Frankreich

Frankreich ist einer der wichtigsten Partner und Nachbarn Deutschlands und sicherlich eines der schönsten und bedeutendsten Länder Europas. Das mit 543 000 qkm größte Land der Europäischen Union ist wirtschaftlich, geschichtlich und kulturell nicht nur in Europa, sondern auch weltweit führend. Die 76 Millionen Einwohner verteilen sich in einer Art flächenmäßigem Rechteck vom Rhein im Osten bis zum Atlantik im Westen und vom Mittelmeer im Süden bis zur Nordsee im Norden. Dazwischen liegen mit den Pyrenäen, dem Zentralmassiv, den Vogesen, dem Jura und den Alpen gleich fünf Bergmassive, neun Nationalparks, 43 Weltkulturerbe der UNESCO und rund 50 Einträge im Reisebuch-Klassiker "1000 Places to see before you die". Völlig unterschiedliche, faszinierende Landschaften und verschiedenste Kulturen wurden 843 unter dem Vertrag von Verdun als das heutige Frankreich gegründet. Heute ist Frankreich ohne Zweifel eine Weltmacht. Die Grande Nation ist einzige Atommacht der Europäischen Union, die sie mit begründet hat. Zudem ist Frankreich Mitglied der NATO, der Vereinten Nationen, der G7, der G20, der OECD und der WTO.

Ich war in den vergangenen 50 Jahren mehrfach in dem Nachbarland, von dessen Grenze ich als Mannheimer ja gar nicht so weit entfernt geboren wurde. Mehrfach war ich im nahegelegenen Elsass, zweimal in Paris, einmal im Nordosten bei der Durchfahrt nach Le Havre, zweimal an der Mittelmeerküste und einmal mit dem Wohnmobil auf dem Hin- und Rückweg auf die Iberische Halbinsel im Süden und Westen des Landes. Hier die Geschichten dazu.

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Paris

 

Der CDU-Politiker Günther Oettinger sagte einmal in einem Interview, dass es westlich von Paris keine Menschen gibt, nur Kühe. Das ist sicherlich nicht ganz richtig und beweist die Ahnungslosigkeit, mit der einige Politiker im EU-Parlament unterwegs sind. Und doch zeigt es, dass Paris für die Franzosen über allem steht und die Hauptstadt Frankreichs das einzige Aushängeschild in einem sonst recht ländlichen Staat ist. Von den 76 Millionen Franzosen leben alleine 12,5 Millionen in und um Paris herum in der Metropolregion. Somit ist Paris die größte Stadt Europas und sowohl was Kultur als auch Geschichte angeht eine der wichtigsten der Welt. Hinter London und Bangkok ist es mit 47 Millionen Besuchern im Jahr die Stadt mit den drittmeisten Besuchern auf der Welt. Sie alle kommen in die Stadt um Sehenswürdigkeiten wie den Eiffelturm, den Louvre oder das Schloss Versailles zu besichtigen oder einfach um einem im Leben in der Stadt der Liebe das einmalige Flair erleben zu dürfen. Wer nicht wegen den Museen oder den Prachtbauten nach Paris kommt, der kommt anlässlich einer der zahlreichen sportlichen Großveranstaltungen. Sei es die French Open im Stade Roland Garros im Tennis im Mai, der Zieleinlauf der Tour de Frances im Radsport im August oder das ganze Jahr über ein Spiel der französischen Fußball Nationalmannschaft im Stade de France, sportbegeisterte Menschen strömen immer nach Paris. Die Stadt ist immer eine Reise wert. Die UNESCO wusste, warum sie ausgerechnet diese Stadt zu ihrem Hauptsitz wählte. Ganz Paris ist eine Art Freilichtmuseum. Die Prachtstraßen wie der Champs-Elysees, Baudenkmäler wie der Triumphbogen, Museen wie der Louvre aber auch die kleinen Boutiquen, Cafes und Restaurants an der Ecke lassen jeden Besucher schwärmen. Ein einfacher Spaziergang entlang des Seine-Ufers kann ein Erlebnis sein, das man im Leben nicht vergisst. 

Bei meinen Besuchen war ich bei den wichtigsten und größten Sehenswürdigkeiten und musste einmal sogar auf einer Parkbank übernachten, da der Bahnhof damals Nachts schloss und wir den letzten Zug von Paris nach Mannheim knapp verpasst hatten. Auch das war ein unfreiwilliges, aber recht spannendes Erlebnis. 

Erster Anlaufpunkt für jeden Tourist ist natürlich der weithin sichtbare, weltberühmte Eiffelturm. Das vielleicht neben der Freiheitsstatue in New York berühmteste Wahrzeichen der Welt liegt unweit des Seinne Ufers im 7. Arrondissement. Der gewaltige 324m hohe Stahlkoloss ist von unten extrem beeindruckend. Der 1889 zur damaligen Weltausstellung eröffnete Turm war bis 1930 das höchste Bauwerk der Welt. Heute ist er auf Platz 7 abgerutscht. Seinen Namen erhielt das Bauwerk von seinem Erbauer, dem Architekten Gustave Eiffel, der 1832 in Dijon geboren wurde, Bereits zweimal stand ich staunend am Fuß des Turmes und bin einmal auch mit dem Lift nach oben gefahren. Der heutige Fernsehturm hat drei Etagen, die für Besucher zugänglich sind. Im 1. Stock ist neben dem Restaurant 58 Tour Eiffel auch eine eigene Poststelle und ein Souvenirladen. Von hier aus ist die Aussicht noch nicht sonderlich spannend. Besser wird es schon in der 2. Etage. Sportliche Gäste erklimmen die dortige Aussichtsplattform über 704 Stufen. Wer jedoch ausgeruht im Sterne-Restaurant Jules Verne ankommen möchte, der nimmt den Fahrstuhl. Ohne diesen kommt man nicht weiter nach oben. Doch dort fängt der Spaß erst an. In der 3. Etage erwarten den Besucher zwei Aussichtsplattformen. Eine ist überdacht und bei jedem Wetter geöffnet. Die darüber liegende Plattform ist im Freien und bei Wind geschlossen. So oder so ist die Aussicht umwerfend. Bei gutem Wetter kann man bis zu 80km weit sehen. Egal, ob man nur die Aussicht genießt oder in einem der Restaurants oder in der Champagner Bar in der 3. Etage etwas trinkt, günstig wird der Besuch auf keinen Fall. Schon die Fahrt mit dem Fahrstuhl auf die oberste Plattform kostet 26.- Euro pro Person. Aber, und das kann ich zu 100% bestätigen, es ist die Sache auf jeden Fall wert. 

Der Eiffelturm in Paris ist ohne jeden Zweifel einer jener "1000 places to see before you die"

 

Ganz in der Nähe des Eiffelturms sind einige der besten und bedeutendsten Museen der Stadt. Von den 106 Museen von Paris sind einige unbedeutend und klein. Andere haben auf ihrem Gebiet Weltruf und wieder andere zählen zu den besten der Welt. So auch das Musee du quai Branly, das zu den besten Völkerkundemuseen der Welt zählt. Auf der anderen Seite des Flusses findet man ebenfalls in direkter Nachbarschaft zum Wahrzeichen der Stadt Museen wie das Homme Museum, das Architekturmuseum oder auch das Paris Museum of Modern Art. 

Etwas weiter flussaufwärts stehen zwei Museen direkt an der Seine, die schon rein optisch zum besten gehören, was Paris zu bieten hat. Die Prachtgebäude im neobarocken Stil nennen sich Grand Palais und Petit Palais und beherbergen das Museum der schönen Künste bzw. den Palast der Entdeckungen, ein wissenschaftliches Museum. Beide gehören zu den schönsten Bauwerken der Stadt. 

Noch ein Stück weiter am Fluss entlang kommt man bald an den Place de la Concorde. Dies ist nicht nur der größte Platz der Stadt, sondern auch einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte. An seinen Flanken findet man zwei bedeutende Grünanlagen, die Jardin des Tuileries und auf der anderen Seite die Jardins de Champs Elysees. Dazwischen liegen mit dem Hotel de la Marine und vor allem dem Crillon zwei der besten Hotels des Landes. Ein Zimmer in dem im neoklassischen Stil erbauten Crillon gibt es nicht unter 800.- Euro pro Nacht. Dafür kann man dann aber auch in einer von Karl Lagerfeld gestalteten Suite wohnen  und von sich behaupten, in einem  Hotel aus dem Buch "1000 places to see before you die" logiert zu haben. Komplett kostenlos ist dagegen der Blick auf den Obelisk in der Mitte des Place de la Concorde. Dieses zweite Wahrzeichen der Stadt war ein Geschenk des ägyptischen Vizekönigs Muhammad Ali Pascha, der den 23m hohen und 230 Tonnen schweren Obelisk 1831 aus dem Tempel von Luxor abbauen und drei Jahre später in Paris aufbauen ließ. Der Monolith mit der vergoldeten Spitze ist weithin sichtbar und auch vom Eiffelturm aus ein schönes Fotomotiv. 

 

Läuft man durch den riesigen aus dem 17. Jahrhundert stammenden Jardin des Tuileries, kommt man bald an den Place du Caroussel und den dortigen kleinen gleichnamigen Triumphbogen. Der Arc de Triomphe du Caroussel wurde 1809 von Napoleon I. zum Gedenken an seine Grande Armee errichtet und ist etwa halb so groß wie der berühmte Bruder am Champs-Elysees. Steht man am Triumphbogen am Place du Caroussel, so befindet man auch vor einem weiteren bedeutenden Bauwerk in Paris, dem Louvre Museum. Mit rund 10 Millionen Besuchern pro Jahr ist der Louvre nicht nur das meistbesuchte Museum der Welt, sondern auch eines der größten was die Ausstellungsfläche angeht. Es zeigt Kunst von der Antike bis zum Ende des 19. Jahrhunderts und ist vor allem berühmt für die "Mona Lisa" von Leonardo da Vinci. Doch auch Albrecht Dürers "Selbstbildnis mit Eryngium", Eugene Delacroixs "Freiheit für das Volk" und natürlich die Statue "Venus von Milo" sorgen dafür dass der Louvre einer jener "1000 places to see before you die" ist. Bei meinen Besuchen in Paris hatte ich leider einfach keine Zeit für einen Besuch. Denn Zeit sollte man sich nehmen, wenn man auch nur einen Bruchteil der 380 000 Exponate anschauen möchte. Auch die heute für den Louvre so typische Glaspyramide am Eingang konnte ich noch nicht bewundern, da sie erst 1989 eröffnet wurde und bei meinem Besuch einfach noch nicht existiert hat. Heute ist die bei den Einheimischen umstrittene "Käseglocke" zu einem weiteren Wahrzeichen der Stadt geworden.

