Italien

Italien ist ohne Zweifel eines jener Sehnsuchtsländer, das bei vielen Reisenden ganz oben auf der Liste der noch zu besuchenden Länder steht. Ob die kulturell und historisch so bedeutende Hauptstadt Rom, das elegante Mailand mit seinem berühmten Dom, das lebhafte Neapel am Fuße des Vesuv oder die ruhigere Toskana mit ihrem wundervollen Landschaftsbild, in Italien findet ein jeder seinen Lieblingsort. Vom hochalpinen Bereich im Norden mit den Dolomiten, über die Industriemetropolen Mailand und Turin bis hin auf die Inseln Sizilien oder Sardinien, Italien hat unglaublich viele Facetten in Sachen Landschaft und auch Kultur. Über 60 Millionen Einwohner leben auf der als eine Art Stiefel geformten Appenninhalbinsel, die den größten Teil der 300 000qkm Landfläche ausmacht. Rom mit über 2,8 Millionen, Mailand und inzwischen auch Neapel sind die drei Millionenstädte innerhalb Italiens Grenzen. Es gibt aber auch zwei winzige Staaten, die komplett von Italien umschlossen sind. Das ist einmal der Vatikanstaat in Rom und das winzige Fürstentum San Marino. Italien ist ein Land, das neben der Autoindustrie und der Mode in den nördlichen Provinzen, hauptsächlich vom Tourismus lebt. In Südtirols Skigebieten gilt das ebenso wie an den Stränden der Adria. Kein Wunder also, das sich schon oft in Italien zu Besuch war und viele der 55 "1000 places to see before you die" aus dem Reisebuch auch schon live gesehen habe. Hier sind die Geschichten dazu:

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Die meisten meiner Reisen nach Italien datieren aus den 70er, 80er und 90er Jahre. damals ging es im Winter oft nach Südtirol zum Skifahren und im Sommerurlaub an die Riviera zum Baden an den Strand. Einmal schafften wir es bis nach Rom und auch an die oberitalienischen Seen und Mailand. Südlicher als nach Rom habe ich es bisher aber noch nie geschafft. Daher steht ein Besuch Siziliens, Neapels, Apuliens und vor allem Kalabriens ganz oben auf meiner ganz persönlichen To-Do-Liste an Reisezielen. 

 

Die meisten meiner Reisen nach Italien fanden im Winter statt und endeten in Südtirol. Die Autonome Provinz Bozen mit der gleichnamigen Hauptstadt ist die nördlichste Provinz Italiens und gehört erst seit 1918 zu dessen Staatsgebiet. Zuvor gehörte Die Provinz zu Österreich. Das erklärt auch die Kultur und vor allem die Sprache, die eher den nördlichen Nachbarn zuzuordnen ist. Klar, im laufe der Jahre vermischte sich vor allem die Essenskultur mit der italienischen, doch bei einem Besuch in Bozen und Meran spürt man, dass man noch nicht wirklich in Italien ist. Seit 1972 ist Südtirol mit umfassenden Selbstverwaltungsrechten eine autonome Provinz und versuchte sich seitdem mehrfach sich von Italien ganz abzuspalten. Südtirol liegt komplett in den Alpen und ist eine der grössten Provinzen Italiens. Das ländlich geprägte Gebiet lebt hauptsächlich von der Landwirtschaft und vor allem dem Tourismus. Im Winter kommen die Skifahrer, Snowboarder und Langläufer in die Skigebiete rund um die Sella oder die Dolomiten Hauptkämme. Der Sommer gehört den Wanderern, die dann eben diese Berge mit allen Sinnen erfahren wollen. Dank ihrer bizarren Gesteinsformationen zählen die Dolomiten zu den schönsten Bergen der Alpen. Südlich von Bruneck erstrecken sich einige der spektakulärsten Alpengipfel. Die Drei Zinnen, den Langkofel oder die Sella kennt in der Welt der Berge jedes Kind. Die Marmolata ist mit 3343m der höchste Gipfel der Dolomiten, die zum Weltnaturerbe der UNESCO zählen. Meine allerersten Schritte als Knirps im Schnee und auch die ersten Schwünge als Skifahrer habe ich am Kronplatz bei Olang unternommen. Der nur 2275m hohe kegelförmige Berg ist nicht der spektakulärste oder schönste Berg der Dolomiten. Aber er war mein erstes Skigebiet überhaupt und ist noch heute eines der beliebtesten Skigebiete Italiens. Mit 32 Liften und 100km Piste hat der Berg, der einen Hahnenkopf als Symbol hat, eine grosse Anzahl an Möglichkeiten. Vor allem Familien lieben die meist mittelschweren Pisten und vor allem die herrlichen Waldabfahrten in die drei Orte, die den Berg umschliessen. Sowohl von St. Vigilio, Olang und auch Reischach, einem Vorort von Bruneck, kann man in das Skigebeit einsteigen. Auf dem kahlen Gipfel kommen dann alle Gondeln zusammen, so dass an Ferientagen und Wochenenden dort ein unglaubliches Gewusel ist. Dennoch kam ich auch nach unserem ersten Urlaub 1974 immer wieder gerne an den Kronplatz zurück. Bruneck ist zudem ein gemütliches typisch Südtiroler Städtchen im Pustertal mit rund 15  000 Einwohnern. Nach einem gelungenen Skitag auf dem Kronplatz kann man am Abend dort hervorragend Südtiroler Spezialitäten wie Spinatknödel oder Schlutzkrapfen kosten und in einer der netten Bars einen Südtiroler Wein trinken. Auch wenn auch in diesem Teil der Alpen in den letzten Jahrzehnten der Apres Ski zugenommen hat, so ist hier die Gemütlichkeit noch ein grosser Faktor.

Folgt man von Bruneck aus der SS244 nach Süden, so kommt man schnell in weitere Wintersportorte von Weltruhm. Corvara, Wolkenstein, Alta Badia, Araba und Canazei sind alles Orte rund um das Bergmassif der Sella. Die Sellagruppe ist ein plateauförmiger Bergstock, der so gross ist, dass er sich über gleich drei Provinzen erstreckt. Neben Südtirol ragt die Sella auch ins Trentino und nach Venetien im Südosten. Der höchste Gipfel ist der 3152m hohe Piz Boe, der Hausberg von Corvara. Dieser kleine Wintersportort war auch unser Ausgangspunkt zu einer der schönsten Skirunden, die man in der Welt dieses Sports drehen kann, die Sella Ronda. Bei dieser einmaligen Skitour legt man an einem Tag 38km zurück und umfährt das Bergmassif einmal komplett. Dabei überquert man die Pässe Sellajoch, Pordoijoch, Grödner Joch und Campolongo ohne grosse Pausen. Wer trödelt, bleibt vielleicht in einem der Orte unterwegs hängen und muss dann den Bus oder ein Taxi zurück zum Ausgangspunkt nehmen. Zweimal war es mir in meiner Karriere bisher vergönnt, die Sellarunde komplett zu fahren. Auch wenn es einmal wegen Schneemangels sehr knapp war und einmal ein Teilstück per Skibus zurückgelegt werden musste, so war es doch ein sensationelles Erlebnis. Die Sellarunde ist für mich und jeden Skisportler einer der "1000 places to see before you die". 

Das gilt auch für eine Abfahrt die etwas abseits der eigentlichen Sellarunde liegt. Am Pordoijoch auf 2239n Höhe liegt ziemlich genau auf der Passhöhe zwischen Canazei und Arabba eine Gondel, die geübte Skifahrer an die Pordoischarte bringt. Hier sollten nur Skifreunde hinauf und vor allen wieder hinabfahren, die mit schwarzen Pisten, also sehr schweren Hängen kein Problem haben. Vor allem der Start ist spannend. Wie in einem umgekehrten Trichter stürzt man sich in einen sehr engen und schmalen Abhang, der nach unten hin immer breiter und dann auch einfacher wird. Aber es kostet ohne Zweifel Überwindung, diesen Geröllhang hinunterzufahren. Neben dem Delirium Dive in Sunshine Village, Kanada und dem benachbarten Mittagstal am Piz Boe war die Pordoischarte sicherlich meine bisher schwierigste Abfahrt auf Skiern. 

 

Wahrend die Sella Ronda und die Pordoischarte vor allem im Winter berühmt sind, ist die Seiser Alm eines der beliebtesten Wandergebiete im Sommer und Herbst. Mit fast 60qkm ist die Seiser Alm die grösste Hochalm Europas und bietet mit dem markanten Langkofel auf der einen und den Rosszähnen auf der anderen Seite immer wieder hervorragende Fotomotive. Traumhaft gelegene Hütten und einige Unterkünfte bieten auf einer Höhe von fast 1700m Höhe vor allem in der Siedlung Compatsch Schutz und gutes Essen. Wir eroberten das Gebiet damals zu Fuss von St. Ulrich aus. Aufgrund des traumhaften Panoramas ist es für mich eines der schönsten Wandergebiete Europas. 

