British Columbia ist mit 944 000qkm die drittgrösste Provinz Kanadas und hat nur 4 Millionen Einwohner. Die miesten davon leben in der Millionenstadt Vancouver und dem wesentlich kleineren Victoria auf Vancouver Island. Auch in dieser Provinz ist die Natur der eigentliche Superstar. Die Rocky Mountains im Osten, die Regenwälder und spektakulären Küstenabschnitte im Westen, endlose Wälder im Norden und die zahlreichen traumhaften Inseln in der Salish See, der Strait of Georgia und der Strait of Juan de Fuca sind alle eine Reise wert. Doch es gibt so viel zu sehen und so viel zu tun in British Columbia, dass man es in einem Leben vermutlich niemals schaffen würde.
Zehn Einträge fanden es die Autoren des Reisebuches wert, im Kapitel British Columbia aufzuführen. Zwei davon findet man in Vancouver, wobei ich finde, dass die Stadt selbst schon einer dieser "1000 Places to see before you die" ist. Einmal der Dr. Sun Yat Sen Classical Chinese Garden und Granville Island. Der chinesische Garten liegt im Herzen der Chinatown Vancouvers, die nach der in New York und San Francisco die drittgrößte Ansammlung von Chinesen in Nordamerika ist. In diesem Chaos und Gewirr aus Menschen tut ein Garten der Ruhe, der zur Weltausstellung 1986 eröffnet wurde, richtig gut. Pflichtprogramm ist der Garten aber bei einem Besuch von Vancouver aus meiner Sicht ebenso wenig, wie der zweite Eintrag im Buch. Granville Island ist ein Einkaufs- und Kulturviertel auf einer Halbinsel im False Creek. Hier findet man zudem einen Flohmarkt, eine Marina mit vielen Restaurants, die University of Art and Design, sowie das Museum für Modelleisenbahnen. Das ist alles nett, aber da finde ich, gibt es in Vancouver zahlreiche interessantere Orte, die eine Erwähnung verdient hätten.
Alleine schon die Lage der Stadt zwischen der Strait of Georgia und dem Burrad Inlet mit den Bergen der North Shore Mountains im Hintergrund ist atemberaubend. Ein Spaziergang durch den Stanley Park ist ein absolutes Muss bei einem Trip nach Vancouver. Schlendert man an der Küste entlang, hat man einen tollen Blick auf den Hafen, die Lions Gate Bridge, die Vancouver mit North Vancouver verbindet, und die Downtown mit ihren zahlreichen Wolkenkratzern im Bankenviertel. Auf der Südseite des Parks blickt man auf West Point mit dem Museum of Vancouver und der University of British Columbia. Und an klaren Tagen sieht man in der Ferne sogar den schneebedeckten Vulkankegel des Mount Baker im nur 45km entfernt liegenden US-Bundesstaat Washington.
2,4 Millionen Einwohner leben im Ballungsraum Vancouver. Alle davon werden schon einmal in der Altstadt Gastown gewesen sein und in einer der urigen Micro-Brauereien bei Live Musik am Abend schon einmal ein Bier getrunken haben. Auch das ist einer dieser magischen Orte, die es in keiner anderen Stadt so gibt. Auch auf der anderen Seite des Vancouver Harbour in North Vacouver gibt es solche Plätze. Wer zum Beispiel einmal im Leben im Pier 7 Restaurant gesessen hat und abends bei einem Drink oder leckeren Seafood Dinner den Blick auf die gegenüber liegende Skyline von Vancouver genossen hat, wird diesen Anblick nie vergessen.
Nicht weit entfernt türmen sich schon die Berge der Coastal Range. Die Wildnis Kanadas beginnt hier schon in den Vororten der Großstadt. Ganze 10 Minuten Fahrt sind es von der Lions Gate Bridge in den Capilano River Regional Park. Einmal im Leben sollten sie dort über die spektakuläre Capilano Suspension Bridge wanken. Diese war einst die längste Hängebrücke der Welt für Fußgänger und ist noch heute ein echtes Erlebnis.
Etwas weiter die Strasse hinauf, befindet man sich am Fuß des Grouse Mountain. Das ist der 1200m hohe Hausberg von Vancouver. Im Sommer kann man hinauf wandern oder gemütlich mit der Großraumgondel nach oben schweben, und im Winter ist hier ein kleines aber sehr feines Skigebiet. Zu jeder Jahreszeit genießt man einen einmaligen Blick über die Stadt und das Meer. Auch das ist definitiv einer der "1000 Places to see before you die".
Wem der Grouse Mountain zu klein ist, der fährt eine halbe Stunde weiter westlich in das benachbarte Cypress Mountain Skigebiet. Aufgrund seiner besonderen geographischen Lage zwischen Horseshoe Bay und Coastal Range Gipfeln ist dies eines der schneesichersten Skigebiete der Welt. Bei meinem Besuch dort lagen links und rechts der Strasse hinauf zum Cypress Mountain Provincial Park über 9m Schnee. So viel Schnee auf einem Haufen hatte selbst ich noch nie zuvor gesehen.