 

Ein paar Straßen weiter nordöstlich liegt im 4. Arrondissement der Centre Georges-Pompidou. Dieses 1977 eröffnete Gebäude mit seiner eigenwilligen Konstruktion aus Glas und Stahl ist ein Ort der Kultur. Einerseits ist es eine gewaltige Bibliothek mit über 400 000 Büchern, andererseits beherbergt es das Museum der Modernen Kunst, ein Musikforschungszentrum und Vieles mehr. Schön ist der Centre Pompidou nicht, aber auf der Welt sicherlich in dieser Form einmalig. Zwei Querstraßen weiter empfängt das Picasso Museum Besucher aus aller Welt und zeigt über 5000 Werke des berühmten Malers Pablo Picasso. 

Schlendert man vom Picasso Museum zurück an die Seine, hat man vom Ufer aus einen wundervollen Blick auf eine der bedeutendsten Kirchen der Welt. Auf der kleinen Insel Ile de la Cite steht seit 1345 die römisch-katholische Kathedrale Notre Dame. Mit ihren beiden fast 70 Meter hohen Türmen ohne Spitze ist die Kathedrale längst ein Wahrzeichen der Stadt geworden. Zusammen mit dem restlichen Seine-Ufer wurde die Kirche 1991 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Für mich ist sie zusammen mit dem Eiffelturm und dem Louvre der Begriff, den man im Kopf hat, wenn man an Paris denkt. Auch wenn Notre Dame 2019 bei einem Grossbrand stark beschädigt wurde, so ist die Kathedrale aus Victor Hugos 1831 erschienenem Roman "Der Glöckner von Notre Dame" einer der "1000 places to see befor you die". Ich habe die Kirche noch lange vor seiner Zerstörung gesehen und war von dem monumentalen Bau begeistert. 

Direkt gegenüber auf der Norseite der Seine steht das Hotel de Ville. Das prunkvolle Gebäude wurde im Stil der Renaissance Schlösser an der Loire erbaut und beherbergt heute kein Hotel, sondern ist das Rathaus der Stadt. Es gibt hässlichere Arbeitsplätze für Bürgermeister auf der Welt.

 

Auf der Südseite der Seine reihen sich weitere große Sehenswürdigkeiten aneinander wie die Perlen einer Kette. Ganz in der Nähe der gegenüberliegenden Bahnhöfe Gare de Lyon (auf der Nordseite der Seine) und Gare de Paris (Südseite) kann man sich einen ganzen Tag im Jardin de Plantes aufhalten. In dieser großen Grünanlage findet man neben dem Botanischen Garten auch den berühmten Zoo von Paris, die Galerie de Paleonthologie mit einigen der bedeutendsten Sauriermodellen der Welt, und die Galerie de Mioneralogie für Freunde von Mineralien und Fossilien. Direkt daneben liegt mit der Sarbonne Universität die beste Universität Frankreichs und eine der angesehendsten der Welt. Wer hier studiert, dem stehen vorm allem in der Welt der Naturwissenschaften alle Türen offen. Nur wenige Straßen weiter liegt die einstige Namensgeberin der Hochschule begraben. Bevor die Uni mit der University Paris zusammengelegt wurde, trug sie den Namen von Marie Curie. Die bedeutende Wissenschaftlerin, die 1903 und 1911 den Nobelpreis in Physik und später in Chemie erhalten hatte, liegt im kolossalen Pantheon begraben. Diese 1790 eröffnete französische Ruhmeshalle war zunächst als Abtei errichtet worden. Heute ist sie eine optisch sehr reizvolle Gedenkstätte für Persönlichkeiten wie den Philosophen Voltaire, den Schriftsteller Victor Hugo oder eben die Wissenschaftlerin Curie.

Wer noch mehr über das Leben und vor allem das Werk Marie Curies erfahren will, der besucht zwei Querstraßen südlich das Curie Museum. In diesem heute wissenschaftlichen Museum war einst das Labor der Dame, die den Begriff radioaktiv geprägt hat. 

 

Etwas weiter westlich wiederum liegt der nächste große Park. Im Jardin du Luxembourg liegt neben schönen Brunnen und Denkmälern vor allem das Palais du Luxembourg. In diesem 1620 erbauten Schloss tagt seit 1800 der französische Senat. Ein Besuch ist dort nicht möglich, der Spaziergang um das Gebäude herum durch die barocke Parklandschaft lohnt sich aber auf jeden Fall. Verlässt man diese in westliche Richtung nähert man sich bald einem weiteren barocken Prachtbau, dem Invalidendom. Dieser 1708 gebaute Dom war ursprünglich Teil eines Kriegsinvalidenheimes und eine Kirche. Seit 1840 ist auch dieser sehenswerte Kuppelbau eine Gedenkstätte. Während das Pantheon eher weltlichen Persönlichkeiten gewidmet ist, sind im Invalidendom militärische Größen begraben. Das berühmteste Grab gehört Napoleon I., besser bekannt als Napoleon Bonaparte. 

All diese Sehenswürdigkeiten auf so engem Raum machen einem schnell klar, dass Paris nicht ist wie andere Städte. Paris ist in jeder Hinsicht etwas ganz Besonderes und völlig ohne Zweifel auch als Ganzes einer oder vielleicht sogar der wichtigste Ort der "1000 places to see before you die".

 

Meine Erinnerungen an Paris sind noch heute immer mit den gewaltigen Kreisverkehren und den Pracht-Boulevards im Zentrum verbunden. Dort, wo jedes Jahr die Tour de France, das wichtigste Radsportereignis der Welt, endet und ich als Teenager entlang geschlendert bin, dort ist für mich das Herz von Paris. Es schlägt am legendären Champs-Elysee. Die vielleicht berühmteste Straße der Welt ist 70m breit und fast 2km lang. In der Mitte sind sechs Fahrspuren, uralte Bäume säumen den Straßenrand und links und rechts schlendern die Menschen vorbei an teuren Boutiquen, Cafes und Restaurantes. Seit 1789 ist es die unumstrittene Flaniermeile von Paris. Vielleicht wurde das Wort Flanieren hier sogar erfunden. Die Mieten sind unerschwinglich hoch, so dass nur noch die größten Namen der Modewelt, Autohäuser und neble Restaurants hier ihren Sitz haben. So kann man bei Peugeot, Citroen, Renault und Mercedes Benz sein nächstes Auto anschauen, bei Lacoste ein neues Shirt kaufen oder bei Luis Vuitton eine Handtasche erwerben. Für den normalsterblichen Touristen ist aber vermutlich nur ein Snack bei Mc Donald's in dieser Straße finanzierbar. So spazierten auch wir damals nur vorbei an den teuren Auslagen, genossen die einmalige Atmosphäre und steuerten auf das neben dem Eiffelturm wichtigste Wahrzeichen der Stadt zu, den Arc du Triomphe.

 

Der Triumphbogen wurde 1836 erbaut und ist heute neben einem Touristenmagneten vor allem eine Gedenkstätte. Regelmäßig werden am Grab des Unbekannten Soldaten Kränze niedergelegt. Wer, wie wir, einmal im Leben in den Kreisverkehr rund um den Arc du Triomphe mit einem Wohnmobil hineingefahren ist und viele Runden benötigt hat, um wieder hinaus zu kommen, der weiß, dass es für Fußgänger wesentlich gesünder ist, durch die Unterführung an den Triumphbogen zu gelangen. Dort angekommen, kann man für 13.- Euro auf die Besucherterrasse fahren und die Umgebung rund um den Champs-Elysee einmal im Leben von Oben sehen. Der Blick ist nicht so spektakulär wie vom Eiffelturm auf der anderen Seite der Seine. Und doch ist es etwas Besonders, auf einem der bedeutendsten Wahrzeichen Europas zu stehen und den hektischen Verkehr auf der Champs-Elysees zu beobachten. 

In zweiter Reihe am Champs-Elysees am Rande des gleichnamigen Parks steht der Elysees Palast. Auch dieses Gebäude aus dem Jahr 1722 strotzt geradezu vor Prunk. Außen noch recht schlicht, entfaltet der Amtssitz des französischen Staatspräsidenten Innen seine ganze Schönheit aus Gold und Glitzer. 

Rund um den Triumphbogen kann man erstklassig essen und schlafen. Den französischen Lebensstil und die Esskultur kann man am besten im Taillevent Restaurant erleben. In diesem mit zwei Michelin Sternen ausgezeichneten Gourmet-Restaurant gibt es französische Spezialitäten wie Froschschenkel oder Gänseleber, aber auch Klassiker wie Lamm oder Schnecken. Einen gut gefüllten Geldbeutel sollte man allerdings dabei haben. Das gilt auch für die meisten Hotels in der näheren Umgebung des Arc du Triumphe. Mit klangvollen Namen wie dem Interconti Paris, dem Radisson Blu Champs-Elysees, dem Royal Elysees oder dem Napoleon kann man nichts falsch machen wenn man zum einen in historischen Prachtbauten wohnen und mit Luxus verwöhnt werden will. Übertroffen wir das alles noch vom Hotel The Peninsula Paris. Das frühere Hotel Majestic wurde 1864 erbaut und ist mit seinen 200 Zimmern eines der besten und luxuriösesten Hotels des Landes. 

Mich hätte eine Übernachtung in einem dieser 5-Sterne-Hotels vermutlich die komplette Urlaubskasse in einer Nacht gekostet. Daher kenne ich die Gebäude nur von außen, kann mir aber gut vorstellen, dass man in jedem der Hotels lebt wie ein König in Frankreich. 

Paris hat weitere Sehenswürdigkeiten, die auf jeden Fall einen Besuch wert sind, die ich aber aus Zeitgründen bisher nicht gesehen habe. Dazu zählen die beiden wichtigsten Opernhäuser der Stadt. Die Opera Garnier in der Nähe des Louvre wurde 1875 im Stil großer italienischer Opernhäuser erbaut und gilt heute mit 11 000qm als das größte Opernhaus der Welt. Eines der Schönsten ist es auf jeden Fall. Die Opera Bastille am Place de la Bastille ist dagegen ein ultra-moderner Bau mit viel Glas, der 1989 erbaut wurde. Optisch passt er nicht ganz in die Umgebung, gilt aber als Opernhaus mit exzellentem Klang. 

Neben Oper und Ballett ist der Cancan französische Kultur. Die berühmteste Show diesbezüglich gibt es im Moulin Rouge zu sehen. Die Vorstellungen im 1889 erbauten Gebäude mit der roten Mühle auf dem Dach sind erotisch und leicht verrucht, aber weltberühmt. Das Revuetheater am Boulevard de Clichy ist eines der kleineren Wahrzeichen der Stadt.