 

Fährt man von Bruneck aus dagegen auf der SS49 nach Osten kommt man in die Grenzregion zu Österreich. Lienz ist dann nicht mehr weit entfernt. Doch ehe man an die Grenze kommt, sollte man kurz hinter Toblach auf jeden Fall gen Süden abbiegen. Dort liegt im Sextner Tal der grandiose Naturpark Drei Zinnen. Noch vor der Seiser Alm ist das die Königsdisziplin in Sachen Wandern. Nirgends auf der Welt hatte ich bisher mehr Spaß und ein schöneres Panorama als rund um die Drei Zinnen. Wir hatten in Sexten mehrfach unser Hotel bezogen und sind dann auf verschiedensten Wegen in dieser einmalig schönen Bergwelt unterwegs gewesen. Was heute Geo Caching ist, war damals das Sammeln von Stempeln, um die Wandernadeln in Gold, Silber oder Bronze zu bekommen. Der Ehrgeiz war damals groß und die Motivation bei diesen Panoramen leicht. Am schönsten ist ohne Zweifel der Aufstieg an den Fuß der Drei Zinnen. Diese von Weitem sichtbare Wahrzeichen der Dolomiten besteht aus den bis zu 2999m hohen Großen, Westlichen und Kleinen Zinne. Dank vieler verschiedenen ausgebauten Routen wurden die Felsblöcke im Laufe der letzten Jahre zu einem Mekka der Bergsteiger und vor allem der Freikletterer. Aber auch normale Wanderer und Naturfreunde kommen in diesem von der UNESCO geschützten Weltnaturerbe voll auf ihre Kosten. Einkehrmöglichkeiten wie die Dreischusterhütte, die Zcigmondy Hütte oder die Dreizinnenhütte sorgen unterwegs für gute Verpflegung und Schutz vor schnell aufkommendem schlechten Wetter. Für Wanderfreunde wie mich, ist die Gegend rund um Sexten einer der "1000 places to see before you die"

 

Sexten hat auch ein gutes kleines Skigebiet, das optimal für Familien ist. Es ist aber kein Vergleich zu dem, was auf den Besucher auf der anderen Seite des Drei Zinnen Massifs wartet. Biegt man in Toblach nach Süden ab, kommt man in die Provinz Venetien und auf der Bergstrasse SS 51 direkt in eines der mondänsten und berühmtesten Skidörfer der Welt, nach Cortina D'Ampezzo. Der 5000 Einwohner zählende Wintersportort war bereits zweimal Austragungsort der alpinen Ski-Weltmeisterschaften. Zudem fanden hier 1956 die Olympischen Winterspiele statt und sollen 2026 im Verbund mit Mailand auch dort wieder stattfinden. Zudem ist Cortina ein Ort des Jet Sets. Die Reichen und Schönen des Landes kommen hier her in den Winterurlaub. Im Sommer ist Cortina eher ruhig, auch wenn die umliegenden Dolomitengipfel ein sensationelles Wandergebiet darstellen. Berühmt ist Cortina aber für seine Winter. Auch wenn das Skigebiet selbst mit 32 Liften und 100 Abfahrten eher kleiner ausfällt, so sind es die einmaligen Pisten, die seinen Ruf ausmachen. So ist die Vitelli Olympia Abfahrt ebenso eine Herausforderung wie die 1700m Höhenunterschied am Monte Cristallo auf der anderen Seite des Tales. Wem das Skigebiet nach ein paar Tagen zu klein ist, der kann in den Rest des Dolomiti Superski einsteigen. Mit 12 Orten, 450 Liften und 1220km Piste ist der Zusammenschluss der Südtiroler Skigebiete zwischen Kronplatz und Cortina das grösste mit einem Skipass befahrbare Gebiet der Welt. Kombiniert mit den traumhaften Abfahrten für wirklich jeden Schwierigkeitsgrad und dem einmaligen Panorama der Dolomiten ist Dolomiti Superski für jeden Skifahrer das Höchste der Gefühle und völlig verdient einer der "1000 places to see before you die".

 

Bozen ist die Hauptstadt Südtirols und mit 105 000 Einwohnern auch die grösste Stadt der Region. Sie liegt malerisch am Zusammenfluss der Etsch mit der Eisack und ist berühmt für ihre Altstadt. Dort liegen die so genannten Lauben mit zahlreichen exquisiten Geschäften, Cafes und Restaurants. Die aus dem 12. Jahrhundert stammende Haupteinkaufsstrasse Bozens führt vom Obstmarkt zum Rathausplatz und ist sicherlich die grösste Sehenswürdigkeit der Stadt. Auch wir sind schon mehrfach aus den nahen Urlaubsregionen bei Bruneck oder Sexten nach Bozen gekommen, um nach dem Skifahren oder Wandern unter den Lauben gemütlich nach Handtaschen, Schuhen und Uhren zu schauen. Ein leckeres Eis in einem der Eiscafes war gerade im Sommer immer eine gelungene Erfrischung. 

 

Die Schnellstrasse MeBo führt entlang der Etsch und verbindet die beiden Metropolen Südtirols Meran und Bozen. Während Bozen weltmännisch und lebhaft daherkommt, ist Meran mit seinen 45 000 Einwohnern eine gemütliche Kurstadt, die vom Tourismus lebt. Schon die Lage an den Ausläufern der Ötztaler Alpen am Zusammenfluss der Passer in die Etsch ist einmalig schön. Zahlreiche Burgen und Schlösser in und um die Stadt herum verleihen ihr einen mittelalterlichen Touch, während die Thermenanlage aus dem Jahr 2005 sehr modern ist. Von weitem sichtbar sind die Burg Katzenstein und der Pulverturm der Burgruine Ortenstein. Das bekannteste Schloss ist jedoch Schloss Trautmansdorff hoch über der Stadt. In den Gärten des gelb gestrichenen Schlosses liegt der berühmte Botanische Garten der Stadt. Das besondere an diesen Gärten ist die Hanglage und die atemberaubende Aussicht auf die Stadt und die sie umgebenden Berge. Ich war schon mehrmals in Meran und liebe diese Kleinstadt. Skifahren im östlich gelegenen Skigebiet Meran 2000, Wandern im malerisch gelegenen Dorf Tirol nördlich des Zentrums oder Baden in den Aussenbecken der Therme, in Meran kann man zu jeder Jahreszeit und auch Tageszeit viel Spass haben. Nach den Tagesaktivitäten zieht man ins Zentrum in die Altstadt oder an die Passer Promenade und lässt den Tag bei einer guten Pizza oder einem Glas Südtiroler Wein ausklingen. Auch wenn Meran und Bozen nicht in dem Reisebuch genannt werden, so sind beide dennoch für mich zwei der "1000 places to see before you die".

 

Nur wenige Kilometer westlich Merans zweigt bei Naturns eine sehr schmale und kurvenreiche Strasse ab in die Berge der Ötztaler Alpen. Ganz am Ende des dortigen Schnalstales war über viele Jahre hinweg in meiner Jugend mein ganz persönlicher Lieblingsort in Italien. Dort, wo das Tal in Kurzras endet, bringt einem eine Seilbahn hinauf in das Berghotel Grawand, das sich in selbiger Gondelstation befindet. Mit 3200m Höhe ist es das höchstgelegene Hotel Europas. Bei meinem ersten Besuch war es noch mehr eine Massenunterkunft über dem Selbstbedienungsrestaurant. Doch im Laufe der Jahre und Jahrzehnte wurde es zu einem 4 Sterne Hotel hoch über dem Schnalstalgletscher. Lange war dieser 6qkm grosse Gletscher, der sich von der Grawandspitze ins Ötztal erstreckt nur ein kleines unbedeutendes Skigebiet, das bis 2012 sogar im Sommer befahren werden konnte. Dann wurde im Jahr 1991 irgendwo in der Grenzregion zwischen Österreich und Italien in eben diesem ewigen Eis die älteste bekannte natürliche menschliche Mumie gefunden, der Ötzi. Nun ist das Schnalstal nicht mehr nur ein Skigebiet, sondern auch eine Art Wallfahrtsort für Mumienfreunde. Der Todeszeitpunkt des Ötzi wurde auf 3105v.Chr. datiert. Seit 1998 liegt die Mumie im Archäologie Museum in Bozen und kann dort bewundert werden. Gefunden wurde die Leiche von deutschen Bergwanderern. Sie profitierten in diesem Fall vom Rückgang des Gletschers. In den letzten Jahrzehnten verschwand der Gletscher immer mehr. Bis zu 30m zog sich das Eis in den letzten Jahren im Schnitt zurück und legte somit zum einen Ötzi frei, sorgte andererseits aber auch dafür, dass der Gletscher nicht mehr als Sommerskigebiet genutzt werden kann. Ich war zuerst mit der Schule, später mit dem Skiclub jeden Herbst zur Saisoneröffnung auf dem Gletscher und im Hotel Grawand und genoss neben der Aussicht vor allem die leichten Pisten und die Tatsache, am Morgen immer der erste und am Abend immer der letzte auf dem Hang sein zu können. Wir fuhren Slalom-Training direkt neben einigen Nationalmannschaften und Skistars der damaligen Zeit. So fuhren wir neben Marc Giradelli, der von seinem Vater angetrieben, ein enorm anstrengendes Programm absolvierte. Nur ein paar Meter weiter liessen es die Italiener meist etwas ruhiger angehen. Alberto Tomba war nach den Trainingseinheiten dann auch immer an der Bar im Hotel Grawand bei einem Espresso zu sehen, während Giradelli schon längst wortlos den Gletscher verlassen hatte. Auch wenn der Vergleich der gezeigten Leistungen zwischen uns und den Topstars ihrer Zeit ernüchternd war, so war es doch immer ein Erlebnis mit diesen Helden den gleichen Hang zu befahren. 

Am Eingang des Tales Val Senales liegt im Schloss Juval eines von inzwischen sechs Mountain Museen des Extrem-Bergsteigers Reinhold Messner. Im Messner Mountain Museum zeigt der vielleicht berühmteste Bergsteiger unserer Zeit Sammlerstücke von seinen Expeditionen, erklärt den Zusammenhang von Eis und Berg und wie der Mensch die Natur schützen sollte. Weitere Museen findet man am Kronplatz, am Monte Rite, in einem Schloss bei Bozen und in Sulden am Ortler. Jedes Museum ist einzigartig und mit viel Liebe zum Detail vom Meister selbst entworfen. 