Verlässt man Vancouver auf Highway 99, dem sogenannten "Sea to Sky Highway", fährt man eine der schönsten Strassen Kanadas. Zunächst geht es entlang des Howe Sound nur wenige Meter vom Wasser entfernt bis Squamish. Im dortigen Shannon Falls Provincial Park zählen die gleichnamigen Wasserfällen zu den höchsten ihrer Art in Kanada. Im benachbarten Stawamus Chief Provincial Park fährt man mit der Sea to Sky Gondola nach oben und genießt vom Stawamus Chief Viewpoint den phantastischen Ausblick.
Das Meer verabschiedet sich dann und macht den Bergen, Tälern und Seen Platz. Zahlreiche weitere Provincial Parks und Picknickplätze liegen auf dem weiteren Weg, der dann für die meisten mit dem Ziel Whistler endet.
Der Austragungsort der alpinen Wettbewerbe bei den Olympischen Winterspielen 2010 ist nicht nur, aber gerade für passionierte Skifahrer, einer der "1000 Places to see before you die" und für viele eines der besten Skigebiete der Welt. Whistler-Blackcomb ist mit zwei erschlossenen Bergen und 24 Liften ein grandioses Skigebiet. Auch wenn die Gipfel des Whistler Mountain mit 2182m und des Blackcomb Peak mit 2440m gar nicht so hoch sind, so hat das Resort doch einige Superlative zu bieten. Whistler-Blackcomb hat das einzige Sommerskigebiet Kanadas auf dem Blackcomb Glacier von Juni bis August und die Skiabfahrt mit der grössten Höhendifferenz Nordamerikas (1609m). Mit 22 Quadratkilometern ist es zudem selbstredend das größte Skigebiet Nordamerikas. Am Fuß der beiden Berge schmiegt sich das moderne und doch traditionell gehaltene Skidorf Whistler an das Skigebiet. Die Gondeln und Lifte starten mitten im Resort und machen Whistler auch zu einem exzellenten Skigebiet für Familien.
Westlich von Vancouver endet British Columbia nicht etwa, für viele Besucher fängt es da erst richtig an. Per B.C. Ferry geht es zu den Gulf Islands und nach Vancouver Island. Die Gulf Islands sind Hunderte von kleinen und größeren Inseln in der Strasse von Georgia zwischen Vancouver Island und dem Festland. Die nördlichen Gulf Islands sind fast alle Teil des Gulf Islands National Parks während die südlichen Inseln zum Staatsgebiet der USA gehören und dort San Juan Islands heißen. Alle zusammen bestechen durch ihren Charme, ihre wilde, oft noch unberührte Natur und kleine romantische Städtchen, in denen die Uhren noch anders laufen. Natürlich kann man die größeren Inseln auch alle mit dem Auto per Fähre anfahren, echte Liebhaber der Inseln nehmen jedoch das Boot oder sogar das Kanu.
Noch spektakulärer ist Vancouver Island. Die grösste Insel Nordamerikas ist 450km lang, bis zu 100km breit und besteht aus 31200qkm wilder Natur. Die Insel mit der Hauptstadt British Columbias, Victoria, ist eine Welt für sich. Traumhafte Städte wie eben Victoria und das wesentlich kleinere Nanaimo, eine der spektakulärsten Küstenabschnitte der Welt, Flora und Fauna im Überfluss, eine Gebirgskette mit bis zu 2195m hohen Bergen aber auch traumhafte, einsame Strände machen diesen Teil Kanadas aus. Am dichtesten besiedelt ist der Süden mit den beiden Fährhäfen Nanaimo und Victoria. Victoria ist mit 85 000 Einwohnern im Vergleich zu Vancouver eher klein und beschaulich. Dennoch ist Victoria für viele Besucher sogar noch schöner als die Metropole auf der anderen Seite der Strait of Georgia. Schon die Lage ist einmalig schön. Auf der einen Seite die Berge, auf der Ostseite die Strait of Georgia und im Südwesten die Strait of Juan de Fuca, die Kanada von den USA trennt. Bei gutem Wetter sieht man von Victoria aus den Olimpic National Park im gegenüber liegenden US-Staat Washington. Victoria gilt als britischste Stadt Nordamerikas. Der Bau- und auch der Lebensstil sind sehr von England geprägt. So gibt es weit über 1000 Gebäude, die ebenso vom britischen Baustil inspiriert sind, wie die zahlreichen Gärten und Parks. Sogar rote Doppeldeckerbusse fahren durch die Innenstadt. Eine Fahrt damit zählt ebenso zum Pflichtprogramm wie der Besuch des Inner Harbours. In diesem Viertel ballen sich die Sehenswürdigkeiten wie das Parlamentsgebäude oder das berühmte Fairmont Empress Hotel. Und auch wenn der Inner Harbour selbst nicht auf der Liste steht, so kommt man auf der Jagd nach den Orten im Reisebuch doch auf jeden Fall dorthin wenn man das Royal British Columbia Museum besucht. Dieses Museum für Naturgeschichte und die Geschichte der First Nations gilt als eines der besten der Welt und ist definitiv einer der "1000 Places to see before you die"