Ein weiteres. wesentlich moderneres Wahrzeichen ist der etwas außerhalb im Hochhausviertel La Defense erbaute Grand Arche. Der 1989 erbaute 100m hohe Bogen erinnert von der Form her sowohl an einen Triumphbogen, aber auch an einen Würfel aus Glas. Das von weitem sichtbare Gebäude beherbergt das Verkehrsministerium Frankreichs und ganz oben eine Besucherterrasse, von der aus man Paris von einer ganz anderen Seite sehen kann. Auch wenn die Umgebung mit vielen Plattenbauten und Hochhäusern nicht wirklich attraktiv ist, so ist der Grand Arche doch ein neues Wahrzeichen von Paris. Bei meinen Besuchen in Paris war das Gebäude noch in Bau bzw. nicht besuchbar. 

 

Etwas außerhalb der Innenstadt warten weitere Touristenattraktionen, die auf keiner Reiseroute fehlen dürfen. Da ist in erster Linie natürlich westlich von Paris die kleine Stadt Versailles. Das dortige Schloss Versailles gilt als eine der größten Sehenswürdigkeiten Europas und ist seit 1979 UNESCO Weltkulturerbe. Was 1623 als kleines Jagdschloss begann, wurde unter dem Sonnenkönig Ludwig XIV. zur größten Palastanlage Europas und einem der schönsten Barockschlösser der Welt. 1661 wurde dieses Traumschloss in seiner heutigen Form mit seiner weitläufigen Gartenanlage erbaut. In diesem Garten befinden sich die drei Lustschlösser Petit Trianon, Grand Trinon und Hameau de la Reine, die auch alle besucht werden können. Der Höhepunkt eines Rundganges durch den Palast ist neben dem Schlafzimmer des Königs der berühmte Versailler Spiegelsaal. Selten habe ich einen Raumgesehen, der dank seiner 357 Spiegelflächen und seiner Goldverzierungen so gefunkelt hat. Ob man nun ein Freund von Schlössern, Königen und deren Geschichte ist, oder nicht, in Versailles wird man begeistert sein. Man sollte allerdings viel Zeit mitbringen. Das Anwesen und die Gärten sind gewaltigen Ausmasses. Alleine das Schloss ist 750m lang. Und wenn man die Führung durch das Schloss mitmacht, das Museum der Französischen Geschichte sehen will und die Parkanlage besucht, kann man leicht einen ganzen Tag in Versailles verbringen.

 

30km östlich von Paris liegt eine weitere europaweit bekannte Attraktion, die auf keiner Bucket List fehlen darf, sofern man noch nicht in den Originalen in den USA war. Disneyland Paris ist seit 1992 der europäische Ableger der berühmten Parks Disneyland in Anaheim und Walt Disney World in Florida. Mit rund 10 Millionen Besuchern pro Jahr ist der Freizeitpark der meistbesuchte Park dieser Art in Europa. Nach mehreren Erweiterungen besteht das 2200 Hektar große Gelände heute aus dem ursprünglichen Disneyland Park, dem 2002 hinzugekommenen Walt Disney Studios Park, dem Disney Village, dem Golf Resort Golf Disneyland und inzwischen acht Hotels. Der Park gleicht den beiden Disney Parks in den USA in vielen Bereichen wie ein Ei dem anderen. Insofern ist ein Besuch nur sinnvoll, wenn man entweder die beiden anderen Parks noch nicht gesehen hat, oder aber einfach gerne in einer total künstlichen, sorgenfreien Welt nach dem Geschmack eines Walt Disney einen oder besser mehrere Tage Spaß haben will. Tagestickets gibt es heute ab 59.- Euro. Allerdings ist es bei Wartezeiten zu Stosszeiten von 60 bis 90 Minuten an einzelnen Fahrgeschäften ratsam, ein Mehrtagesticket oder zumindest einen Fast Lane Pass zu kaufen, bei dem man an einigen Attraktionen schneller an die Reihe kommt. Ich habe die beiden Originale in den USA beide schon mehrfach besucht, so dass ich bisher noch nicht ganz so scharf auf einen Besuch in der französischen Kopie war. Mit Kind ist dies nun aber durchaus einmal eine Option.

 

Champagne

 

Fährt man von Deutschland, oder in meinem Fall von Mannheim nach Paris, überquert man die Grenze zu Frankreich bei Saarbrücken. Die landschaftlich reizvolle Fahrt geht weiter nach Metz, durch Teile des Naturparks Lothringen und vorbei an der aus der Schlacht im ersten Weltkrieg bekannten Stadt Verdun. Gleich danach kommt man auf der Autobahn A4 automatisch in die historische Provinz Champagne. Hier erwartet zumindest den Freund des prickelnden Weines einer der "1000 places to see before you die". Was die Pfälzer Weinstraße für den deutschen Weinfreund ist, das ist die Champagne für Sekt-Liebhaber. Seit der Römerzeit wird in dieser großen Region zwischen Troyes im Süden und den Ardennen im Norden Wein angebaut. Seit dem 17. Jahrhundert wird in dieser Gegend Champagner in seiner heutigen Form gekeltert. Wer durch die Champagne kommt, sollte auf jeden Fall einen Stopp in Reims einlegen. In und um Reims herum gibt es die meisten Sektkeltereien. Einige produzieren den besten und teuersten Champagner der Welt. Dementsprechend sind Champagnerproben bei Pommery, Krug oder Mumm in Reims direkt oder Mercier und vor allem Moet in Epernay nicht ganz billig aber auf jeden Fall ein kulinarisches Erlebnis. 

Neben dem Champagner hat die Stadt Reims noch eine weitere Attraktion von Weltruf. Die Kathedrale von Reims ist eine der bedeutendsten gotischen Kirchen Europas. Die 1311 fertiggestellte Kirche ist längst UNESCO Weltkulturerbe und Pflichtprogramm bei einem Besuch der Champagne. Sie gleicht der Notre Dame von Paris sehr und steht im Herzen der Stadt direkt neben dem Bischofssitz Palais du Tau, der ebenfalls auf der Liste der UNESCO steht. 

 

Normandie

 

Während der Süden Frankreichs voll gepackt ist mit landschaftlichen und kulturellen Attraktionen, sind von den 50 Einträgen im Buch "1000 places to see before you die" fast keine im Norden des Landes. Dabei gibt es mit den Naturparks Scarpe-Schelde, Ardennen und Opal Marsch drei durchaus lohnenswerte Naherholungsgebiete mit Wäldern, bis zu 600m hohen Hügeln, Sümpfen und Seen. Einziger Eintrag im Nordwesten ist die Normandie. Und die erlangte hauptsächlich traurige Berühmtheit, als dort am 6. Juni 1944 die Operation Overload am so genannten D-Day stattfand. Die Landung der Alliierten im 2. Weltkrieg stellten die Wende im Krieg dar und war ohne Zweifel die Schlacht mit den meisten Verlusten auf beiden Seiten. Heute zeugen die Strandabschnitte und einige schlichte Gedenkstätten bei Cherbourg von diesem brutalen Kriegsgeschehen. Ein Eintrag ganz vorne auf einer To-Do-Liste in Sachen Reisen hat diese Gegend höchstens für Kriegsromantiker oder Historiker. Die Strände hier sind meist einsam und das Wasser am Kanal ganzjährig zu kalt für einen unbeschwerten Sommerurlaub. Dabei hat die Normandie auch landschaftlich etwas zu bieten. Die Kreidefelsen von Etretat nördlich von Le Havre sind ein phantastisches Fotomotiv und auf jeden Fall einen Besuch wert. 

Das gilt auch für die vielleicht größte Attraktion der Normandie, die Klosterinsel Mont Saint Michel. Auf einer winzigen Insel genau an der Stelle, an der die Couesnon in den Atlantik fließt, liegt eine der imposantesten und von der Lage her ungewöhnlichsten Klosteranlagen der Welt. Die Lage auf der Tideninsel sorgt dafür, dass man die kleine Stadt nicht immer erreichen kann. Wenn man jedoch bei Ebbe trockenen Fußes hinüber kommt, dann ist eine Führung durch die verschiedenen Klosterbauten sehr beeindruckend. Schon alleine deshalb, weil die Bauzeit des Komplexes so lange andauerte, dass die Bauwerke in drei verschiedenen Stilen erbaut wurden. So findet man Bauten im romantischen, gotischen und klassizistischen Stil. Innerhalb einer einzigen Klosteranlage ist das so einmalig, dass man Mont Saint Michel 1979 auf die UNESCO Welterbeliste gesetzt hat. Der Bau begann im Jahre 708 mit einem einfachen Kloster und endete 1598 mit dem Ausbau zu einer Festung im Hugenottenkrieg. Lange war der Felsen unbewohnt, ehe 1966 wieder Mönche Einzug hielten. Heute leben hier die Brüder und Schwestern der Gemeinschaften Jerusalems. 

Ich war zweimal kurze Zeit auf dem Weg nach Irland in der Normandie. Damals hießen unsere Fährhäfen Cherbourg und Le Havre. Da aber weder die eine, noch die andere Stadt sonderlich sehenswert war, blieb mir dieser Landesteil nicht sonderlich in Erinnerung.  

 

Etwas weiter südlich, genauer gesagt bei der Hafenstadt La Rochelle liegt eine der beliebtesten Inseln Frankreichs, die Ile de Re. Sie ist durch  eine Mautbrücke mit dem Festland verbunden und ist 30km lang und rund 5km breit. Ein Naturschutzgebiet, ausgedehnte Pinienwälder und natürlich die feinen Sandstrände machen die Ile de Re zu einem beliebten Ausflugsziel. IM Laufe der Jahre wurde die Insel so beliebt, dass die Maut gerade für Tagestouristen so erhöht wurde, dass der Besucherstrom nun wieder erträglich ist. 16.- Euro kostet es heute mit dem Auto über die 3km lange Brücke auf die Insel zu fahren. Dort angekommen lässt man am besten das Auto stehen und steigt auf das Fahrrad. Über 100km  Radwege bringen den Gast auch an den Leuchtturm, zu den Ruinen des Klosters Notre Dame de Re und zu den großen Marschbodenflächen. Berühmt ist die Ile de Re für ihre Austernzucht und seinen Weinanbau. Wer eines davon liebt, für den ist dieser Teil Frankreichs einer der "1000 places to see before you die".