Sulden ist der westlichste Ort Südtirols und einer der schönsten Wintersportorte Europas. Der kleine Wintersportort liegt auf 1900m Höhe am Fusse des Ortler. Dieser wiederum ist mit 3900m der höchste Berg Südtirols. Das Skigebiet am Ortler ist überschaubar im Vergleich zu den grossen Mitbewerbern weiter östlich. Dank des grossartigen Panoramas ist es jedoch auch mit nur 11 Liften und 40 Pistenkilometern eine Perle Südtirols. Auch wenn Reinhold Messner in Brixen und nicht im 400 Seelen-Dorf Sulden geboren wurde, so verbindet ihn doch viel mit der Region. So betreibt der passionierte Begsteiger im Ort einen Bergbauernhof und eines der sechs Messner Mountain Museums. Anders als die anderen fünf Projekte, wurde dieses Museum unterirdisch angelegt und behandelt das grosse Thema Eis. Von einer seiner vielen Expeditionen nach Asien hat Messner Yaks mitgebracht. Diese weiden und leben seitdem auf den Almen rund um Sulden am Ortler. Wenn man also einmal in der Gegend wandert, sollte man sich nicht wundern, wenn einem plötzlich sonst im Hochgebirge Asiens beheimatete Tiere über den Weg laufen. 

Sulden, der Ortler und viele weitere Berge der Region befinden sich in einem der grössten Naturschutzgebiete Europas, dem Nationalpark Stilfserjoch. Dieser hat eine Grösse von über 130 000 Hektar und erstreckt sich über vier italienische Provinzen im Norden des Landes. Im Herzen des Parks liegt die wichtigste Verkehrsverbindung der Region, das Stilfser Joch. Dieser 2757m hoch gelegene Pass ist der zweithöchste der Alpen und verbindet das Vinschgau in Südtirol mit Bormio in der Lombardei. Unterhalb der Passhöhe zweigt der Umbrailpass nach Norden und somit in den Schweizer Kanton Graubünden ab. Er führt mitten hinein in den Schweizer Nationalpark. 

Auf der anderen Seite des Stilfser Jochs liegt mit Bormio einer der wichtigsten Orte der Lombardei und ein weiteres grossartiges Skigebiet. Auch wenn ich hier noch nie fahren konnte, ist mir die Pista Stelvio durchaus ein Begriff. Sie ist in einem Atemzug mit Pisten wie der Streif in Kitzbühel oder der Kandahar in Garmisch zu nennen und gilt als eine der gefährlichsten Weltcup Abfahrten der Welt. Kein Wunder also, dass der Ort in 1200m Höhe bereits zweimal Austragungsort der Alpinen Ski-WM war. 

Grösser und in meinen Augen auch wesentlich schöner ist das Skigebiet vom nahegelegenen nordwestlichsten Zipfel der Lombardei, Livigno. Mit 1800m ist es absolut schneesicher und hat mit 33 Liften und 115km Piste einfach ein herausragendes Skigebiet rund um den im Zentrum autofreien Ort. 

 

Südlich und westlich der Skiorte Bormio und Livigno beginnt ein Teil Italiens, den ein jeder Besucher mit Schönheit, Luxus und Prominenz in Verbindung bringt. Es ist das Gebiet der Oberitalienischen Seen, das sich über die Provinzen Lombardei und Piemont an der Schweizer Grenze erstreckt. Ein See ist schöner in die bergige Landschaft integriert als der nächste. Der bekannteste dieser sechs grossen und unzähligen kleinen Seen ist der Gardasee ganz im Osten dieser Reihe. Er ist auch gleichzeitig der grösste Oberitalienische See und erstreckt sich von Riva in der Provinz Südtirol bis nach Sirmione 90km südlich in der Provinz Lombardei. Das östliche Ufer gehört sogar zur Provinz Venetien. Italienurlauber der 70er Jahre träumten von Orten wie Torbole, Limone, Nordole oder Garda. Alle sind aufgrund ihrer einzigartigen Lage direkt am Ufer des 51km  langen und bis zu 17km breiten Sees absolute Sehnsuchtsorte. Die bis zu 2000m hohen Gardaberge im Norden und die sanften Hänge der italienischen Po-Ebene im Süden haben einen ganz besonderen Reiz. Das Klima ist hier ein ganz Besonderes. Im Norden weht ab 12 Uhr mittags ein starker Wind aus dem Süden, den der geübte Kreuzworträtsel-Freund als Ora kennt, der die Windsurfer zu Höchstleistungen anspornt. Je weiter südlich man kommt, desto milder wird es. So ist die Gegend rund um den Gardasee eines der besten Obstanbaugebiete des Landes. Vor allem Zitrusfrüchte gedeihen unter der Sonne am Gardasee ganz besonders. Doch auch der Wein hat einen sehr guten Ruf. Vor allem rund um Bardollino wachsen einige der besten Rotweine des Landes. Weiter nördlich sind die Berge höher und die Wanderungen spektakulärer. Hier fühlt man sich noch in Südtirol, sowohl von der Sprache her, als auch von der Kultur und dem Essen. Je südlicher man fährt, desto italienischer wird das Lebensgefühl.

Es ist also kein Wunder, dass auch meine Familie den Gardasee schon mehrfach als Urlaubsziel auserkoren hat. Die relativ kurze Anreise, das ganzjährig gute Klima und natürlich das ausgezeichnete Essen liessen uns früher immer wieder gerne nach Riva und Torbole fahren. Beide Orte liegen nebeneinander an der Nordspitze des Sees und bilden ein grossartiges Panorama. Die Orte selbst sind winzig und haben beide einen Altstadtkern mit romantischen Pizzerien und Cafes. Hotels und Restaurants reihen sich an der Uferpromenade aneinander und ziehen jedes Jahr Tausende Touristen an. Auch wenn es vom See, den Stränden und dem Panorama einmal abgesehen keine ganz grossen Sehenswürdigkeiten gibt, so ist der Norden des Gardasees doch für mich der schönere Teil. 

Den einzigen Eintrag in den Reisebuch-Klassiker "1000 places to see before you die" hat dagegen der äusserste Süden bekommen. Dort liegt malerisch der kleine Ort Sirmione mit einer Landzunge in den See hinein. Auf diesem Zipfel Land im See ist die historische Altstadt mit ihren Boutiquen, Cafes und Antiquitätenläden zu finden. Geschützt wird die Stadt seit dem Mittelalter von einer massiven Burg. Das Castello Scaligero wurde 1259 erbaut und gilt heute als eine der eindrucksvollsten und grössten erhaltenen Burgen des Mittelalters. Mit ihrem 47m hohen Turm und ihren dicken Mauern ist sie ein beliebtes Ziel vor allem junger Besucher. Einmal Ritter spielen im Castello Scaligero ist sicherlich ein Traum vieler Jungs beim Anblick der Burg. Da werden die anderen Attraktionen der unmittelbaren Umgebung schnell zur Nebensache. Dabei hat der Süden des Gardasees einiges zu bieten. Die Möglichkeiten reichen von der Besichtigung der Grotten des Catull an der Nordspitze des Eilandes von Sirmione bis hin zu den Vergnügungsparks östlich davon. Bei den Grotten handelt es sich nicht etwa um Höhlen, sondern die archäologischen Funde der Ruinen der Villa des Dichters Catull, der bis 54 v.Chr. in Verona gelebt hatte und oft an diesen Ort zum Schreiben kam. Vermutlich war es nicht nur eine Villa, sondern eine Art erstes Heilbad der Antike, da es sich auch um ein Thermalbecken handeln soll. Die Umgbung ist gespickt mit Thermalbädern. Sie sind ein Grund, warum hier das ganze Jahr über Touristen zu finden sind. Der andere Grund sind die Freizeitparks südöstlich des Gardasee. An erster Stelle ist da das Gardaland zu zählen. Der Vergnügungspark mit Achterbahnen und anderen Fahrgeschäften ist der grösste Freizeitpark Italiens und begrüsst jedes Jahr rund 2,5 Millionen Besucher. Viele davon bleiben länger in der Gegend und besuchen auch gleich das Sea Life Aquarium nebenan, und den weiter nördlich gelegenen Movieland Park. Ein grosser Spass für Jung und Alt ist hier garantiert. man kommt sich ein wenig vor wie in Orlando, Florida, wo viele Attraktionen geballt in einer Region vorkommen. Auch Hotels, Aquaparks und andere Freizeitoptionen sind hier zu finden. 

 

Verlässt man den Gardasee auf der Autobahn A4 Richtung Westen, so kommt man zunächst nach Brescia. Diese Industriestadt ist nicht sonderlich attraktiv, hat jedoch wie so viele Städte Italiens ein UNESCO Weltkulturerbe in seiner Mitte. In diesem Fall ist es das Forum Romanum und der Kapitolinische Tempel. Da wir immer von Norden an den Gardasee gefahren sind und diesen Teil des Landes noch nicht befahren haben, steht auch dieses Weltkulturerbe noch auf meiner To-Do-Liste. 

Gleiches gilt für den Lago d 'Iseo und die Metropole Bergamo. Der Lago d 'Iseo ist der viertgrösste und sicherlich einer der unbekannteren Seen in Oberitalien. Vor allem bei Segelsportlern hat er sich aufgrund seiner Lage und Winde aber einen guten Ruf. Bergamo ist eine durchaus sehenswerte Stadt. Sie besteht aus einer Unter- und einer Oberstadt, die mit einer Standseilbahn miteinander verbunden ist. Die in den letzten Ausläufern der Alpen gelegene Oberstadt ist komplett unter Denkmalschutz. Ihre venezianische Stadtmauer ist ebenfalls UNESCO Weltkulturerbe. Auch das ist ein Grund, nach der hier besonders heftig ausgefallenen Corona-Pandemie, einmal Gast zu sein. 

