Studios sind dabei für mich die interessanteste Alternative zu Disneys Parks. Auch dieser Park ist ein Schwester-Park zu dem Original in Kalifornien. Und auch der ist noch größer und noch spektakulärer als das Original. Hier ist man mitten drin in der Filmwelt von Universal. Man fährt mit dem Fahrrad von E.T., rast mit der Achterbahn durch die Kulisse von "Revenge of the Mummy" oder kämpft als "Men in Black" gegen Aliens. Das ist alles ein riesiger Spaß und unglaublich gut gemacht. Nach meinem letzten Besuch wurde 2010 eine neue Attraktion eröffnet, die noch viele weitere Gäste anziehen dürfte. Die Harry Potter World ist eine neue Welt in der Welt und macht nun auch für Freunde des kleinen Zauberers Orlando zu einem der "1000 places to see before you die". Auch für mich ist es definitiv einer jener Orte, vor allem, aber nicht nur, wenn man Kinder hat.
Das gilt auch für Sea World, den dritten großen Park. Hier kann man, auch wenn das inzwischen ja sehr umstritten ist, Killerwale und andere Meeressäuger bei unglaublichen Kunststücken erleben und ganz nebenbei auch hier rasante Fahrgeschäfte testen. Auch Sea World hat hier einen zweiten Park eröffnet, nachdem das Original in San Diego so gut gelaufen ist.
Überdimensionale Minigolfplätze, riesige Einkaufszentren und kleinere Freizeitparks wie Gatorland oder sogar Holyland machen Orlando zu dem was es ist, zur Welthauptstadt der Unterhaltung.
90 Meilen westlich von Orlando liegt ein weiterer im Reisebuchklassiker genannter Ort an der von Sümpfen durchzogenen Westküste Floridas. Crystal River ist die Hauptstadt der Manatis und der einzige Ort auf der Welt, wo man mit diesen sanften Riesen schwimmen kann. Der Ort selbst ist nicht sonderlich interessant, doch die Umgebung dafür umso mehr. Hunderte von kleine Inseln im Crystal River National Wildlife Refuge sorgen zusammen mit dem warmen Wasser des Golf von Mexico für die optimale Lebensgrundlage für die stark bedrohte und somit auch stark geschützte Art der Seekühe. Rund 3000 dieser eigenartigen Tiere soll es in den USA noch geben. Die meisten davon rund um Florida und etwa 400 davon in der Gegend von Crystal River. Die bis zu 4m langen und bis zu 1000kg schweren Tiere in freier Wildbahn zu sehen ist ein einmaliges Erlebnis und ist zudem absolut ungefährlich, da die fast blinden Tiere sehr gutmütige Vegetarier sind und Spaß daran haben, mit Besuchern zu spielen.
Ich hatte zum einen in Crystal River und einmal auch in dem nahe gelegenen Homosassa Springs Wildlife State Park die Gelegenheit, die Tiere beobachten zu können. Schwimmen war ich damals nicht mit den Tieren. Dieses Erlebnis hatte ich jedoch mehrfach an einem ganz anderen Fleckchen Erde. Auch im Roten Meer gibt es diese Spezies. Und eben dort in der Nähe von meinem früheren Einsatzgebiet Marsa Alam konnte ich mit einer Seekuh in der Bucht von Abu Dabab schnorcheln.
Der für mich schönste Teil Floridas liegt etwas weiter südlich von Crystal River und auch den beiden Großstädten Tampa und Saint Petersburg an der Golfküste. Hier wo dem Festland über 100 Inseln vorgelagert sind, findet man einige der schönsten Strände der Welt und herrliche Naturschutzgebiete. Hat man Fort Myers erreicht, ist es nicht mehr weit bis nach Sanibel Island. Diese nur über eine Brücke erreichbare Insel gilt zusammen mit dem benachbarten Captiva Island als die Muschel-Hochburg der USA. An keinem Strand gibt es so viele Muscheln zu finden wie auf Sanibel. Davon abgesehen, sind die beiden Inseln auch einfach nur schön. Schon deshalb ist eine Unterkunft hier auch deutlich teurer als im benachbarten Fort Myers oder Fort Myers Beach. Ich war auf meinen Reisen immer begeistert von den Stränden, den Mangrovensümpfen der Umgebung und den subtropischen Wäldern auf dem Festland. Hier erlebt man das alte Florida, nicht das der sonnenhungrigen Touristen von Miami Beach oder Saint Petersburg und auch nicht das der Freizeitparks in Orlando. Im Südwesten Floridas ist die Welt in vielen Bereichen noch in Ordnung.