 

Saint Emilion

 

Mit unserem Wohnmobil ging es 1987 von Paris aus immer weiter südlich auf dem Weg nach Spanien. Eine der letzten Stationen vor dem Erreichen des Atlantiks war 40km westlich von Bordeaux die Kleinstadt Saint Emilion. Diese nur rund 2000 Einwohner zählende Stadt zählt für mich zu den touristischen Höhepunkten ganz Frankreichs. Nicht umsonst wurde Saint Emilion 1999 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt. Kurz hinter dem Dorfschild etwas oberhalb der Dordogne beginnt das Kopfsteinpflaster und man glaubt sich von einem Moment zum anderen im Mittelalter. Fast alle Gebäude der Innenstadt sind aus dem 13. Jahrhundert. Einige wurden liebevoll restauriert und sind heute Wohnhäuser, Winzerkellereien oder Restaurants. Andere, wie der kleine Kreuzgang des Franziskanerklosters oder der Bischofspalast, sind nur noch als Ruinen in Resten zu sehen. Im Zentrum des Städtchens steht das Prunkstück der Region und der Grund warum dieser Ort auch einer der "1000 places to see before you die" ist: Die gotische Felsenkirche. Die 38m lange und mit Glockenturm 11m hohe Kirche ist deshalb so besonders, weil ihr Innenraum komplett aus dem Kalkstein herausgehauen wurde. Was für eine Meisterleistung ! Auch die in unmittelbarer Nachbarschaft stehenden Dreifaltigkeitskapelle und Magdalenenkapelle sind aus dem 13. Jahrhundert und durchaus einen Besuch wert. Doch es genügt schon, wie wir damals, einfach durch die engen Gassen Saint Emilions zu schlendern und sich von dem mittelalterlichen Charme der Stadt anstecken zu lassen. Ich kann nur empfehlen, einmal den Ort zu besuchen und in einem der kleinen Cafes eine Pause einzulegen oder in einer Winzerei eine Weinprobe der Trauben aus der Umgebung zu machen. So kommen sie auch in den Genuss des berühmten Bordeaux-Weines, der aufgrund der Nähe zu der Großstadt auch hier so genannt wird. 

Bordeaux selbst wird unter den französischen Städten oft unterschätzt. Doch diesen Fehler sollte man nicht machen. Die Stadt an der Garonne hat eine sehenswerte Altstadt, die fast vollständig erhalten wurde. So gilt die Uferpromenade an der Garonne zu den schönsten ihrer Art in der Welt. Palastartige Gebäude wechseln sich mit Sakralbauten ab und bilden ein einmaliges Stadtbild. Die größten Attraktionen sind das Stadttor Porte Cailhau, das 1780 erbaute Grand Theatre de Bordeaux, die Oper von Bordeaux, die Basilika Saint Michel und die Kathedrale Saint Andre. Eine Pause bietet sich an in einem der exzellenten Restaurants, in denen man zu jeden Gericht einen roten Bordeaux-Wein bekommt, oder im Place des Quincones. Letzterer ist mit 126 000qm einer der größten Plätze Europas und ist bestückt mit zahlreichen Denkmälern und Brunnen.

Bordeaux war für uns damals nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach Süden. und doch hat mir die Stadt und die ganze Umgebung aus Rebhügeln, Flüssen und Wäldern sehr gut gefallen.

 

Biarritz

 

Unser vorerst letztes Ziel auf der Durchfahrt von Frankreich auf dem Weg nach Spanien per Wohnmobil 1987 war das Atlantik-Heilbad Biarritz. Dieser 25 000 Einwohner zählende Ort ganz im Südwesten des Landes gilt als eines der nobelsten Heilbäder Frankreichs, Wer die Strandpromenade entlang schlendert, der trifft die Oberen Zehntausend genauso wie das normale Volk am Strand und in den dortigen Cafes. Bewundernswert sind die Nobelhotels vor Ort. Während das Sofitel sehr modern daher kommt, sind das La Regina und vor allem das Hotel du Palais antike Perlen. Das Hotel du Palais war einst die Residenz von Königin Eugenie. Die Hotelkette Hyatt, die das Hotel übernommen hat, verlangt dort gute 300.- Euro pro Person und Nacht. Wir parkten dagegen unser Wohnmobil kostengünstig auf einem der schön gelegenen Campingplätze südlich der Stadt. Das Wahrzeichen der Stadt, die Roche da la Virge kann man dagegen kostenlos besuchen. Auf einem Felsen vor der tosenden Atlantikküste sitz eine weiße Madonna mit einem Kind auf dem Arm auf einem Felsenriff. Die Eisenbrücke, die seit 1887 hinüber führt wurde von Gustav Eiffel erbaut. Vielleicht ist der ansonsten recht unscheinbare Felsen direkt vor dem sehenswerten Aquarium der Stadt deshalb so berühmt. Auch wenn der Strand schön und die Hotels sehenswert waren, für mich ist Biarritz vielleicht auch aufgrund des großen Andrangs am Strand bei unserem Besuch nicht unbedingt einer der "1000 places to see before you die".

Bei unserer Rundreise über die iberische Halbinsel folgten wir 1987 der Autobahn A 63 an die spanische Grenze bei Irun. Würde man bei Bayonne auf die A64 ins Landesinnere abbiegen, würde man in ein touristisch noch sehr unerschlossenes Gebiet kommen. Die Hügel würden höher werden, die Berge langsam höher und die Ortschaften kleiner und ländlicher. Der Südwesten Frankreichs besteht zum größten Teil aus dem Hochgebirge der Pyrenäen, einer im Vergleich zu den Alpen weit weniger besuchten Region. Von Westen und Osten kommend steigen die Berge langsam an, um ihre größten Höhen dann im Zentralmassiv der Pyrenäen zu erreichen. Über 200 Gipfel sind über 3000m hoch. Der Pico de Aneto ist mit 3404m der höchste von Allen. Da sich mit Andorra, Spanien und Frankreich gleich drei Länder die 340km lange Gebirgskette teilen, ist es nicht verwunderlich, dass dieser höchste Berg auf spanischem Boden liegt. Dafür hat Frankreich den größten der drei Nationalparks eingerichtet. Der Parc National des Pyrenees erstreckt sich entlang des gesamten Hauptkammes auf einer Fläche von 453qkm. IN dieser ohne Zweifel wildesten Region Frankreichs leben noch heute einige Braunbären, die letzten freilebenden Nerze Europas und viele endemische Tier- und Pflanzenarten. Wandern ist in diesem Teil Europas noch etwas ruhiger als in den von Touristen oft überrannten Alpen. Hier kann man sich noch ganz der Natur hingeben und mit sich ins Reine kommen. Umso erstaunlicher, dass die Pyrenäen als Ganzes nicht unter den "1000 places to see before you die" auftauchen. 

Dafür werden zwei Orte ganz in der Nähe der Pyrenäen genannt, die auch für viele Touristen Ausgangspunk für Reisen in das Gebirge sind. Da ist einmal in der Nähe von Pau das kleine Städtchen Lourdes. Für Gläubige ist dieser Ort eine Art Mekka der Katholiken. 1858 soll dem Teenager Bernadette Soubrious in Lourdes die Jungfrau Maria mehrfach erschienen sein. Bei einer der Erscheinungen soll die Quelle in einer Grotte freigelegt worden sein. Diese ist heute das Zentrum eines der wichtigsten Wallfahrtsorte der Welt. Rund 5 Millionen Pilger kommen jedes Jahr nach Lourdes, um einen Schluck aus der wundertätigen Quelle in der Erscheinungsgrotte zu nehmen. Ob es nach Genuss des Wassers tatsächlich zu diversen Wundern gekommen ist, oder ob es der natürliche Heilungsverlauf einer Krankheit war, ist nicht belegt. Aber da das Wasser noch niemandem geschadet hat, hält sich der Ruf, dass man in Lourdes Wunder erwarten darf. Was man auf jeden Fall sieht, sind drei gewaltige Kirchenanlagen im so genannten Heiligen Bezirk. Die Maria-Empfängnis Basilika aus dem Jahr 1871 ist die älteste und in ihrem gotischen Stil auch die schönste der drei Kirchen. Die dreitürmige Rosenkranz Basilika hat ein eindrucksvolles Tor und ist im Jahr 1889 im byzantinischen Stil erbaut worden. Die ungewöhnlichste, da auf den ersten Blick gar nicht ersichtliche Kirche ist die unterirdische Basilika Pius X.. Diese wurde erst 1957 erbaut und zählt mit einem Fassungsvermögen von 25 000 Gläubigen zu den größten Kirchenanlagen der Welt. 

Ich bin kein gläubiger Katholik und war auch noch nie in Lourdes, doch für Pilger ist dieser Ort am Fuße der Pyrenäen einer der "1000 places to see before you die".

Eine Stadt am anderen Ende der Pyrenäen zählt fast genauso viele Besucher pro Jahr, hat aber einen völlig anderen Charakter. Carcassonne kennen viele als spannendes Brettspiel. Es ist aber auch eine mittelalterliche Stadt 70km westlich des Mittelmeers zwischen Toulouse und Narbonne. Das Besondere an Carcassonne ist seine exzellent erhaltene Festungsanlage aus dem 13. Jahrhundert, die auf der Liste der UNESCO Weltkulturerbe steht. Ein Besuch in Carcassonne ist wie eine Reise ins Mittelalter. Die hoch über der Stadt auf einem Hügel errichtete Festung ist noch heute bewohnt und zählt über 4 Millionen Touristen jedes Jahr. Diese kommen zu Fuß, denn Autos sind in der Cite de Carcassonne nicht erlaubt. So schlendert man gemütlich durch eines der Stadttore und überwindet so die beiden je 3km langen Schutzmauern mit rund 50 Türmchen und kommt in ein enges Labyrinth aus Gassen, Plätzen, Kapellen und Souvenirläden. Die beiden wichtigsten Gebäude sind die Burg Chateau Comtal und die Kirche Basilika Saint Nazare. Auch wenn gerade in der Sommerzeit der Ort oft völlig überlaufen ist, so ist ein Besuch von Carcassonne ein wirklich eindrucksvolles Erlebnis. Die noch heute 290 dauerhafte Einwohner zählende Cite de Caracssonne ist nicht  ur für Freunde des Brettspiels einer der "1000 places to see before you die"

Auf der Rückfahrt von Spanien im Jahr 1987 war ich bisher das einzige Mal ganz im Süden Frankreichs in der Grenzregion. Dieses Gebiet ist noch nicht ganz so vom Tourismus geprägt wie die Küste weiter nördlich. Hier ist die Natur noch so weit sich selbst überlassen, dass hier 2003 auch ein Naturpark gegründet wurde, der diese Natur nun schützt. Der Naturpark Narbonnaise erstreckt sich südlich der Stadt Narbonne bis fast an die spanische Grenze. Er schützt, Wälder, Sumpfgebiete, Dünen und einsame Strände. An einem dieser Strände konnten wir damals unser Nachtlager aufschlagen, da es zu diesem Zeitpunkt noch kein Naturpark war. 