 

Etwas weiter westlich liegt der drittgrösste See Oberitaliens, der Comer See. Ist es beim Gardasee die Grösse und die subtropische Vegetation, die nachhaltig in Erinnerung bleibt, so ist es beim Lago di Como die einmalige Lage zwischen den Bergen und die Form eines umgedrehten Y, die eher an einen Fjord erinnert, als an einen Binnensee. Traumhaft an den Ufern gelegene Dörfer, die alle ihren Charme erhalten haben, prunkvolle Villen aus dem 15. Jahrhundert, die zum Teil heute Luxushotels sind, und natürlich auch hier das milde Klima haben auch den Lago di Como zu einem Hot Spot der High Society gemacht. Ich war mit meiner Frau nach einem Besuch von Mailand einen Nachmittag am See und war auch bei schlechtem Wetter vom See und den kleinen Ortschaften begeistert. Auch 2 Jahre später empfing uns Como zunächst mit Regen. Erst bei der Rückreise aus der Toskana erlebten wir die Küstenstadt auch einmal bei Sonne.

Ganz im Norden liegt die Kleinstadt Colcio. Hier mündet der Addo in den See, um 51km weiter südlich bei Lecco wieder aus dem See zu fliessen. Dazwischen liegen 170km Uferlinie mit einer der schönsten Fahrstrecken Europas. Immer wieder passiert man urige kleine Orte, in denen die Zeit still zu stehen scheint. Eine davon ist Bellagio am Zusammenfluss der beiden Arme des Sees. Hier zeigt sie Lombardei ihr schönstes Gesicht. Hohe Berge, Zitrusfrüchte und Palmenhaine am Ufer, der tiefblaue See und immer wieder prunkvolle Villen dazwischen. Einige sind heute ein Museum, wie die Villa Carlotta in Tremezzo. Andere wurden zu einem Luxushotel. Das beste Beispiel hierfür ist die Villa d' Este. Dieses als Kloster 1442 erbaute Gebäude ist seit 1873 ein Luxushotel und kann für rund 800.- Euro am Tag pro Person bezogen werden. Die Lage, der Luxus, das Essen und die Aussicht auf das ganz in der Nähe gelegene Como ist aber auch den Preis wert. Die Villa d 'Este zählt ohne Zweifel zu den besten Hotels Europas und ist einer der "1000 places to see before you die". 

Unser Geldbeutel liess eine Übernachtung in diesem 5 Sterne Hotel nicht zu. Aber wir waren auch nur auf der Durchreise und wollten nur einen Stadtrundgang durch Como an diesem Nachmittag machen. 

Como ist mit 85 000 Einwohnern die größte Stadt am gleichnamigen See und ist durch ihre reizende Altstadt und ihre Lage direkt am Ufer ein Touristenmagnet. Auch wir schlenderten gemütlich durch die von Autos befreiten Gassen der Altstadt und besuchten den Dom von Como. Der 1396 erbaute gotische Dom ist ohne Zweifel die grösste Sehenswürdigkeit im Stadtbild und von Weitem sichtbar. In unmittelbarer Umgebung gibt es zahlreiche gute typisch italienische Restaurants, Souvenir Shops und Boutiquen, in denen man sehr gut einkaufen kann. An der Uferpromenade kann man wunderbar flanieren oder auch ein Eis in einem der zahlreichen Eiscafes geniessen. Der Blick über den See und in die Berge der Umgebung sind unbezahlbar und im Gegensatz zu den teuren Hotels am Ufer auch kostenlos. Ein letztes Mal genossen wir den Ausblick, ehe wir auf der A9 die Stadt verliessen und wenige Minuten später schon in der Nachbarstadt Chiasso im Schweizer Kanton Tessin die Heimreise weiter antraten. 2 Jahre später waren wir in der Weihnachtszeit wieder vor Ort und besuchten diesmal auch den reizvollen Weihnachtsmarkt rund um den Dom.

Dabei kamen wir nach wenigen Kilometern an den nächsten Oberitalienischen See, den Luganersee. Dieser teilt sich seine Fläche mit der Schweiz, wobei der Grenzverlauf unglaublich kompliziert ist. Die nördlichste Teil und der südlichste Teil des Sees gehören zu Italien. Das land dazwischen gehört zum Tessin der Schweiz. Bis auf eine kleine Enklave direkt am See. Campione de Italia ist ein Ort mit einem berühmten Spielcasino, das Gäste aus dem In- und Ausland anzieht. Da die schönsten und sehenswertesten Teile des Sees auf Schweizer Grund liegen, wollen wir uns an dieser Stelle nicht weiter mit dem Lago di Lugano beschäftigen.

25km weiter westlich liegt der zweite See, der sich seine Fläche zwischen Italien und der Schweiz aufteilt. In diesem Fall ist es jedoch so, dass der weitaus grössere Teil des Lago Maggiore Italien zugerechnet wird. Mit 212qkm Fläche ist es der zweitgrösste Oberitalienische See nach dem Gardasee und viele sagen, es ist auch der Schönste See. Alle Städte am Ufer haben ihren besonderen Reiz, einige sogar Weltkulturerbe in ihren Grenzen. Im Norden, im Schweizer Kanton Tessin sind die die Städte Lorcarno und Ascona. Vor allem Ascona hat uns mit seiner kleinen Uferpromenade und den historischen Gebäuden am See sehr gut gefallen. Ich war mit meiner Frau eigentlich auf der Durchreise nach Verbania zu einem gemütlichen Wochenendausflug, doch bei herrlichstem Wetter genossen wir eine längere Pause am Nordufer des Lago Maggiore sehr gerne. 

Verbania liegt bereits auf italienischer Seite und ist mit seinen Ortsteilen Intra und Pallanza die grösste Stadt am See. Waren die Städte auf Schweizer Seite noch alle sehr gut aufgeräumt. oft restauriert und sauber, so entdeckte man auf italienischer Seite gleich nach der Grenzüberfahrt, dass es hier etwas rauher und nicht mehr ganz so edel, dafür mit mehr italienischem Charme zur Sache geht. So ist die durchaus sehenswerte Altstadt von Intra auch eine Perle der Architektur. Vor allem die Basilika San Vittore im Herzen der Stadt ist uns bedonders aufgefallen. Ein abendlicher Spaziergang auf der Suche nach einer italienischen Trattoria ist ein Genuss für alle Sinne. Da wir auf der Suche erfolgreich waren, gab es auch eine ausgezeichnete Pizza und ein Glas Rotwein. 

Zuvor besuchten wir den Botanischen Garten der Villa Taranto. In dieser wunderbar gelegenen Villa des Schotten Neil Mac Eacharn findet man dank des milden Klimas am See über 20 000 Pflanzen in einen 16Hektar grossen Gelände mit traumhafter Aussicht über den Lago Maggiore. Was für ein Auftakt bei bestem Sonnenwetter in dieses Wochenende an einem See, der auf jeden Fall zu den "1000 places to see before you die" zählt.

Leider war der Wettergott am darauf folgenden Tag nicht mehr ganz so gut gelaunt und der See lag unter einen dicken Wolkendecke mit zahlreichen Schauern. Doch auch jetzt zeigte der Lag Maggiore noch, was für Perlen an seinen Ufern auf Besucher warten. Dazu zählt mit Sicherheit die Kleinstadt Stresa. Der nur rund 5000 Einwohner zählende Kurort wurde nach Fertigstellung des Simplon Tunnels 1903 erst richtig berühmt. Damals wurde der Ort als Haltestelle in den Fahrplan des nun neuen Simplon Orient Express zwischen London und Konstantinopel aufgenommen. Stresa wurchs auch durch die reichen Touristen zu einem stattlichen Kurort mit ausgezeichneter Hotellerie. Am nördlichen Ende der kurzen Uferpromenade reihen sich Belle Epoque-Villen wie Perlen an der Schnur. Einige davon sind noch heute Hotels, die sowohl von Aussen, als auch von Innen eher an Schlösser erinnern, als an Hotelbauten. Das Grand Hotel Bristol, das Regina Palace und vor allem das sensationelle Grand Hotel des Iles Borromees sorgen zum einen dafür, dass der Kurort noch heute einen grossen Glanz versprüht und, dass man in diesen Hotels ausgezeichnet, aber auch nicht gerade günstig übernachten kann. Wer es sich aber leisten kann, der wohnt vor allem im Iles Borrommees wie ein König. 

Der Blick aus den Hotelzimmern oder dem Garten geht auf die für das Grand Hotel namensgebenden Inseln im Lago Maggiore. Die Borromäischen Inseln bestehen aus 5 kleinen Eilanden, die der Stadt Stresa vorgelagert sind und zu den "1000 places to see before you die" zählen. Benannt sind die Inseln nach der Familie Borromeo, in deren Besitz sie seit dem 12. Jahrhundert sind. Die Isola San Giovanni ist noch heute in Privatbesitz der Familie und kann nicht besucht werden. Die anderen Inseln kann man per Bootsausflug von Stresa aus im Sommer erreichen. Die Isola dei Pescatori ist die Insel der Fischer. Und in der Tat leben noch heute rund 50 Menschen in dem kleinen Fischerdorf auf der Insel und bestreiten ihren Lebensunterhalt durch das Fischen im See. Die meisten Besucher kommen auf die Isola Bella und die Isola Madre. Letztere ist bekannt für ihre typisch englischen Gärten und vor allem in der Blütezeit im Mai und Juni ein Blickfang. Auf der zweitgrössten Insel hinter der Isola Madre, erbauten die Familie Borromeo 1671 einen sehenswerten Sommerpalast, in dem später sogar Napoleon eine Nacht verbrachte. Heute ist die Isola Bella ein Touristenziel. Das Sommerschloss kann besichtigt werden und ist zum Teil ein Museum für Künstler der Umgebung. 