Beim Lesen des Buches "1000 places to see before you die" hat es mich gewundert, daß der Norden Floridas fast gar nicht erwähnt wird. Dabei ist sowohl der Panhandle in Richtung Alabama und Louisiana als auch der Nordosten mit der einzigen wirklich geschichtsträchtigen Stadt St. Augustine wirklich sehenswert. Lediglich die nordöstlichste Insel Floridas Amelia Island wird im Buch aufgeführt. Und ausgerechnet dort war wiederum ich noch nicht. Doch St. Augustine ist eine wirklich reizende Stadt mit einer historischen Altstadt und Straßenzügen voller Spanish Moos an den Bäumen. Auch der Strand im Anastasia State Park und der Zoologische Garten zählen zu den besten der Vereinigten Staaten.
Während die Hauptstadt Tallahassee zwar eine sehr lebhafte Universitätsstadt, aber ansonsten nicht sonderlich attraktiv ist, findet man weiter westlich die schönsten Strände der Welt. Vor allem die Strände von Panama City und Pensacola sind da hervorzuheben. Beide haben den weißesten Sand, den ich an einem Strand in Nordamerika je gesehen habe. Nur die Karibik bzw. die Malediven können für mich da noch mithalten. So zählt St. Augustine und auch Panama City für mich zu den "1000 places to see before you die".
Direkt nördlich an Florida angrenzend liegt der Bundesstaat Georgia. Auch zwei Orte aus dem Reisebuchklassiker grenzen direkt aneinander an und standen bisher leider noch nicht auf meiner Liste. Das ist nördlich von Amelia Island Florida die Inselkette der zu Georgia gehörenden Golden Isles. Auf Inseln wie Cumberland oder Jekyll Island versuchten die Großindustriellen des 19. Jahrhunderts dem Winter in New York und Washington zu entfliehen und erbauten traumhafte Anwesen die es noch heute zu bestaunen gibt. Größtenteils sind die Golden Isles jedoch ein perfektes Stück Natur. Die meisten sind ganz oder zum Teil unter strengem Naturschutz und ist die Heimat von Meeresschildkröten vielen seltenen Vögeln und sogar den letzten Wildpferden der USA. Sehr schade, daß ich bei meinen Besuchen in Georgia damals keine Zeit hatte, die Insel zu besuchen.
Ich war dafür in dem zweiten Ort, der zu den "1000 places to see before you die" zählt. Und der liegt nur wenige Meilen nördlich ebenfalls am Meer. Die Rede ist von Savannah, der vielleicht schönsten Stadt der Vereinigten Staaten. Zumindest hat sie den größten denkmalgeschützten Stadtteil des Landes mit über 2000 Kolonialhäusern und Straßenzügen mit typischem Südstaaten-Charme. Die schon 1773 gegründete Stadt wurde durch die Baumwollplantagen der Umgebung und die Sklavenarbeit reich. Und das sieht man noch heute in der Old Town. Viele der wunderschönen viktorianischen Bauten sind heute ein Bed & Breakfast, so daß man die damalige Zeit richtig nachleben kann. Noch originalgetreuer wird es, wenn man, wie ich bei meinem Besuch, die Stadt per Pferdekutsche erlebt. So kann man die vielen Parks und die Bäume mit Spanish Moos an den Ästen richtig genießen. Die Stadt am Savannah River und der Grenze zu South Carolina ist eine echte Perle der Südstaaten und für mich immer wieder einen Besuch wert.
Der Stat Georgia hat aber noch viel mehr zu bieten. Und erstaunlicherweise kommen die von mir sehr geschätzten Orte nicht im Buch vor. Für mich ist aber auch Atlanta auf jeden Fall einer der "1000 places to see before you die". Das gilt vor allem, aber nicht nur für TV-Fans. Schließlich war Atlanta der Drehort der beliebten TV-Serie Matlock in den 70er Jahren und spielte Hauptrollen in neuzeitlichen Filmen wie "Tribute von Panem" oder der Serie "The Walking Dead". Und Atlanta ist auch der Hauptsitz des US-Nachrichtensenders CNN. So kann man TV-Geschichte von damals und heute in der Millionenstadt Atlanta noch immer erleben. Bei meinem Besuch beim Sender CNN in den 90er Jahren durfte man bei der Führung bei der Produktion von Nachrichtensendungen zuschauen und die Wetterberichte auch schon mal live moderieren. In der damals noch futuristischen Welt des Privatfernsehen war das ein besonderes Erlebnis.