Weiter nördlich wird es durch die Stadt Montpellier wieder belebter. Das hält aber nur für wenige Kilometer an. Danach ist man in einer der wildesten und schönsten Landschaften Frankreichs, in der Carmague.  Die Carmague ist ein 1500qkm großes Schutzgebiet im Mündungsdelta der Rhone ins Mittelmeer. Der überwiegende Teil der Carmague ist eine undurchdringliche Schwemmlandebene mit Sümpfen, Wiesen, Dünen und Lagunen. Auch wenn es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, so wird doch sehr viel Landwirtschaft betrieben. Vor allem Gemüseanbau, Viehzucht und auch Reisanbau ist zu finden. Bekannt ist die Carmague für ihre Tierwelt. Es gilt als eines der größten Vogelschutzgebiete Europas. Die rosa Flamingos sind eine Augenweide. Lange konnten wir sie bei unserem Besuch dort beobachten. Die nicht minder berühmten Pferde der Carmague sahen wir dagegen nicht. Die weißen Wildpferde sind endemisch und kommen somit nur in dieser Region Europas vor. Das gilt auch für die nur hier gezüchteten Carmague Stiere. Diese sind komplett schwarz und werden in unblutigen Stierkämpfen in der Umgebung eingesetzt. An einigen Aussichtspunkten und auf ausgedehnten Wanderungen kann man die Natur der Carmague genießen. Wir waren damals nur kurz zu Gast, waren aber von den Flamingos und den Lagunen begeistert. 

Direkt nördlich an die Carmague angrenzend ist eine der schönsten Städte der Provence. Arles liegt direkt an der Rhone und wurde von Julius Caesar 46v.Chr. gegründet. Dementsprechend sind alle Sehenswürdigkeiten in der historischen Altstadt aus dieser Epoche. Die größte Attraktion ist ohne Zweifel das im Herzen der Stadt gelegene Amphitheater. Dieses 90n.Chr. erbaute römische Amphitheater erinnert in seiner Architektur stark an das Coloseum in Rom. Allerdings ist es nicht ganz so groß. In dem zweistöckigen Gebäude finden 25 000 Zuschauer Platz. Das Theater ist noch immer in Betrieb. Heute werden jedoch keine blutigen Gladiatorenkämpfe oder Wagenrennen aufgeführt, sondern unblutige Stierkämpfe mit den Stieren der Carmague. Die Arena ist nicht der einzige Grund, warum Arles Teil des UNESCO Weltkulturerbes und auch einer jener "1000 places to see before you die" ist. Die komplette Altstadt ist wie ein riesiges Freilichtmuseum. Der Place de la Republique mit dem Rathaus und dem Obelisk davor sticht da hervor. Doch auch das antique Theater von Kaiser Augustus und der unterirdische Bogengang im römischen Forum aus dem Jahr 40v.Chr. lohnen einen Besuch. Bei unserer Reise standen wir staunend vor dem Amphitheater und schlenderten rund eine Stunde durch die Altstadt ehe es weiter nach Norden ging. 

Folgt man der Rhone 40km flussaufwärts, kommt man in die nächste bedeutende Stadt der Provence. Avignon hat im Vergleich zu Arles weiter südlich jedoch weniger römische Wurzeln, sondern ist im Mittelalter gewachsen. Die von einer gewaltigen Schutzmauer umschlossene Altstadt oberhalb des Flusses, ist neben Carcassonne die zweite gut erhaltene Mittelalterstadt in der Region. Ab dem 14. Jahrhundert war Avignon auch der Sitz des Papstes in Frankreich. Von 1335 bis 1430 war die malerisch gelegene Stadt die Residenz der Päpste. Dementsprechend ist der Papstpalast auch eine der größten Attraktionen der Stadt. Daneben steht die ebenfalls beeindruckende Kathedrale Notre Dame de Avignon aus dem 12.Jahrhundert. Am Fluss findet man eine Ruine einer Brücke über die Rhone, die wie der Rest der Altstadt von der UNESCO zum Welterbe erklärt wurde. Gleich neben dem Papstpalast liegt eines der besten Hotels der Provence. Ab 300.- Euro kann man hier fürstlich oder besser gesagt päpstlich übernachten. Wir hatten unser Wohnmobil und wollten nicht übernachten. Daher ging es für uns weiter in den Südosten in die nächste interessante Stadt.

Aix-en-Provence ist die historische Hauptstadt der Region Provence und Sitz eines katholischen Erzbischofs. Berühmt ist auch diese Stadt für ihre Altstadt. Hier ist sie weder komplett römisch wie in Arles, noch mehrheitlich mittelalterlich wie in Avignon. In Aix-en-Provence gibt es beide Einflüsse. Zudem ist die 150 000 Einwohner zählende Stadt eine große Universitätsstadt. Immerhin 40 000 Studenten machen Aix auch zu einer modernen und hippen Stadt. In der Altstadt merkt man davon aber Nichts. Hier prägen die historischen Prachtbauten das Stadtbild. Allen voran begeistert einen Besucher das Rathaus aus dem Jahr 1670 mit seiner schönen Barockfassade. Im Uhrturm nebenan gibt es eine astronomische Uhr aus dem Jahr 1510, die neben der Uhrzeit auch den Stand von Planeten und Sonne anzeigt. Auch die Kathedrale Saint Sauveur und das Erzbischöfliche Palais zählen zu den Sehenswürdigkeiten der Altstadt. Verlässt man diese Richtung Süden, kommt man an die Prachtstraße von Aix-en-Provence, die Cours Mirabeau. Entlang dieser Platanenallee reihen sich gemütliche Cafes, gute Restaurants und nobel Boutiquen aneinander. Wir waren hier nur auf der Durchreise, konnten uns aber gut vorstellen, warum die Hauptstadt der Provence einer der "1000 places to see before you die" ist.

Umgeben von Kalksteingebirgsketten liegt am Mittelmeer die zweitgrößte Stadt Frankreichs. Marseille hat 860 000 Einwohner und hat den größten und wichtigsten Hafen des Landes. Im Gegensatz zu den historischen Altstädten von Arles, Avignon und Aix-en-Provence ist hier vom alten Marseille leider nicht mehr viel zu sehen. Marseille ist modern, laut und ein Schmelztiegel der Kulturen. 90% der Einwohner haben ihre Wurzeln in anderen Ländern. Vor allem Algerier und Menschen aus den ehemaligen französischen Kolonien Afrikas prägen das Stadtbild der Hafenmetropole. So ist Marseille einerseits eine junge und hippe Stadt. Andererseits hat sie seit den 60er Jahren ein Problem mit Arbeitslosigkeit und Armut. Dadurch wurde auch die Kriminalität zu einem großen Problem. Vor allem in den nördlichen Stadtteilen sollte man sich noch heute nicht unbedingt alleine aufhalten. So kämpft Marseille seit Jahrzehnten mit einem Imageproblem. Die Touristen besuchen lieber die Städte der Provence oder die Naturschönheiten der Carmague im Westen oder der Calanques im Osten. Das Zentrum wird oft umgangen. Dabei gibt es durchaus einige Sehenswürdigkeiten, die einen Besuch wert sind. Da wäre an erster Stelle das Wahrzeichen der Stadt, die auf einem 150m hohen Kalkfelsen gelegene Notre Dame de la Garde. Die 1864 eröffnete Kathedrale ist nicht nur optisch ein Blickfang. Auch die Aussicht von der Terrasse davor ist nicht von schlechten Eltern. Man blickt über die ganze Stadt und den geschäftigen Hafen. Der alte Hafen Vieux Port mit seinem Fischmarkt ist eine weitere Attraktion. Wenn man am Quai entlang spaziert, kann man für ein paar Momente die Probleme der Stadt vergessen. Ausflugsboote fahren vom alten Hafen auf die kleine Felseninsel Ile d´If. Sie ist eine Art französisches Alcatraz. Das 1531 erbaute Chateau d´If war zunächst eine Festung, wurde dann ab 1550 zu einem Gefängnis umgewandelt. Bis 1850 wurden hier zahlreiche prominente Gefangene untergebracht. Heute ist der Felsen vor der Küste wie auch Alcatraz in den USA eine Touristenattraktion. 

Weitaus mehr Besucher als das Chateau d ´If hat ein Naturdenkmal direkt vor den Toren der Stadt, der Nationalpark Calanques. Der 85qkm große Park grenzt direkt an die Vororte von Marseille und besteht hauptsächlich aus dem steilwandigen Kalksteinmassif, das von Wanderwegen durchzogen ist und ein beliebtes Kletterparadies darstellt. Bei unserer Reise in den 80er Jahren war dies noch wilde Natur. Zum Nationalpark wurde die Calanque erst 2011. Schon immer war es aber einer der "1000 places to see before you die".

Östlich von Marseille erstreckt sich einer der schönsten Küstenabschnitte Frankreichs, die Cote d' Azur. Von kleinen Fischerdörfern und abgeschiedenen Buchten, über vorgelagerte Inseln, die zum Nationalpark Port Cros zusammengefasst wurden, bis hin zu den Jet Set-Orten, die jedem Urlauber das Glänzen in die Augen treibt. Wer kennt nicht Orte wie St. Tropez oder Cannes. An der Cote d 'Azur war ich in meiner Jugend wie wohl jeder Deutsche einige Male zu Besuch. Auch wenn ich mit dem offen zur Schau gestellten Reichtum in den Orten und an den Stränden der Region nicht viel anfangen konnte, so hat mir die Landschaft und natürlich die feinsandigen Strände doch gut gefallen. Allen voran der Strand Pampellone in der Nähe von St. Tropez. Er gilt als einer der längsten und schönsten Strände Frankreichs. St. Tropez selbst wäre mit seinen rund 5000 Einwohnern ein kleines unbedeutendes Örtchen an der Nordseite einer Halbinsel 130km östlich von Marseille. Der Strand, der große Yachthafen und die landschaftlich reizvolle Hügellandschaft zogen jedoch schon immer Künstler an, die sich hier niederließen oder eine Zeit lang malten. Matisse, Signac und Picasso sind nur die bekanntesten Namen darunter. Mit den Künstlern kamen die Reichen und die Schönen und schließlich der europäische Jet Set. Vor allem in den 60er und 70er Jahren war St. Tropez der Inbegriff von Luxus. Filmstars wie Brigitte Bardot und ihr zeitweiliger Ehemann Gunther Sachs sorgten für das ganz besondere Image des kleinen Städtchens. Später folgten Filme von dem französischen Komiker Louis de Funes, die in St. Tropez spielten und den Ort noch bekannter machten. Heute ist in der ehemaligen Polizeiwache, in der die Filme von Funes spielten ein kleines Museum untergebracht, in dem das Leben und Werk sowohl von Louise de Funes, als auch von Brigitte Bardot zu sehen sind. Eine weitere Attraktion ist neben den Yachten im Hafen und den teuren Restaurants und Shops an der Promenade vor allem die Zitadelle hoch über der Stadt. Von dieser Festungsanlage aus dem Jahr 1592 hat man zudem einen tollen Blick über diesen Teil der Cote d 'Azur. 