Wir hatten eigentlich einen Besuch der Borromäischen Inseln geplant, änderten aber aufgrund des schlechten Wetters kurzfristig den Plan und fuhren weiter in das nicht mehr weit entfernte Mailand. 

Von der Provinz Piedmont ging es nach Süden und ein wenig östlich in die Lombardei. Beide Provinzen teilen sich den Lago Maggiore. Bei regnerischem Wetter fuhren wir auf der A8 teilweise schnurgerade nach Milano. Mailand ist mit 1,3 Millionen Einwohnern die zweitgrösste Stadt Italiens und liegt in der Po-Ebene nur rund 45 Minuten südlich der Oberitalienischen Seen. Die Metropole im Norden Italiens ist einer der wichtigsten Wirtschaftsmotoren des Landes und ganz nebenbei auch eine sehr sehenswerte Grossstadt, die völlig zu Recht mehrfach im Buch "1000 places to see before you die" auftaucht. Ich war mit meiner Frau das erste Mal 2019 länger in der Stadt und teile das Urteil, dass Mailand eine der sehenswertesten Städte Europas ist. Trotz sehr schlechten Wetters gefiel uns das Zentrum mit seinen historischen Bauten und Attraktionen. 

Überragt wird Alles vom Mailänder Dom an der Piazza del Duomo im Herzen der Innenstadt. Alle anderen Gebäude rund um diesen Platz erblassen in Anbetracht der Schönheit dieser 1572 eröffneten römisch-katholischen Basilika. Die im neogotischen Stil erbaute Kirche ist flächenmässig das drittgrößte Gotteshaus der Welt und von Aussen auf jeden Fall das Schönste. Der Dom ist so beliebt und eine solche Touristenattraktion, dass auch bei strömendem Regen die Menschen in der Schlange stehen, um Einlass zu finden. Auch wenn die Kirche auch von Innen äußerst sehenswert sein soll, so verzichteten wir auf den Besuch und nutzten die Zeit sinnvoll mit einer sehr empfehlenswerten Fahrt in einem der Sightseeing Busse im Doppeldecker-Format. Um einen ersten Überblick über die Stadt und ihre Attraktionen zu bekommen, kann ich eine ansonsten natürlich sehr touristische Fahrt in jeder Stadt nur sehr empfehlen. Die Touren beginnen am Domplatz und führen auf zwei verschiedenen Routen durch die Stadt. Die erste große Attraktion ist jedoch noch leicht zu Fuss erreichbar, da sie direkt links des Domes zu finden ist. 

Was für Gläubige der Mailänder Dom, ist für Freunde des gepflegten Einkaufens die Galleria Vittorio Emanuele II.. Das 1864 vom Star-Architekten Giuseppe Mengoni entworfene Gebäude ist heute die älteste überdachte Einkaufspassage der Welt. Und was für ein Shopping Paradies diese Ladenzeile ist. Die zu Ehren des Italienischen Königs Emanule II. erbaute Fassade strotz geradezu vor Prunk. Stuck, Fresken, Marmor und eine 47m hohe Glaskuppel erinnern eher an ein Schloss als an eine Einkaufspassage. Doch es ist auch nicht einfach eine Passage. Wer hier seinen Laden eröffnet hat, der zählt zu den ganz großen der Modewelt. Prada, Armani, Gucci und Versace, die übrigens auch alle in Mailand ihren Hauptsitz haben, sind nur einige der berühmten Namen in der Gallerie. Dazu gibt es seit 2007 auch ein Luxushotel. Näher als im Seven Stars Galerie Hotel kann man nicht am Dom und den Luxus-Geschäften übernachten. Wir wollten nicht übernachten und schon gar nicht in einem der Shops einkaufen, aber ein Bummel im Trockenen in einer der schönsten Einkaufsstraßen der Welt konnte auch uns begeistern. 

Läuft man in der Passage nach Norden und schreitet durch das dortige Tor, dann gelangt man an den nächsten bedeutenden Platz in der Stadt. die Piazza della Scala.

Das Teatro alla Scala wurde 1778 eröffnet und gilt als eines der bekanntesten und besten Opernhäuser der Welt. Für Freunde der Klassischen Musik ist der Besuch der Scala der Höhepunkt im Leben und einer jener "1000 places to see before you die". Von Aussen sieht der Bau, den die Österreichische Erzherzogin Maria Theresia in Auftrag gab, eher schlicht aus. Wenn man daran vorbei läuft würde man hinter den Fassaden nicht ein solch bedeutendes Gebäude vermuten. Doch im Inneren strahlt die 2004 renovierte Scala in vollem Glanz und gilt auch als eines der Häuser mit der besten Akustik. 

Läuft man die Via Dante hinab oder fährt mit dem roten Doppeldeckerbus, so kommt man unweigerlich an einen weiteren zentralen Punkt in der Innenstadt, das Castello Sforzesco. Das 1450 erbaute Schloss steht an der Piazza Castello und ist heute ein Komplex mit mehreren Museen, darunter das Museo delle Arte Decorativo mit der letzten unvollendeten Skulptur des Künstlers Michelangelo. 

Eines der bedeutendsten Werke eines anderen Künstlers, dessen Namen in Mailand einem immer wieder begegnet, findet man in einem ehemaligen Kloster ganz in der Nähe des Schlosses, das wie das genannte auch von Herzog Franzesco Sforza in Auftrag gegeben wurde. Die 1490 errichtete Dominikanerkirche ist optisch nicht sonderlich herausragend und doch steht es als eines der wichtigsten Kirchenhäuser auf der Liste der Weltkulturerbe der UNESCO. Begründet ist das darin, dass in der Kirche das 1498 vollendete "Letzte Abendmahl" von Leonardo da Vinci zu bewundern ist. An der Nordwand des ehemaligen Speisesaals des Klosters ist das vielleicht wichtigste Werk des Künstlers zu sehen. Weitere Werke findet man in einigen Museen Mailands. So kann man die meisten seiner Erfindungen im Leonardo3 Museum neben dem Dom bestaunen. Andere Stücke findet man im Nationalmuseum für Wissenschaft und Technik "Leonardo da Vinci" für das er auch Namenspate war. Wir hatten bei unserem Besuch leider nicht die Zeit, all diese Werke zu besuchen. Doch schon alleine der Gedanke, dass man auf den selben Straßen unterwegs ist, wie einst Leonardo da Vinci lassen einen Stadtrundgang in Mailand zu etwas ganz Besonderem werden. 

Ein wenig weiter westlich des Doms liegt die Via Monte Napoleone. Sie gilt als eine der wichtigsten und besten Einkaufsstraßen Europas. Optisch ist sie nicht sonderlich ansprechend und auch schmal, aber die Geschäfte in dieser Straße haben es in sich. Alle in Mailand ansässigen Firmen der Modeszene haben hier ihren Hauptsitz. Armani, Gucci, Prada und andere Marken sind hier zu erwerben oder einfach nur im Schaufenster zu besichtigen. In der Via Monte Napoleone wird sehr viel Geld umgesetzt. Sie ist ein richtiger Wirtschaftsfaktor in Italien. Mailand ist nicht zu Unrecht die Wirtschaftsmetropole Italiens. Die italienische Börse steht unweit des Mailänder Doms und macht Milliarden Umsätze. Da ist es nicht verwunderlich, dass ausgerechnet Frankfurt am Main, der Sitz der deutschen Börse, die Partnerstadt Mailands ist. Neben der Mode ist wirtschaftlich vor allem die Autoproduktion und deren Zulieferer in dieser Region von Bedeutung. Alfa Romeo produziert nur wenige Autominuten außerhalb der Stadt. Auch die Reifenmarke Pirelli hat in Mailand ihren Hauptsitz und auch Monza, das Herz des italienischen Rennsports ist nur wenige Kilometer entfernt. 

Noch grösser als der Rennsport ist in Mailand nur der Fußball. Mit Inter Mailand und dem AC Mailand gibt es gleich zwei italienische Serienmeister in der Stadt. Beide spielen im alt-ehrwürdigen Giuseppe Meazza Stadion im Stadtteil San Siro. Mit unserem roten Sightseeing Bus kamen wir selbstverständlich auch an diesem Fußball-Tempel vorbei. Da sich die beiden Clubs die Spielstädte teilen, findet fast jedes Wochenende ein Spiel hier statt. Am Morgen unseres Besuchs liefen die Vorbereitungen auf ein Spiel des AC Mailand in der Seria A am Nachmittag. Da ich kein großer Fan des italienischen Fußballs bin, fand ich es nicht ganz so schlimm, dass wir an diesem Morgen keine Zeit hatten, auf das Spiel am Nachmittag zu warten. Das Giuseppe Meazza, oder kurz San Siro genannte Stadion, aber einmal im Leben gesehen zu haben, war mir schon wichtig. So kann ich nun von mir behaupten, die wichtigsten Stadien Südeuropas gesehen zu haben. Camp Nou in Barcelona, Bernabeu in Madrid, Allianz Arena in München, Estadio de la Luz in Lissabon und nun eben das San Siro Stadion. Da ich mit dem Yankee Stadion und dem LA Memorial auch die wichtigsten Stadien Nordamerikas gesehen habe, fehlen mir nun nur noch die größten Südamerikas mit dem Azteken Stadion in Mexiko und dem Maracana in Rio de Janeiro. Das sind weitere Punkte auf meiner ganz persönlichen Liste der "1000 places to see before you die". 