Das gilt auch für den Besuch der World of Coca Cola. Auch diese Firma hat in Atlanta ihren Hauptsitz und zeigt den Besuchern sehr gerne, was und wie sie es produzieren. So konnte man damals in dem Besucherzentrum alle von der Coca Cola Company produzierten Getränke kosten. Von der normalen weithin bekannten Coke über das damals moderne Cherry Coke bis hin zu exotischen Mischungen wie Fanta Erdbeere oder Root Beer.
Die Hauptstadt Georgias hat noch so viel mehr zu bieten, daß man locker eine ganze Woche hier verbringen könnte. Das beginnt beim eindrucksvollen State Capitol und endet am noch beeindruckenderen Atlanta Aquarium, einem der größten und modernsten seiner Art. Gleich nebenan ist in einer kleinen Grünanlage der Centennial Olympic Park, in dem bei den Olympischen Sommerspielen 1996 am Abend die Medaillen vergeben wurden. Hier bekamen damals so phantastische Athleten wie der Weitspringer Carl Lewis oder der Schwimmer Alexander Popov ihre Goldmedaillen. Unvergessen war bei diesen Spielen aber weniger der Sport, sondern die Eröffnungsfeier, bei der Mohammed Ali die olympische Flamme entzündete. Da ich das letzte Mal lange vor den Spielen 1996 in Atlanta war, gab es damals weder den Centennial Olympic Park, noch das Olympiastadion.
Schon lange vor meinen Besuchen gab es die Gedenkstätte für den bekanntesten Sohn der Stadt. Das Martin Luther King Jr. National Historic Site erinnert an das Leben und Wirken des berühmtesten Menschenrechtlers der Vereinigten Staaten. Luther King wurde 1929 in Atlanta geboren und wurde durch seine "I have a dream"-Rede in Washington D.C. bekannt. Nach seiner Ermordung 1968 in Memphis wurde der Friedensnobelpreisträger in Atlanta beigesetzt. Neben dem Grab ist in der Stadt natürlich auch das Geburtshaus Kings zu besuchen. Für mich war es keine Frage, dem großen Menschenrechtler an beiden Stellen die Ehre zu erweisen.
20 Meilen östlich der Innenstadt liegt eine weitere große Attraktion der Metropolregion Atlanta, der Stone Mountain Park. Der Stone Mountain selbst ist der größte freiliegende Granitfelsen der Welt und der drittgrößte Monolith der Erde. Bekannt ist der Felsen auch durch seinen ihn umgebenden Park und das große Relief an der Nordseite des Stone Mountain. Es zeigt den US-Präsidenten Davis, sowie die Konföderierten Generäle Lee und Jackson. Der Vergnügungspark am Fuße des Felsen ist da eher störend aber für Familien mit Kindern natürlich ein Muss. Die Seilbahn auf den Berg ist da schon eher einen Besuch wert. Der Blick von oben auf die Stadt und bis in die Appalachen ist bei gutem Wetter sehr schön.
Für mich ist Atlanta eine der modernsten und interessantesten Großstädte der USA und immer einen Besuch wert. Ob man nun geschichtlich, sport-historisch oder sonst touristisch interessiert ist, Atlanta hat für Jeden etwas zu bieten. Ich war auch vom Live-Sport begeistert. Bei einem meiner Besuche hatte ich die große Freude bei einem Spiel der Atlanta Braves im Baseball dabei sein zu dürfen. Auch wenn ich die Regeln damals noch nicht so gut kannte, war ich von der Atmosphäre im Stadion, die eher einem gemütlichen Picknick-Ausflug mit der Familie gleicht, als einem Sport-Event, begeistert. Und die Hot Dogs im Stadion waren auch lecker. Ganz nebenbei haben die Braves damals gegen die New York Mets gewonnen, so daß am Ende sogar Stimmung im Stadion war.
Jürgen (Sonntag, 19 Juni 2022 14:08)
Hallo Olli.
Wusste nicht, dass Du Amerika, mein liebstes Urlaubsland inklusive Hawaii so gut kennst.
Da müssen wir mal bei einem Bier drüber sprechen.
Liebe Grüße
Jürgen
Omamama (Sonntag, 14 November 2021 18:35)
Da kann ich nur zustimmen, da ich dieses Durcheinander am eigenen Leib erfahren musste.