75km weiter nordöstlich gibt es an der Cote d 'Azur einige weitere Orte, die ein Inbegriff für Luxus und Jet Set sind. Neben Monte Carlo im Fürstentum Monaco ist dies vor allem Cannes. Auch dieser 75 000 Einwohner zählende Hotspot der VIPs strotz geradezu vor Geld. Vor allem am Hafen, an der Flaniermeile Croisette und in den dort erbauten Casinos und Luxus-Hotels ist das Geld der Reichen und Schönen zu riechen und vor allem auch zu sehen. Ich war mehrfach in Cannes und habe mir den Luxus erlaubt, in einem der Cafes an der Strandpromenade unter den dortigen Palmen ein Eis zu essen und die Menschen zu beobachten. In wenigen Orten der Welt macht "people watching" so viel Spaß wie in Cannes an der Cote d' Azur. Der erste Prominente, der 1815 hier lagerte war Napoleon Bonaparte auf seiner Rückkehr von Elba. Es folgte 1868 der Bau der vielleicht berühmtesten Flaniermeile Europas, der Croisette. Jedes Jahr im Mai wird diese 2km lange Prachtstraße direkt am Stadtstrand zum Mekka der Filmfreunde. Seit 1946 werden hier jedes Jahr die Filmfestspiele von Cannes ausgetragen und die in der Filmwelt so wichtigen Goldenen Palmen verteilt. Nur der Oscar hat unter Schauspielern eine größere Bedeutung. Dementsprechend namhaft sind jedes Jahr die Namen der Stars, die unter der Sonne von Cannes ihre besten Kleider auf dem roten Teppich vor dem Palais des Festivals präsentieren, ehe einige der größten Blockbuster der Filmgeschichte dort ihre Uraufführung hatten. Filme wie "Taxi Driver" von Martin Scorsese, "Appocalypse Now" von FF Coppola, "Die Blechtrommel" von Volker Schlöndorff oder "Pulp Fiction" von Quentin Tarantino haben eine Goldene Palme als bester Film gewonnen und starteten somit in Cannes ihren Siegeszug um die Welt. 

Wer wie die Reichen und Schönen wohnen will, der hat in Cannes die große Auswahl aus zahlreichen Luxushotels. Die bekannteste und ohne Zweifel auch nobelste Adresse ist noch immer das direkt gegenüber des Filmpalastes gelegene Carlton Intercontinental Cannes. Günstig ist keine Adresse in dieser Stadt, doch in diesem Nobelhotel kommt man unter 500.- Euro pro Nacht nicht unter. Etwas weniger, aber mit über 300.- Euro pro Nacht noch immer eine ganze Menge, verlangen 5 Sterne-Hotels wie das La Mejestic Barriere oder das Marriott. Sie alle liegen an der Croisette nur einen Steinwurf vom Strand entfernt. Andere Sehenswürdigkeiten hat Cannes nicht. Hier sind der Strand, die Promenade und der Yachthafen des grosser Touristenmagnet. Auch ich fühlte mich davon angezogen. Doch meine Besuche in Cannes haben mir gezeigt, dass ich die Menschen in solchen Orten zwar gerne einmal unter Seinesgleichen beobacht, mit ihnen aber überhaupt nichts anfangen kann. Daher war ich am Abend immer froh, wieder zurück in unserem kleinen beschaulichen Badeort weiter südlich zu sein und keinen Jet Set-Rummel am Strand zu haben. dennoch ist Cannes vor allem zu Zeiten des FIlmfestivals einer jener Orte, die man einmal im Leben gesehen haben muss.

Wer gedacht hat, es geht nicht nobler und teurer als in Cannes, der war noch nicht im Nachbarort Antibes. Nur 12km weiter östlich liegt mit Antibes das Epizentrum der Milliardäre. Das 70 000 Einwohner zählende Städtchen hat eine hübsche Altstadt deren Anfänge bis zurück zu den alten Griechen geht. 340 v.Chr. wurde der Ort bereits gegründet und ist somit eine der ältesten Siedlungen in Südfrankreich. Dass sie im Laufe der Jahrhunderte so beliebt wurde, liegt zum einen an der traumhaften Lage am Nordende einer Halbinsel, die mit Pinienwäldern bedeckt und von kleinen Sandbuchten umgarnt ist, und zum anderen an der Nähe zu Cannes im Süden und Nizza und Monte Carlo im Norden. Zwei große Sehenswürdigkeiten sorgten dafür, dass auch Antibes einer der "1000 places to see before you die" wurde. Da ist zum einen die kleine Festungsanlage Fort Carre- Das 1553 erbaute Fort schützte einst die dahinter liegende Altstadt mit ihren engen Gassen. Heute ist das Fort ein guter Aussichtspunkt und beherbergt ein exzellentes Museum über Pablo Picasso, der ganz in der Nähe, in Maugins, seine letzten Jahre verbrachte. Zweite Attraktion ist der Port Vauban. Der Yachthafen am Rande der Altstadt zählt zu den größten Yachthäfen der Welt. Zudem gilt er als Milliardärhafen, denn einige der teuersten und größten Yachten der Welt liegen hier vor Anker. Wer diese zumindest von außen sehen will, der sollte im Winter nach Antibes kommen, denn die Yachten überwintern in diesem gut geschützten Hafen wenn sie von ihren schwer reichen Besitzern nicht genutzt werden. 

Wer sich ein solches Schiff leisten kann, der hat vielleicht auch eine Vila oder zumindest ein Ferienhaus auf der Halbinsel Cap d'Antibes. Jedes Haus hier ist Millionen wert. Eine Villa ohne Pool und oft auch Tennisplatz findet man hier nicht. Da ist es nicht verwunderlich, dass auf dieser Halbinsel auch eines der teuersten Hotels der Welt liegt. Das  noble Hotel du Cap Eden Roc wurde 1870 eröffnet und wurde nach einigen Renovierungsarbeiten zu einem der bei Prominenten beliebtesten Hotel Frankreichs. Im Laufe der Jahre übernachteten hier Stars wie Ernest Hemingway, Marlene Dietrich oder Pablo Picasso. Heute können Sie als gut betuchter Urlauber es den Stars gleich tun. Ab 1200.- Euro kostet eine Nacht in einem Standard Zimmer.

Da mir diese finanziellen Mittel nicht zur Verfügung standen, ging unsere Reise weiter an der Cote d'Azur entlang. Nur wenige Kilometer weiter liegt die nach Marseille zweitgrößte Stadt des Südens, Nizza. Dort, wo die Seealpen fast bis ans Mittelmeer reichen und die Landschaft geprägt ist von Hügeln und Kalksteinfelsen, dort liegt die 340 000 Einwohner zählende Metropole Nizza. Wie alle französischen Großstädte hat auch Nizza einen großen Einzugsraum, der aus modernen Hochhäusern und Einkaufszentren besteht. Der eigentliche Kern dagegen ist ganz klein und auch im Falle Nizzas durchaus sehenswert. Die Altstadt ist eingezwängt zwischen der Promenade Pompillon im Westen, dem Stadtstrand im Süden, und dem Hafen im Osten. Dazwischen liegen mehrere Kirchen, barocke und auch mittelalterliche Wohnhäuser und die Festungsanlage. Der Hafen ist nicht sonderlich groß. Wer jedoch auf die Mittelmeerinsel Korsika möchte, der muss nach Nizza in den Hafen kommen, da dort die Fähren abfahren. Ich war bei meinem Besuch damals nur in der Stadt bei einem Spaziergang unterwegs. Anders als das nur 10km entfernte Monte Carlo oder auch Cannes hat mich Nizza nicht so stark begeistert. 

Wesentlich mehr begeistert war ich von der Umgebung der Stadt. Das Hinterland zählt zu den schönsten Reisezielen Frankreichs. Je weiter man nach Norden fährt, desto spektakulärer wird die Landschaft der Seealpen. Einige Ortschaften liegen hoch oben auf markanten Bergen. Eine davon ist Vence. Die Kleinstadt begeistert durch ihre Lage und ihr von einer dicken Stadtmauer umschlossene Altstadt. Vor allem Künstler fühlten sich von dem angenehmen Klima, den guten Lichtverhältnissen und dem atemberaubenden Ausblick angezogen. So verwundert es nicht, dass ein Maler wie Marc Chagall Vence zu seinem Wohnort erkor. 

Etwas weiter im Landesinneren im Herzen der Seealpen liegt ein Naturphänomen der besonderen Art, die Verdonschlucht. Der gleichnamige Fluss hat in dieser sonst recht einsamen Region ein Narturwunder geschaffen, das es so auf der Welt nur selten gibt. Die Verdon hat sich auf einer Länge von über 20km bis zu 700m tief in den Fels gegraben und eine der tiefsten Schluchten Europas geschaffen. Nur die Tara-Schlucht in Montenegro ist noch tiefer. Ein Besuch am Grand Canyon Frankreichs ist ein prägendes Erlebnis. Egal, ob als Wanderer, Rafting-Freund oder einfach nur Autofahrer, man bekommt von allen Seiten des Canyons grossartige Blickwinkel. Sowohl an der Nationalstrasse D953, als auch an den schmaleren D23 nördlich des Flusslaufes oder der D71 südlich der Verdon kommt man an einigen spektkulären Aussichtspunkten vorbei, die immer wieer einen anderen Blick auf die Schlucht und den tief unten verlaufenden Fluss freigeben. Ich war von unserem Besuch in der Verdonschlucht mehr beeindruckt als Jahre später in der Tara-Schlucht. Der Grund ist einfach. Auch wenn die Tara-Schlucht eigentlich tiefer ist, so ist der Blick von oben in den Verdon Canyon eindrucksvoller als der Blick von unten hinauf entlang der Felswände der Tara. Alles eine Frage der Perspektive, aber beeindruckend sind beide Täler. Daher ist es für mich erstaunlich, dass die Tara Schlucht einer der "1000 places to see before you die" geworden ist, die Verdonschlucht dagegen aber nicht. 

Zurück an der Küste gibt es kurz vor den Grenzen zu Monaco und Italien einen letzten sehenswerten Ort an der Cote d 'Azur, der zumindest für einen kurzen Besuch lohnend ist. Eze ist ein winzige Gemeinde mit rund 2000 Einwohnern die wie ein Schwalbennest an den Steilhängen der hier auslaufenden Seealpen hängt. Das Besondere an diesem Ort ist ohne Zweifel seine Lage. Wer die kleine autofreie Altstadt mit ihren mittelalterlichen Gassen besucht, wird die Ruhe rund um die Kirche ebenso begeistern, wie den herausragenden exotischen Garten. Von diesem wunderbar gestalteten Botanischen Garten aus hat man eine bezaubernde Aussicht mit Blick auf das nahe Mittelmeer. Für Friedrich Nietzsche, der hier "Also sprach Zarathustra" geschrieben haben soll war Eze, wie auch für mich, einer der "1000 places to see before you die".