Im äussersten Nordwesten Italiens liegt für mich eine der schönsten Regionen des Landes, das Aostatal. Die mit 125 000 Einwohnern kleinste Region Italiens besticht durch ihre landschaftliche Schönheit und da vor allem ihre Berge. Naturfreunde kommen im Aostatal voll auf ihre Kosten. Im Sommer geht man hier an der Grenze zu Frankreich im Westen und der Schweiz im Norden Wandern oder Bergsteigen. Im Winter locken Skigebiete wie Courmayeur oder Cervinia Tausende von Wintersportlern in ihren Ort. In beiden Fällen stehen die Berge im Mittelpunkt. Bei Courmayeur ist das der Mont Blanc. Der mit 4810m grösste Berg Europas ist sowohl von der französischen Seite, als auch von Courmayeur auf der italienischen Seite aus begehbar. Auf der Tour du Mont Blanc kann man die Täler auf italienischer Seite komplett durchwandern. Auch wenn der höchste Gipfel auf französischer Seite liegt, so ist die Gegend um den Nobelskiort Courmayeur eine Touristenattraktion ersten Ranges, Auch das Skigebiet kann sich durchaus sehen lassen. Über mehrere Gondelbahnen ist es mit dem französischen Ort Chamonix verbunden. Und wer es eilig hat und keine Zeit, die Naturschönheiten der Umgebung zu geniessen, der kann bei Courmayeur in den Mont Blanc Tunnel fahren. Nach 11 Kilometern in dem 1965 eröffneten Tunnel erreicht man Chamonix und somit auch Frankreich. 

Weiter östlich liegt ein weiteres Bergmassif mit einigen Gipfeln über 4000m, der Monte Rosa. Auch hier ist es so, dass der höchste Gipfel, die 4634m hohe Dufourspitze im Nachbarland liegt. Sie ist auch gleich der höchste Gipfel der Schweiz. Der Monte Rosa Gipfel ist nur 16m niederer und gilt als der höchste Berg Italiens. Der berühmteste Berg der Region liegt ganz auf Schweizer Seite, kann aber auch von einem italienischen Skigebiet aus besucht werden. Dabei handelt es sich um den vielleicht schönsten und sicherlich bekanntesten Berg Europas, das Matterhorn. Klar, mit dem Matterhorn verbindet man in erster Linie den Schweizer Ort Zermatt. Doch auch von Cervinia aus kann man in das Skigebiet und die Wanderwege am Matterhorn gelangen. Ich war öfter in meiner Jugend in beiden Skigebieten unterwegs und war vom Panorama immer begeistert. Vom Ort her hat mir jedoch schon immer Zermatt besser gefallen als das typisch italienische Cervinia. 

Das dritte Naturparadies im Aostatal ist der Nationalpark Gran Paradiso auf der Südseite des Tales. Hier steht der 4061m hohe Gran Paradiso im Mittelpunkt. Leider hatte ich noch nicht die Gelegenheit, den 70 000 Hektar großen Park zu besuchen. Auf der To-Do-Liste steht das Paradies der letzten großen Herde Alpensteinböcke, Braunbären und Wölfe aber auf jeden Fall.

Südlich des Aostatals erstreckt sich schon wenige Kilometer hinter den Ausläufern der Alpen die Großstadt Turin. Mit ihren rund 900 000 Einwohnern ist Turin die viertgrößte Stadt des Landes. Und doch wird sie in einer Aufzählung der schönsten und wichtigsten Städte eher selten genannt. Während Mailand mit der Mode und der Musik in der Scala punktet, ist Turin eher die Arbeiterstadt. Von einigen architektonischen Highlights einmal abgesehen, gibt es in Turin keine großen Sehenswürdigkeiten. Touristen verirren sich selten in die Stadt. Wenn, dann, um ein Spiel der "alten Dame" Juventus Turin zu sehen. Der erfolgreichste Fußballclub Italiens spielt im Juventus Stadium seine Heimspiele und war von 2020 bi2 2021 Heimat des vielleicht besten Fußballers aller Zeiten, Christiano Ronaldo. Auch wenn Turin durch die Olympischen Winterspiele 2006 einen größeren Bekanntheitsgrad erlangte, so kommen noch heute vor allem Geschäftsleute in die Stadt. Sie treffen sich mit ihren Partnern der vier größten Marken der Stadt. Fiat und Lancia produzieren in Turin ihre Autos, Lavazza kocht Kaffee und Martini versorgt die Freunde des Alkohols. 

Verlässt man Turin in südliche Richtung kommt man nach rund 90 Minuten Fahrt in die Provinz Ligurien und somit ans Mittelmeer bzw. genauer die Ligurische See. Hier ist die große Handelsmetropole Genua als Hafen und vor allem Kreuzfahrthafen sicher die bekannteste, wenn auch nicht schönste Stadt. Weiter westlich Richtung französische Grenze gibt es viele kleine Urlaubsorte mit malerischen Sandstränden. Der berühmteste Kurort ist sicherlich San Remo. Einmal im Leben beim Musikfestival dort aufzutreten, ist ohne Zweifel einer der Höhepunkte eines jeden italienischen Künstlers. Seit 1951 gilt das San Remo Festival als das wichtigste Musikfestival Italiens und vielleicht ganz Europas. Nach dessen Vorbild wurde der heutige Eurovision Song Contest ESC ins Leben gerufen. Und noch heute ist das Festival an der Blumenriviera eine Art Vorentscheid für den italienischen Beitrag beim ESC. Musiklegenden wir Alice, Umberto Tozzi und Eros Ramazzotti gingen schon als Sieger hervor und wurden später Weltstars. Neben dem Strand und dem Festival hat San Remo seine historische Altstadt zu bieten. Sie erinnert eher an eine nordafrikanische Kasbah mit ganz engen teilweise überdachten Gassen und Bazar-artigen Geschäften. Berühmt ist auch das Casino Municipale de San Remo, das zu den schönsten Spielbänken der Welt zählt. 

 

Folgt man der ligurischen Küste nach Osten, kommt man bald nach Genua. Ich selbst war noch nie in der Hafenstadt, habe mir jedoch von vielen Kreuzfahrern, die hier an Bord ihres Schiffes gegangen sind, sagen lassen, dass Genua selbst eine relativ hässliche Arbeiterstadt ohne großen Sehenswürdigkeiten ist. Das ist von Aussen betrachtet auch durchaus so. Man darf aber die Altstadt Genuas nicht übersehen. Dort gibt es mit der Le Strade Nuove und deren sehenswerten Renaissance- und Barockbauten sogar ein Weltkulturerbe der UNESCO zu bewundern. 

Davon jedoch abgesehen, ist es in der Tat besser, man fährt einfach an der ligurischen Küste weiter nach Osten. 

 

Nur 36km außerhalb der Stadt auf einer Halbinsel gelegen, kommt man nach Portofino. Für die meisten ist ein Urlaub dort unerschwinglich und schon deshalb einer der "1000 places to see before you die". Portofino ist ein winziger Ort an einem malerische Naturhafen mit zahlreichen bunt bemalten Häusern und exklusiven Hotels. Jeder Prominente, der etwas von sich hält, war einmal mit seiner Luxusyacht im Hafen von Portofino oder mit seiner Limousine in einem der Hotels abgestiegen. So schön der Ort auch ist, so ungemütlich wird es dort im Sommer wenn der Jet Set hier einfällt und Touristen von den Kreuzfahrtschiffen aus dem nahegelegenen Genua hier her einen Tagesausflug machen. Erst am Abend, wenn die Tagestouristen wieder weg sind und die 377 Einwohnern ihren Ort wieder fast für sich haben, kommt der einmalige Charme dieses Fleckchens Erde voll zur Geltung. Komplett ist das Erlebnis Portofino erst, wenn man sich mindestens ein Nacht in einem der Luxushotels gönnt und sich richtig verwöhnen lässt. Wer ab 700.- Euro pro Person und Nacht ausgeben kann und will, der steigt im Belmond Portofino oder dem Eight Portofino ab. In beiden Hotels wird einem in seiner Suite jeder Wunsch von den Augen abgelesen. 

Auf unserer Reise in die Toskana machten wir auf dem Hinweg einen Stopp in dieser wundervollen Gegend. Nachdem wir im benachbarten Rapallo unser Hotelzimmer bezogen hatten, fuhren wir nach Portofino. Ende Dezember war der Ort wie ausgestorben, Eine perfekte Zeit, die Atmosphäre dieses winzigen, aber mondänen Ortes in sich aufzusaugen. 

 

Das gilt auch für einen weiteren Sehnsuchtsort ganz in der Nähe, der noch dazu auch einen sehr ähnlichen Charakter hat. Etwas weiter die Küste entlang, dort wo der Schaft des italienischen Stiefels beginnt, liegt der Nationalpark Cinque Terre. Dabei handelt es sich um einen 12km langen Küstenstreifen mit einer steil ins Meer abfallenden Bergkette. Am Fuss der Berge liegen fünf faszinierende Dörfer, die alle von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurden. Ähnlich wie auch Portofino, sind die Häuser in diesen kleinen Fischerdörfern bunt bemalt und bieten großartige Fotomotive. Da es sich um einen Nationalpark handelt, ist Bauen komplett verboten, so dass die Fischerdörfer in ihrer Gänze erhalten bleiben. Ein Spaziergang durch die Orte oder eine Bahnfahrt von Genua hier her zählt zu den Höhepunkten einer Reise nach Norditalien. Die fünf Dörfer Monterosso al Mare, Corniglia, Manarola, Vernazza und Riomaggiore sind völlig zu recht zusammengenommen zu einem der "1000 places to see before you die".

