Ontario ist mit über 1 Million Quadratkilometern die zweitgrößte Provinz Kanadas und mit 13 Millionen Einwohnern auch die Bevölkerungsreichste. Ontario hat alles: Phantastische, weltoffene, multikulturelle Städte, gleich drei der großen Seen und zahlreiche National Parks und Provincial Parks. Mit Toronto, Ottawa und den Niagara Fällen werden drei Orte Ontarios im Reisebuchklassiker genannt. Alle drei konnte ich bereits als gesehen auf meiner Liste abhaken.
Auf unserer Reise vom Osten Kanadas in den Westen fuhren wir damals von Montreal im Osten kommend zunächst in die kanadische Hauptstadt Ottawa und später weiter in die Millionenstadt Toronto. Ottawa ist aus mehreren Gründen sehr interessant. Zum einen ist sie mit rund 800 000 Einwohnern nur die sechst größte Stadt des Landes und hat es doch zur Hauptstadt geschafft. Zum anderen liegt Ottawa direkt am gleichnamigen Fluss und somit auch direkt an der Grenze zu der französischsprachigen Provinz Quebec, die schon mehrfach versucht hat, sich vom Rest des Landes abzuspalten. Obwohl man ja annehmen könnte, daß die Stadt durch seinen durch und durch französisch geprägten Nachbarn, der nur durch einen Fluss getrennt ist, diesen Hauch Frankreichs annehmen würde, gilt Ottawa als britischste Stadt außerhalb Englands. Die Gebäude erinnern nicht nur mit dem Parlament an sein Vorbild in London. Auch die Straßen, die roten Busse und das Kneipenviertel erinnern eher an London, als an Paris. Mir hat die Stadt mit ihrer historischen Altstadt und dem Regierungsviertel sehr gut gefallen. Gerade auch die im Buch genannten Rideau Canal und das am Ufer liegende Fairmont Chateau Laurier Hotel machten nachhaltig Eindruck auf uns. Der Rideau Canal ist die Verbindung zwischen Ottawa River und Ontario See, der im Winter fast immer zugefroren ist und zu der größten Schlittschuhbahn der Welt wird. Da wir am Sommer vor Ort waren, konnten wir dieses Erlebnis nicht teilen, doch auch im Sommer ist die gewaltige 200km lange Wasserstraße sehenswert. Direkt am Zusammenfluss von Kanal und Fluss liegt das gewaltige schlossartige Hotel, das zu den besten und auch teuersten des Landes zählt.
Rund 450km weiter westlich liegt mit Toronto die größte und spannendste Stadt des Landes. Die Skyline der 2,5 Millionen Menschen zählenden Stadt ist schon von Weitem beeindruckend. Das Zentrum liegt direkt am Lake Ontario, dem kleinsten der Großen Seen, und macht einen Teil der Atmosphäre in der Stadt aus. Die Promenade am See, die Strände in Stadtnähe und die Kulturangebote Torontos machen die Metropole zu der für mich schönsten Stadt im Osten Kanadas. Die größten Attraktionen sind ohne Zweifel der CN Tower und das Royal Ontario Museum. Der CN Tower war bei unserem Besuch noch das mit 553m höchste freistehende Gebäude und der höchste Fernsehturm der Welt. Heute gibt es höhere Gebäude, doch in Nordamerika ist der Turm noch immer unerreicht. Wir waren auf der Aussichtsplattform und waren von der Aussicht begeistert. Erst hier oben wird einem klar, daß der Lake Ontario mehr einem Meer, als einem See gleicht. Das gegenüberliegende Ufer ist selbst von hier oben nicht zu erblicken. Selbst die Wolkenkratzer des Bankenviertels in unmittelbarer Nähe erscheinen einem klein. Und der Blick nach unten ist auch spektakulär. Dort befindet sich direkt nebenan der Sky Dome, der inzwischen in Rogers Center umbenannt wurde. In dem 54 000 Zuschauer fassenden Stadion mit schließbarem Dach spielen die Baseballer der Toronto Blue Jays. Bei unserem Besuch in den 90er Jahren war es eine der modernsten Konstruktionen der Welt. Heute spricht man sogar davon, das Stadion abzureißen und ein Moderneres zu bauen. Ebenfalls in unmittelbarer Nähe liegt wiederum der Air Canada Center, in dem die Toronto Maple Leafs in der NHL und die Toronto Raptors in der NBA auf Punktejagd gehen. Leider hatten wir damals nicht die Gelegenheit, ein Spiel der Profis zu sehen, doch bei unserem Blick vom Tower auf das Stadion unter uns war bei offenem Dach zumindest ein Training zu erkennen. Im Buch "1000 Places to see before you die" wird der CN Tower nicht erwähnt. Dafür ist das gewaltige Royal Ontario Museum aufgelistet. Schon rein optisch ist das von Daniel Liebeskind entworfene Gebäude ein Highlight. Zudem gilt das Museum als eines der bedeutendsten und größten Museen für Naturgeschichte und Völkerkunde. Von den über 6 Millionen Exponaten konnten wir damals leider keines sehen, da wir leider keinen ganzen Tag Zeit hatten, den man für dieses gewaltige Museum benötigen würde. Wir wollten weiter am Lake Ontario entlang zum größten Naturspektakel des Landes.
Der Niagara River verbindet den Lake Ontario mit dem Lake Erie und bildet die natürliche Grenze zwischen den USA und Kanada. Das alles wäre nicht sonderlich spannend, wenn dazwischen nicht die mächtigsten Wasserfälle Nordamerikas liegen würden. Die weltberühmten Niagarafälle sind weder die höchsten, noch die wasserreichsten Fälle der Welt, doch sie sind mit großem Abstand die Schönsten. Egal, ob man sie von der amerikanischen oder der kanadischen Seite aus besichtigt, ein Spektakel sind sie in jedem Fall. Wir waren auf beiden Seiten, fanden die amerikanische Seite aber interessanter. Das liegt vermutlich daran, daß wir mit der berühmten "Maid of the Mist" so nah an die Horseshoe Falls heranfahren konnten, bis die zuvor verteilten Regenjacken völlig durchnässt waren. Die unglaubliche Kraft des Wassers wird einem bei dieser Schifffahrt erst richtig bewusst. Die Horseshoe Falls sind mit einer Breite von 790m die längsten der drei Wasserfälle, die man zusammen Niagara Falls nennt. Die American Falls und die Bridal Veil Falls sind jedoch nicht minder spektakulär. Auch die Fahrt mit dem Fahrstuhl auf kanadischer Seite hinter die Wasserfälle ist sehr eindrucksvoll. Bei einem Besuch Kanadas ist ein Stopp an den Niagarafällen absolute Pflicht. Auch wenn der touristische Wahnsinn auf beiden Seiten des Niagara Rivers immer größer wird und an einen großen Rummelplatz erinnert, so sind die Niagarafälle immer noch einer der "1000 Places to see before you die".
Jürgen (Sonntag, 19 Juni 2022 14:08)
Hallo Olli.
Wusste nicht, dass Du Amerika, mein liebstes Urlaubsland inklusive Hawaii so gut kennst.
Da müssen wir mal bei einem Bier drüber sprechen.
Liebe Grüße
Jürgen
Omamama (Sonntag, 14 November 2021 18:35)
Da kann ich nur zustimmen, da ich dieses Durcheinander am eigenen Leib erfahren musste.