Verlässt man die Cote d 'Azur, so fährt man auf der A7 von Avignon aus direkt nach Lyon. Leider war ich noch nie in dieser wohl durchaus sehenswerten drittgrößten Stadt des Landes. Die 500 000 Einwohner zählende Metropole liegt am Zusammenfluss von Rhone und Saone in einem Talkessel zwischen Jura, Zentralmassiv und Alpen. Besonders sehenswert und längst UNESCO Weltkulturerbe ist die historische Altstadt am Ufer der Saone unterhalb des Fourviere Hügels. Auf diesem Hügel ist zum einen ein von Gustav Eiffel erbauter heutiger Fernsehturm, der 85m hohe Tour metallique de Fourviere. Zum anderen steht direkt nebenan auch die viertürmige Notre Dame de Fourviere. Beide wurden in den 1890er Jahren erbaut und sind heute die Wahrzeichen der Stadt. 

Östlich von Lyon beginnt für mich der Teil Frankreichs, den ich bisher am häufigsten besucht habe, die Alpen. Als Skifahrer war ich schon mehrfach in französischen Skigebieten unterwegs und war immer entsetzt, wie man als Naturfreund die Landschaft so stark verschandeln kann. Wer einmal in den Skigebieten Tigne, Avoriaz, Les Arc oder Val d-'Isere war, der weiß wovon die Rede ist. Während man in den Skigebieten der Schweiz und vor allem Österreichs darauf bedacht ist, den alpenländischen Stil beim Bau seiner Ski Resorts beizubehalten, zählte beim Bau und Ausbau der französischen Resorts hauptsächlich die Masse. So wuchsen Retortenstädte mit unglaublich hässlichen Appartementkomplexen in die Höhe, die eher an eine soziale Plattenbausiedlung, als an ein modernes Skigebiet erinnern. So war ich trotz der phantastischen Grösse der Skigebiete, der relativ hohen Schneesicherheit und der Qualität der Abfahrten einerseits immer gerne in Frankreichs Alpen, andererseits war ich beim Anblick der Unterkünfte immer entsetzt. 

Dabei gibt es auch durchaus schöne Alpenstädte in Frankreich. So wurde Annecy zum Beispiel sogar zur Alpenstadt des Jahres 2012 gewählt. Annecy liegt am Nordzipfel des gleichnamigen Lac d' Annecy umrahmt von über 2000m hohen Bergen und ist für mich so eine Art Como Frankreichs. Die kleine reizende Stadt an der Mündung des Thiou Flusses in den See hat eine wunderschöne Altstadt, deren meiste Gebäude noch aus dem Mittelalter erhalten sind. Dazu zählen das Chateau Annecy und der Palais de I'Isle. Letzterer ist ein ehemaliges Gerichtsgebäude und Gefängnis auf einer kleinen Insel im Fluss, das über zwei Brücken zugänglich ist. Heute beherbergt das Palais ein Heimatmuseum und ist die größte Attraktion der Stadt. Doch schon ein gemütlicher Spaziergang durch den Garten Europas, vorbei am kleinen Rathaus hinunter an die See-Promenade zu den dort schaukelnden Booten, die im Sommer die Touristen auf den See fahren, ist ein Erlebnis für die Sinne. Annecy ist zudem einer der Ausgangspunkte zum Naturpark Massif des Bauges, dessen über 2000m hohen Berggipfel sich östlich bis nach Albertville erstrecken. Der höchste Gipfel ist der Pointe d 'Arcalod mit 2217m. Der Naturpark ist ein Wanderparadies, das von der UNESCO schon als Geopark geschützt wird. Der Weg zum Weltnaturerbe ist da nicht mehr weit. 

Auch die ersten bekannten Skigebiete sind von Annecy aus nicht weit entfernt. 30 bis 50km sind es bis man das Hauptmassiv der Alpen erreicht hat. Der bekannteste Ort ist dort sicherlich der Olympia-Austragungsort Albertville. 1992 wurde die Region Savoy mit der Hauptstadt Albertville über den Alpenrand hinaus bekannt, als dort die 16. Olympischen Winterspiele ausgetragen wurden. Wer sich heute die Olympiastätten von damals anschauen will, der muss wie auch 1992 weit fahren. Lediglich die Eröffnungs- und Schlussfeier sowie die Eisschnelllauf-Wettbewerbe fanden wirklich in Albertville statt. Alle anderen Disziplinen waren auf die teilweise wesentlich bekannteren Wintersportorte der Nachbarschaft verteilt. So gewann Alberto Tomba den Riesenslalom der Herren in Val d'Isere, Katja Seizinger sicherte sich in Meribel Bronze im Super G, der Österreicher Ernst Vettori gewann völlig überraschend den Olympiasieg im Skispringen in Courchevel und Wolfgang Hoppe fuhr auf der Bobbahn  von La Plagne im Viererbob zu Silber. Selbst das Olympiastadion und die Eislaufhalle in Albertville wurden nach den Spielen wieder abgebaut, so dass man heute im Olympiapark nur noch ein rostiges Gestell sehen kann, an dem einst das olympische Feuer gebrannt hat. Auch wenn der Ort Albertville vor allem durch seine mittelalterliche Altstadt, die etwas abseits der Neustadt am Hang liegt, einer der schöneren Wintersportorte Frankreichs ist, so will in Albertville für mich keine richtige Olympiastimmung mehr aufkommen, wie dies zum Beispiel in Calgary oder Lake Placid und St. Moritz der Fall ist. 

Courchevel ist ein Ort auf rund 1400m Höhe, der nicht nur durch die Sprungschanzen bei Olympia berühmt wurde. Er gehört zusammen mit Meribel und Val Thorens zum Skigebiet Les 3 Vallees. Mit über 170 Liftanlagen und über 600km Piste ist es eines der grüßten Skigebiete der Welt und als Skifreund ohne Zweifel alleine deshalb einer der "1000 places to see before you die". Von der Größe und der Schneesicherheit, die hier aufgrund der Höhenlage von bis zu 3400m gegeben ist, einmal abgesehen, ist Les 3 Vallees kein Skigebiet, das ich bevorzugen würde. Courchevel ist von den drei Ortschaften sicherlich noch der am ehesten gewachsene Ort. Das auf verschiedenen Höhenlagen angesiedelte Resort ist dank vieler nicht so hoch gebauten Holzbauten noch recht ansehnlich. Meribel und vor allem Val Thorens sind das in meinen Augen nicht. Dort wurden bis zu zehnstöckige Wohnanlagen auf den kahlen Berg gestellt, um mit möglichst vielen Betten zahlreiche Touristen anzulocken. Schön oder gar gemütlich ist in diesem Teil der Alpen aber Nichts. Auch das Skifahren selbst habe ich schon viel besser erlebt. Val Thorens zum Beispiel ist mit 2300m der höchste Skiort der Alpen. Das hat den Vorteil der Schneegarantie, aber auch den Nachteil, dass man oberhalb der Baumgrenze wohnt und fährt. Wo keine Bäume sind, da ist die Orientierung bei Bewölkung oder Schneefall sehr schlecht. Zudem sind bei den vielen Kilometern an Pisten die Selbigen nicht immer so gut präpariert wie in kleineren Skigebieten. So hat man zwar eine gewaltige Auswahl an Pisten und Liften, aber eben nicht die besten Bedingungen. Ich war einmal in Val Thorens und war von der Masse der Abfahrten zugleich begeistert als auch erschrocken. Zu viele Möglichkeiten und auch zu viele Menschen haben mir den Spaß am Skisport etwas genommen. Auch wenn man vom Zimmer direkt auf die Piste fahren kann, mag ich lieber die gemütlicheren Skiorte in den österreichischen Alpen mit Charme und urigen Hütten. Courchevel hat als größtes Skigebiet der Welt und ehemaliger Olympiaort einen guten Ruf, ist für mich aber nur eine von vielen Retortenstädten Frankreichs. Eine der besten Unterkünfte in Val Thorens ist der dortige Club Med. Es hat etwas protziges, wenn die Skifahrer in einem Sessellift direkt über die darunter in einem Pool badenden Gäste schweben. Zudem ist die Architektur des Club Med sehr gelungen. 

Im gleichen Tal, nur auf der anderen Seite kann man in Champagny in das nächste Mega-Skigebiet einsteigen. Hier wurden die Skigebiete von Champagny, Les Arcs und La Plagne zum Paradiski zusammengefasst. Auch dort gilt das Motto "Grösser, Höher und Weiter". Sowohl Les Arcs, als auch Plagne hat mehrere Retortenstädte in verschiedenen Höhen. So liegt die Olympische Bobbahn in der Nähe der Ortschaft La Plagne 1800 und die höchstgelegene Adresse unter den Appartementkomplexen in La Plagen 2000. In Les Arcs ein Stück tiefer im Tal gibt es sogar vier Orte in vier Höhenlagen. So kann man in Les Arcs 1600, Les Arcs 1800, Les Arcs 1950 und Les Arcs 2000 wohnen. Schön sind die Orte alle nicht, doch da fragt in Frankreich keiner danach. Schließlich gibt es 118 Liftanlagen und 425km Piste, wovon auch hier der größte Teil oberhalb der Baumgrenze liegt. Sowohl Les Arcs, als auch La Plagne besitzen sogar einen Gletscher. Der Glacier du Vargy ist unterhalb des 3226m hohen Aiguille Rouge befahrbar und der Glacier de la Chiaupe liegt unter dem 3417m hohen Gipfel des Bellecote. Ich hatte in Les Arcs einmal eine Schulung in meinen Tagen als Skilehrer und war von dem Ort, in dem wir wohnen mussten entsetzt. 

Alles zuvor gesagte lässt sich beim dritten großen Skigebiet rund um Albertville exakt ein zu eins wiederholen. Auch die zu einem Resort zusammengefassten Skigebiete von Val d'Isere und Lac de Tignes haben mehrere Ortsteile in mehreren Höhenlagen mit Unterkünften direkt an der Piste, besitzen mit dem Glacier de Grande Motte auf 3656m und dem Glacier du Pointe Motet auf 3428m Höhe jeweils einen schneesicheren Gletscher und sind mit 82 Liftanlagen und über 300km Piste von gewaltigem Ausmass. 