Für mich war in meiner Jugend zunächst Italien oft kurz hinter dem Brenner schon wieder zu Ende. Wandern und Skifahren in Südtirol waren wir oft, doch weiter zog es uns nur einmal nach Süden. Kurz hinter dem Gardasee bogen wir in diesem Fall links ab auf die A4 nach Verona. 

Verona ist so ganz anders als die anderen Städte des italienischen Nordens. Turin und Genua sind Arbeiterstädte und Mailand gibt sich nobel mit seinen vielen berühmten Modelabels. Verona dagegen ist ein lebendiges Open Air Museum. Keine italienische Stadt ausser Rom hat so viele historische Gebäude in seinen Stadtgrenzen wie Verona.

Kein Wunder also, dass die gesamte Altstadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde und auch einer der "1000 places to see before you die" ist. Mir hat Verona bei meinem Besuch dort mit der Familie sehr gut gefallen. Die Mischung aus römischer Geschichte und Mittelalter ist in keiner Stadt so auffallend wie in der Stadt von "Romeo und Julia". Verona liegt an der Etsch und hat heute rund 250 000 Einwohner. Zu Zeiten der römischen Kaiser war die Stadt ein wichtiger Handelspunkt und war neben Rom eine der wichtigsten Städte des Römischen Reiches. Die Altstadt schmiegt sich entlang der Etsch, die hier in einem großen Bogen die Stadt fast umschließt. Mehrere Brücken und Stadttore sind aus der historischen Zeit der Römer und des Mittelalters noch sehr gut erhalten geblieben. Parkt man wie wir bei unserem ersten Besuch vor über 30 Jahren in der Nähe des Bahnhofes außerhalb der Innenstadt, läuft man durch das mittelalterliche Stadttor Porta Nouva und auf der gleichnamigen Prachtstrasse Corsa Port Nouva vorbei an zahlreichen Hotels, Banken und Restaurants direkt auf den großen Piazza Bra zu. Schon von weitem ist nun das Wahrzeichen der Stadt zu sehen, die Arena di Verona. Das 30n.Chr. erbaute Amphitheater wurde von Kaiser Tiberius eröffnet und ist nach dem Kollosseum in Rom das zweitgrößte noch erhaltene Amphitheater der Welt. Eine Führung durch das eindrucksvolle Bauwerk zählt zum Pflichtprogramm eines jeden Besuchers von Verona. Wer jedoch das komplette Erlebnis haben will, der sollte zu einer Aufführung zum Beispiel während des Opernfestivals ein Ticket ergattern. Sitzt man auf einem der 22 000 Plätze und genießt die Aida von Verdi, so wird man auch als Nicht-Opernfan sofort von der Akustik und der Atmosphäre in diesem Theatro in seinen Bann gezogen. 

Bei meinem zweiten Besuch in Verona zu Zeiten Coronas, wohnten wir nur 50m vom Forum entfernt in dem herausragenden Bologna Hotel. So konnten wir schon früh am Morgen das Amphitheater mit unserer Tochter besichtigen und vermieden die Besuchermassen, die trotz Pandemie am Vorabend hier noch zu finden waren. 

Nur zwei oder drei Querstrassen weiter östlich oder auch westlich steht man unweigerlich am Ufer der Etsch, die Veronas Altstadt wie ein Omega umfliesst. Zwei der insgesamt 10 Brücken über den Fluss stechen heraus. Da ist einmal im Norden die Ponte Pietra. Sie wurde 100v.Chr. erbaut und ist die mit Abstand älteste Brücke der Stadt. Da sie durch Hochwasser immer wieder zerstört wurde und mit anderen Materialien wieder aufgebaut wurde, sieht sie etwas unfertig und seltsam vielfarbig aus. Im Westen steht die dreibögige Ponte Scaligero. Sie verbindet die Kastellburg Castelvecchio mit dem gegenüberliegenden Ufer und war bei ihrer Eröffnung 1356 mit 50m Spannweite die größte Segmentbogenbrücke der Welt. Auch die Burg Catelvecchio aus dem gleichen Jahr ist eine Attraktion und ein Wahrzeichen der Stadt. Sie beherbergt heute ein Museum für die Maler der Stadt und kann natürlich besichtigt werden. 

Auch wenn Verona mit der Arena di Verona, der Burg Castelvecchio, dem Dom Santa Maria Matricolare und vielen anderen historischen Bauten aus der Römerzeit und dem Mittelalter besitzt, die meisten Besucher kommen in die Stadt, um unweit der Piazza delle Erbe einen kleinen Balkon an einem unscheinbaren Haus zu bewundern. Dort soll sich 1597 die größte Liebesgeschichte aller Zeiten abgespielt haben. Auch wenn es keinen historischen Beweis gibt, und der eigentliche Balkon erst 1930 nachträglich an das Haus angebaut wurde, so gilt die Casa di Giulietta und vor allem ihr Balkon als einer der literaturgeschichtlich wichtigsten Orte der Welt. Hier soll Romeo & Julia von William Shakespeare gespielt haben. Ob der Schriftsteller sich das so vorgestellt hat und ob er den heute hier herrschenden Trubel an Touristen so gut heissen würde, sei dahin gestellt, doch ein denkwürdiger Ort ist der Balkon an dem Gebäude in einem Innenhof der Via Capello allemal. Touristisch wird das Schauspiel Romeo & Julia extrem ausgeschlachtet. Alle Souvenirhändler, Restaurants und Hotels der Umgebung machen ihr Geld mit dem Balkon und der Geschichte dahinter. Mir war das bei unserem Besuch damals und auch heute viel zu viel Kitsch. Ich war mehr von den Bauten der Stadt und dem Amphitheater begeistert. Doch einen Eintrag im Reisebuch hat sich natürlich auch der Balkon an der Casa di Giulietta zumindest für Freunde der Weltliteratur allemal verdient. 

 

120km östlich von Verona liegt mit Venedig eines der wichtigsten touristischen Ziele Europas malerisch an der Adria. Millionen von Menschen kommen jedes Jahr in die berühmte Lagunenstadt, um einmal im Leben auf dem Markusplatz zu stehen, die Rialtobrücke zu überqueren oder mit den Gondeln auf dem Canale Grande zu fahren. Vor vielen vielen Jahren konnte auch ich diese Programmpunkte mit meinem Eltern im Rahmen eines Ausfluges von Bibione in die Lagunenstadt abhaken. Im Januar des Jahres 2022 kam ich mit meiner eigenen Familie wieder und konnte die Stadt bei drei Übernachtungen wesentlich besser kennenlernen.

 

Venedig ist mit 260 000 Einwohnern eigentlich eher eine Kleinstadt im Vergleich zu Mailand, Turin und Genua. Und doch bekommt Venedig jedes Jahr wesentlich mehr Besucher ab. Mit jährlich rund 30 Millionen Touristen ist Venedig nach Paris und London die meistbesuchte Stadt Europas. Die meisten davon sind Tagestouristen von Kreuzfahrtschiffen oder den nahegelegenen Badeorten. Nur relativ wenige können und wollen sich die hohen Preise der Hotels und Restaurants in Venedig selbst leisten. 

Der Besucherstrom hat natürlich einen Grund. Die Altstadt von Venedig ist von ihrer Lage in der Lagune von Venetien so besonders, dass alleine das schon ein Grund für einen Besuch ist. Dazu kommen die zahlreichen historischen Gebäude und Brücken, die einmalige Atmosphäre, ihr Ruf als Stadt der Liebenden und natürlich das gute Klima. 

Kommt man, wie wir damals, von den Urlaubsorten im Osten oder aus der Region Padua, fährt man am besten mit dem Auto auf der SR11 oder dem Zug über die einzige Brücke vom Festland auf die Inseln, auf denen Venedig erbaut wurde. Die Ponte della Liberdad verbindet das Festland und auch den Flughafen mit der Stadt. Dann sollte man sein Fahrzeug aber möglichst schnell verlassen, denn zum einen ist Venedig autofrei und zudem sind gleich am Ende der Brücke die größten Parkhäuser. Das beste Verkehrsmittel in Venedig ist aufgrund seiner unzähligen Kanäle der Wasserbus, das Wassertaxi oder die Gondel. Im Zentrum kommt man am besten zu Fuss vorwärts. Venedig wurde auf über 100 Inseln in der 550qkm grossen Lagune erbaut. Die meisten Inseln sind klein und haben hauptsächlich Wohnbezirke zu bieten. Die wichtigstem Inseln sind der Stadtteil San Marco und die vorgelagerte Insel Lido di Venezia. Dort sind alle großen Sehenswürdigkeiten und auch die wichtigsten Hotels zu finden. 

Fährt man mit einer der Gondeln oder einem Wasserbus auf einem der 175 Kanäle unter einer der 398 Brücken und vorbei an den prachtvollen Palästen und Wohnhäusern einer längst vergangenen Zeit, kann man sich ungefähr vorstellen, wie das Leben um 1797 in Venedig war, als die Stadt die Hauptstadt der Republik Venedig und eine der wichtigsten Städte Europas war. Damals war sie dicht besiedelt und ein großer Warenumschlagsplatz zwischen Westeuropa und dem östlichen Mittelmeer, Fast doppelt so viele Menschen lebten zu diesen Zeiten in Venedig. Heute sind sehr viele vor den Touristen und dem immer wieder kehrenden Hochwasser geflohen. Das Hochwasser bedroht inzwischen mehrfach jährlich die Stadt und trifft hauptsächlich die Gegend um den Markusplatz. Es ist Folge des Klimawandels und wird in den kommenden Jahren sicherlich ein noch größeres Problem. Dem anderen Problem versucht man inzwischen entgegenzuwirken. Zu viele Tagestouristen waren in den letzten Jahren in die Stadt gekommen. Venedig ist zusammen mit Palma de Mallorca eine von zwei Städten auf der Welt, bei der man von "Overtourism" spricht. Tourismus ist auf der einen Seite natürlich gut und viele Einheimische leben davon. Doch wenn zu viele Tagestouristen in die Stadt kommen und zu wenig Geld umsetzen und im Gegenzug viel Abfall da lassen, ist das auch wieder schädlich und kontraproduktiv. So hat man sich nun zu Gegenmaßnahmen entschlossen. Die Anzahl der Kreuzfahrtschiffe pro Tag soll gesenkt werden, eine Obergrenze für Tagestouristen und auch ein Eintrittsgeld soll eingeführt werden. 