Verläßt man Victoria in westlicher Richtung auf Highway 14 geht es immer weiter an der Küste entlang und kommt schließlich in das kleine Örtchen Elliotsville. Der Ort selbst ist uninteressant, doch er ist Ausgangspunkt für eine der bekanntesten und schönsten Wanderungen der Welt, den West Coast Trail. Diese 75km lange Mehrtageswanderung führt auf ganzer Länge entlang der Küste des Pacific Rim National Park. Wer, wie wir damals, nur eine kurze Tageswanderung machen will, der begeht zum Beispiel den Rainforest Trail in der weiter nördlich gelegenen Long Beach Unit des National Parks, Dort liegt auch der 15km lange Long Beach, den man mit einigen Möwen und Stelzenläufern meist für sich alleine hat. Und das obwohl diese Ecke British Columbias ein Touristenmagnet ist. Doch die Besucher konzentrieren sich eher auf die kleinen Örtchen Uculuet und vor allem Tofino an der Nordspitze der kleinen Halbinsel. Tofino ist zum einen ein sehenswertes schrulliges Fischerdorf, zum anderen der Ausgangspunkt für Walbeobachtungstouren. Wir nutzen diese Gelegenheit bei unserem Besuch und machten einen Whalewatching Tour mit einem Speedboat. Und tatsächlich hatten wir das große Glück, gewaltige Grauwale in freier Natur zu sehen. Für mich war das einer dieser Momente im Leben, die man nie vergisst.
Zurück auf dem Festland bietet British Columbia eine einfach nur gewaltige Natur. Nördlich von Vancouver leben nur noch wenige Menschen, dafür umso mehr Elche, Bären, Biber und sonstige Säugetiere. Gerade in den zahlreichen noch fast unberührten national Parks und Provincial Parks können sie ungestört leben. Tweedsmuir, Wells Grey und Mount Robson sind nur drei von zahlreichen Parks in den verschiedenen Bergketten, die die Provinz von Nord nach Süd durchziehen. Dazwischen immer wieder kleinere Städte, die vor allem im Süden British Columbias inzwischen zu Obst- und vor allem Weinanbaugebieten geworden sind. Das Okanagan Valley mit Vernon, Kelowna und Penticton ist der Obstgarten des Landes.
Während meiner Aufenthalte in Banff in den Jahren 1995, 1998 und 1999 war ich öfter in diesen Regionen unterwegs, um die dortigen Skigebiete Big White und Silver Star zu besuchen. Dabei gefiel mir diese Gegend, die einem mehr an das Allgäu erinnert, sehr gut. Mehr den Erwartungen entsprechend war damals die Gegend entlang des wohl legendärsten Highways Kanadas, dem Alaska Highway. Der Highway selbst sei an anderer Stelle unter den Traumstraßen der Welt noch näher vorgestellt. Hier sei nur erwähnt, daß auch im hohen Norden British Columbias mit dem Stone Mountain Provincial Park und dem Muncho Lake Provincial Park mindestens zwei Naturschutzgebiete einen Besuch wert sind. Erdgeschichtlich interessant ist auch der kleine aber feine Nisgaa Memorial Lava Beds Provincial Park nördlich von Prince Rupert, in dem man durch erloschene Lava wandern kann.
An der östlichen Grenze British Columbias ragen die schier unüberwindlichen Rocky Mountains empor. An der ganzen Grenze zu Alberta liegen zahlreiche Nationalparks direkt aneinander. An die Nationalparks Banff und Jasper in Alberta grenzen auf Seiten British Columbias der Yoho National Park und der Mount Robson Provincial Park. Beide bestechen durch grandiose Bergwelt, Gletscher und Wasserfälle. Während die Parks in Alberta auch im Winter durch die Skigebiete dort Touristenmagneten sind, ist es in Yoho und am Mount Robson im Winter sehr ruhig. Dort tummeln sich im Sommer die Wanderer und Angler. Die Landschaft ist immer eine Augenweide, im Winter und im Sommer !
Jürgen (Sonntag, 19 Juni 2022 14:08)
Hallo Olli.
Wusste nicht, dass Du Amerika, mein liebstes Urlaubsland inklusive Hawaii so gut kennst.
Da müssen wir mal bei einem Bier drüber sprechen.
Liebe Grüße
Jürgen
Omamama (Sonntag, 14 November 2021 18:35)
Da kann ich nur zustimmen, da ich dieses Durcheinander am eigenen Leib erfahren musste.