Der sicherlich berühmteste Ort der Umgebung und vielleicht der gesammten französischen Alpen ist Chamonix. Auf einer Höhne von 1035m gelegen ist Chamonix mit seinen rund 8000 ständigen Einwohnern eine Mischung aus gewachsener Alpenidylle und modernem Jet Set Ort. Die Reichen und die Schönen, die im Sommer in Cannes am Strand sind, kommen im Winter hier her zum Skifahren und Apres Ski. Doch es kommen anders als in Partyorten wie Sölden oder Ischgl auch noch die richtigen Liebhaber der Berge und des Wintersports. So ist Chamonix im Sommer der Ausgangspunkt zur Besteigung des höchsten Berges Europas. Der Mont Blanc liegt direkt vor den Toren der Stadt und lockt jedes Jahr Tausende Bergsteiger an. Im Winter ist Chamonix das Mekka der Extremskifahrer und Freerider. Das normale Skigebiet ist mit 12 Liften und 115km Piste relativ klein und unspektakulär im Vergleich zu den riesigen Nachbarn. Doch die Hänge weit oberhalb von 3000m locken die Creme de la Creme der Extremskisportler an. Die Fahrt vom 3800m hohen Aiguille du Midi, die für normale Menschen nur mit Bergführer zu empfehlen ist, zählt unter den Freeridern zu den am einfachsten zu erreichenden und spektakulärsten Hängen weltweit. Auf den Gipfel kommt man mit einer Gondelbahn, die einem zur zweithöchsten Gondelstation Europas bringt. Von dort oben hat man einen phantastischen Blick über die französischen, italienischen und auch Schweizer Alpengipfel. Der 4810m hohe Gipfel des Mont Blanc liegt direkt vor einem und der Glacier de Bionnassay erstreckt sich unterhalb der Gondelstation gen Tal. Die Fahrt mit der Aiguille du Midi Seilbahn ist nicht gerade billig. Für die 65.- Euro pro Person bekommt man dann aber auch den sicherlich exklusivsten Ausblick Europas geboten. Zudem steht man direkt auf dem Mont Blanc Tunnel, der Frankreich mit Italien verbindet. Mutige können sich in einen Würfel  komplett aus Glas stellen, der den Eindruck vermittelt, als würde man auf dem Gletscher schweben. Chamonix und vor allem die Gegend rund um den Mont Blanc bietet einmalige Erlebnisse und dafür hat er den Eintrag in die "1000 places to see before you die" auf jeden Fall verdient. Ich selbst war noch nicht direkt in Chamonix, habe aber vom benachbarten Skigebiet von Flaine auf den Ort und vor allem den Berg hinüber geblickt. Und selbst von etwas weiterer Entfernung war es ein besonderes Gefühl am höchsten Berg des Kontinents zu stehen. 

 

Fährt man von Chamonix aus weiter nach Norden kommt man vorbei an einem weiteren Skigebiet von Weltruf. Dabei ist es egal, ob man von Chamonix aus auf Schweizer Seite auf der A9 nach Norden reist oder auf französischer Seite auf der Bundesstraße D902, Portes du Soleil ist so groß, dass es sich über zwei Länder und 14 Ortschaften erstreckt. Insgesamt hat der Wintersportfreund in Portes du Soleil 196 Liftanlagen, 290 markierte Abfahrten und über 600 Pistenkilometer zur Auswahl. Damit ist Portes du Soleil das größte Skigebiet der Welt und für mich definitiv einer der "1000 places to see before you die". Glücklicherweise war ich bereits in diesem unfassbar großen Skigebiet. Damals sind wir von Les Crosets auf Schweizer Seite auch nach Avoriaz und Morzine in Frankreich per Ski gefahren. Auch in diesen Fällen war der Schweizer Teil uriger, gemütlicher und von den Anlagen her auch moderner. Und wir waren froh, in einem Hotel in Les Crosets zu wohnen und nicht in einem unpersönlichen Appartementkomplex in Avoriaz.

Bei gutem Wetter kann man von Portes du Soleil aus auf einigen Abfahrten den nördlich gelegenen Genfersee ausmachen. Der Lac de Geneve ist so groß, dass er gleichzeitig der größte See der Schweiz und auch Frankreichs ist. Obwohl fast das ganze südliche Ufer des Sees zu Frankreich gehört, zählen ausschließlich Schweizer Ortschaften wie Genf oder Montreux  zu den "1000 places" im Reisebuch. Das schönste an diesem landwirtschaftlich geprägten Teil Frankreichs ist aber sicherlich auch der Blick auf die nahegelegenen schneebedeckten Gipfel der Hochalpen. 

Durchquert man die Schweiz und fährt bei Basel wieder nach Frankreich hinein, kommt man schnell in das Gebiet des Landes, das meiner Heimat am nächsten liegt, das Elsass. 

Das Elsass liegt entlang der deutschen Grenze im Rheingraben zwischen eben jenem Rhein und dem Mittelgebirge der Vogesen. Die Flussebene ist fruchtbar und neben Obst und Gemüse wird vor allem hervorragender Wein angebaut. So wurde 1953 die Elsässer Weinstraße eingerichtet. Sie führt über fast 200km von Wissembourg über Colmar bis nach Mulhouse und bringt den Weinfreund zu rund 70 Weinbaugemeinden und Hunderten von Winzereien, bei denen man eine Weinprobe machen kann. Die Ortschaften an den Hängen der Vogesen erinnern sehr stark an die Weindörfer der Pfalz. Das ist kein Wunder, denn zum einen ist die Elsässer Weinstrasse die südliche Verlängerung der Pfälzer Weinstrasse, und zum anderen ist die Kultur, der Lebensstil, die Architektur und der Weinanbau selbst sehr ähnlich. Das liegt selbstverständlich auch an der bewegten Geschichte des Elsass, das mehrfach in den letzten Jahrhunderten seinen Besiter gewechselt hat. Vom Fränkischen Reich ging es zum Römischen Reich, von Frankreich an Deutschland und zuletzt 1945 nach dem Ende der 2. Weltkrieges wieder zurück an Frankreich. 

Auch wenn ich kein Weinkenner bin, so war ich doch immer wieder gerne im Elsass gewesen. Und sei es nur, um einen der legendären Elsässer Flammkuchen mit Zwiebeln und Speck zu essen. Diese Art Pizza zählt neben dem Wein und dem Kugelhopf zu den größten Spezialitäten in den Restaurants und Winzereien.

Ein Tagesausflug in den Elsass begann für uns immer in Wissembourg. Dieses 7000 Einwohner zählende Städtchen liegt direkt an der Grenze Zu Deutschland unweit der Städte Landau und Bad Bergzabern und gibt einen ersten Eindruck auf das, was einem an der Elsässer Weinstraße noch alles erwarten wird. Wissembourg wird noch heute von Teilen der alten Stadtmauer umgeben und hat in seiner kleinen aber feinen Altstadt zahlreiche sehenswerte Fachwerkhäuser. Zudem steht man bei einem Besuch der Abteikirche St. Peter und Paul vor der zweitgrößten Kirche des Elsass. 

Folgt man der Weinstraße, erreicht man bald die Großstadt Straßburg. Direkt an der Grenze zu Kehl gelegen ist die 280 000 Einwohner zählende Metropole eine der wichtigsten Städte Frankreichs. Und das liegt nicht nur an den zahlreichen Sehenswürdigkeiten wie der historischen Altstadt Grande Ile, dem Palais du Rhin oder der Notr Dame du Strasbourg, sondern vor allem an ihrer politischen Bedeutung für Europa. Die Stadt an der Ill ist nach einer lebhaften Geschichte mit vielen Wechseln der politischen Klasse, Sitz des Europarates, des Europäischen Parlaments und auch des europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Doch auch politisch weniger interessierte Besucher werden Strassburg schon nach wenigen Stunden lieben. Wer einmal entlang der Ill durch das Gerberviertel mit seinen gut erhaltenen Fachwerkhäusern geschlendert ist oder einmal auf dem vielleicht schönsten Weihnachtsmarkt Frankreichs im Stadtteil Petit France war, der kommt immer wieder. Meine Besuche in Strassburg sind mir noch heute in lebhafter Erinnerung. Diese Mischung aus französischem Lebensstil und deutscher Genauigkeit ist auf der Welt so einmalig. Hinzu kommt natürlich die exzellente Küche und die süffigen Weine aus der Region. Auch optisch ist Strassburg eine Wucht. Die Mischung aus mittelalterlichen Gebäuden, Sandsteinfassaden, Fachwerk und Gebäuden aus der deutschen Kaiserzeit machen die nahezu autofreie Altstadt Grand Ile zu einer der schönsten Städte des Landes. Im Herzen der Altstadt steht die 1439 fertiggestellte Kathedrale Notre Dame du Strasbourg. Sie ist heute mit 142m nicht mehr das höchste Gebäude der Menschheit wie im Mittelalter. Doch noch immer zählt es zu den größten Sandsteingebäuden der Welt. Zusammen mit der kompletten Altstadt hat die UNESCO die Kathedrale zum Weltkulturerbe erklärt. Über 330 Stufen kann man im Inneren der Kirche auf die Aussichtsplattform gelangen. Der Ausblick über die Stadt bis hinüber nach Deutschland und in die Vogesen ist unbezahlbar. Ein wenige Kondition sollte man allerdings mitbringen.

Direkt auf der anderen Seite des Kanals liegt der ehemalige Kaiserpalast. Das Palais du Rhin wurde 1889 eröffnet und erinnert mit seinem Kuppelbau fast ein wenig an das State Capitol in Washington D.C.. Ebenfalls einen Besuch wert ist der botanische Garten und der Garten der Zwei Ufer. In diesem kann man auf beiden Seiten des Rheins und somit sowohl in Frankreich, als auch in Deutschland ungehindert Spazieren gehen. So ist Strssburg nicht nur eine schöne Stadt, sondern auch ein Ort der Deutsch-Französischen Freundschaft, die nirgends so gepflegt wird, wie hier im Elsass. 

70km weiter südlich liegt mit Colmar die drittgrößte Stadt des Elsass. Auch sie wurde aufgrund ihrer sehenswerten Altstadt in den Reiseführer "1000 places to see before you die" aufgenommen. Die Altstadt der 70 000 Einwohner-Stadt ist besonders gut erhalten und hat ihren Charakter mit einer Mischung aus Gebäuden aus dem Mittelalter und der Renaissance bewahrt. Bei meinem Besuch Colmars an einem Wochenende während der Studienzeit war ich von der Architektur, den vielen kleinen Brücken und den kleinen Cafes am Ufer der Lauch begeistert. Nicht umsonst nennt man das Krutenau Viertel auch Klein Venedig. In Colmar gibt es nicht ein besonders herausstechendes Gebäude, das man unbedingt besucht haben sollte. Hier sollte man die ganze Stadt angeschaut haben und in einer der Weinlokale auch einen guten Elsässer Wein gekostet haben. Schließlich gilt Colmar als die Hauptstadt der Elsässer Weine und ist somit zumindest für Weinliebhaber einer der "1000 places to see before you die".