 

In den 1970er Jahren und auch dieses Mal im Januar war davon noch keine Rede. Damals konnten wir noch problemlos die Sehenswürdigkeiten der Lagunenstadt besichtigen, obwohl es auch damals schon sehr voll im Zentrum war. Bei unserem Besuch konnten wir aber sicherlich noch mehr Tauben als Touristen auf dem Markusplatz zählen. Der Markusplatz ist der größte Platz der Stadt und aus touristischer Sicht der Dreh- und Angelpunkt Venedigs. An der 175m langen und 80m breiten Piazza San Marco reihen sich die wichtigsten Attraktionen, die besten Hotels und die teuersten Restaurants und Cafes.

An erster Stelle ist das der Markusdom mit seinen markanten fünf Kuppeln und seinem prunkvollen Inneren. Die im 11. Jahrhundert erbaute goldene Basilika ist ohne Zweifel eines der schönsten Gotteshäuser der Welt und einer von unzähligen der "1000 places to see before you die" alleine in Venedig. Nicht ohne Grund wurde die ganze Altstadt von Venedig von der UNESCO als Weltkulturerbe aufgenommen. Dazu zählt natürlich auch das Wahrzeichen der Stadt, der rote Uhrenturm, der ebenfalls am Rande des Markusplatzes zu besichtigen ist. Der Markusturm ist der Glockenturm des Markusdom und mit seinen knapp 100m das höchste Gebäude der Stadt.

Gleich daneben steht das vielleicht wichtigste Gebäude der Stadt. Schon seit seiner Erbauung im 9. Jahrhundert war der Dogenpalast das Regierungszentrum Venedigs. Alle Herrscher der Stadt haben in diesen prunkvollen gotischen Mauern regiert. Heute ist der Dogenpalast zu besichtigen und gilt als Pflichtstopp im Rahmen einer Stadtbesichtigung. Günstig ist das alles nicht, doch die 19.- Euro für den Palast und die 8.- Euro für den Markusdom sind das Mindeste, das man ausgeben sollte. Den Prunk in diesem wohl wichtigsten Gebäude der gotischen und vor allem venezianischen Baukunst muss man gesehen haben. Er stellt alles zuvor Gesehene in den Schatten. 

Auch von Aussen ist der Palast sehenswert. Vor allem die Verbindung des Palastes mit dem auf der anderen Seite des Rio de Palazzo gelegenen "Neuen Gefängnisses" hat eine große Berühmtheit erlangt. Die kleine, 11m lange Kalksteinbrücke aus dem Jahr 1602 nennt man Seufzerbrücke. Die eigentlich Ponte dei Sospiri getaufte Brücke ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Am besten kann man sie von einer anderen Brücke aus sehen. Die Ponte della Paglia verläuft direkt an der Promenade und überquert ebenfalls den engen Kanal. Von ihr hat man nebenbei auch einen tollen Blick auf die Basilika Santa Maria della Salute auf der gegenüber liegenden Landzunge. 

Venedig hat noch zahlreiche weitere sehenswerte Sakralbauten, Paläste und Wohnhäuser, die alle einen Eintrag in die Denkmallisten geschafft haben. Dazu zählt der spätgotische Palast Foscari, in dem heute die Universität untergebracht ist, das Opernhaus La Fenice, das zu den schönsten der Welt zählt und das Arsenal Venedigs, vor dessen Toren jedes zweite Jahr die Kunstaustellung Biennale stattfindet. Sie zählt in ihren Kreisen ebenso zu den wichtigsten Terminen weltweit, wie das Filmfestival von Venedig und natürlich der Karneval. Alle Events konnte ich bisher nicht live miterleben, doch auch sie stehen ganz oben auf einer Liste der "1000 things to do before you die ". 

Von Venedig aus kann man per Schiff auf die nahegelegene Nachbarinsel Burano gelangen, die etwas ganz besonderes darstellt. Sie ist mit 21 Hektar Grösse in der Lagune von Venedig eine der größeren Inseln und hat doch nur 2700 Einwohner. Sie alle leben in knallbunt gestrichenen Häusern vom Fischfang, der Stickerei und natürlich dem Tourismus. Ein Besuch dort ist so ganz anders als in Venedig selbst. Hier geht es ruhig und beschaulich zu. 

Wir konzentrierten uns damals bei unserem ersten Besuch in Venedig auf die großen Attraktionen in der Stadt. Wir waren am Markusdom, besuchten den Dogenpalast und seufzten natürlich wie einst die Gefangenen beim letzten Gang in Freiheit auf dem Weg vom Gerichtssaal zum Gefängnis. Für weitere Besichtigungen fehlte damals bei diesem Tagesausflug die Zeit. Über 40 Jahre später hatten wir ganze 4 Tage und 3 Nächte Zeit. Ja, wir übernachteten sogar im Herzen der Stadt in einem ausgezeichneten Hotel mit nur 17 Zimmern. Das Hotel Sant Antonin kostete im Januar der Corona Pandemie nur rund 150 Euro pro Nacht inklusive hervorragendem Frühstück. Schon die Übernachtungen waren ein Erlebnis. In einem Haus aus dem Jahr 1605, das 1898 von der Familie der heutigen Besitzer übernommen worden war, hatte ich noch nie geschlafen. Alles war mit historischen Möbeln ausgestattet und doch an vielen Stellen sehr modern. Das kleine Prachtstück mit seinem kleinen romantischen Garten liegt nur 10 Gehminuten vom Markusplatz entfernt und kann nur jedem empfohlen werden.

Die zusätzlichen Tage nutzten wir dieses Mal für Fahrten mit dem Wasserbus zu den Inseln Cimitero und Murano. Erstere besteht aus den Friedhöfen der Stadt und ist eine Oase der Ruhe. Ein Spaziergang vorbei an den Gräbern von unzähligen Kriegsopfern im vorderen Bereich des Geländes, den Christen im evangelischen Bereich, den orthodoxen im griechischen Teil und den Juden im jüdischen Abschnitt ist Erholung pur. 

Etwas lebhafter geht es auf Murano zu. Diese Insel ist bekannt für seine Glasbläser. In jedem zweiten Haus befindet sich eine Glasbläserei oder ein Shop mit teilweise wirklich sehenswerten Stücken vom Lampenschirm über Gläser bis hin zu kleinen und großen Tieren. 

Touristen sind hier deutlich weniger anzutreffen als auf der Hauptinsel. Und so wurde der Ausflug zu diesen beiden Stadtteile eine Reise in eine längst vergangene Zeit. Gerade in Murano und auch im nördlichen Stadtteil Cannaregio ist man weit weg von dem rein touristischen Treiben rund um den Stadtteil San Marco. Hier kann man den Venetianer noch bei seinem ganz normalen täglichen Leben beobachten und sehen, wie man in der Lagunenstadt schon seit Jahrhunderten mit dem Wasser lebt.

 

Eine Gondelfahrt dagegen war uns schon damals zu teuer und zu touristisch. Dennoch ist es heutzutage fast schon Pflicht bei einem Besuch in Venedig wenigstens einmal mit einem Gondoliere den Canale Grande abzufahren. Über 4000 Gondeln befahren die Kanäle der Stadt. Wer den Touristennepp mitmachen will, der sollte tagsüber fahren. Dann sind die Preise etwas günstiger, wobei man bei rund 860.- Euro für 30 Minuten nicht wirklich von einem günstigen Angebot sprechen kann. Romantisch ist die Fahrt mit einem vielleicht auch singenden Gondoliere allemal und völlig ohne Zweifel ist es ein einmaliges Erlebnis. So kann man sich wie einst seine berühmtesten Bewohner Antonio Vivaldi, Giacomo Casanova oder Marco Polo durch die Kanäle und unter den berühmten Brücken wie der Rialtobrücke hindurchschippern lassen und dabei vielleicht seine Liebste im Arm halten. 

 

Bibione liegt rund 60km östlich Venedigs an der Adria und besticht hauptsächlich durch seine langen Sandstrände und seinen kleinen Vergnügungspark Luna Adriatico. Vor allem in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts war Bibione zusammen mit benachbarten Orten wie Caorle und vor allem Lido di Jesolo der Inbegriff des Sommerzieles für deutsche Urlauber. Jedes Jahr fuhren Tausende mit dem Auto über den Brenner an die Adria, um in der Sonne zu braten und mit den Kindern am feinen Sandstrand Burgen zu bauen. Im Laufe der Jahre hat sich das Publikum etwas geändert und anstelle der Deutschen kommen nun viele Holländer und Osteuropäer nach Bibione, Doch das Prinzip und vor allem der Grund ist noch immer der Gleiche. Sommer, Sonne, Strand und günstige Hotels und Campingplätze. Noch immer hat der 3000 Einwohner zählende Ort über 100 000 Gästebetten und lebt somit komplett vom Tourismus. Wir waren in den 70er Jahren eine von Millionen deutscher Familien, die mit Sack und Pack nach Süden gefahren sind und am Strand von Bibione Urlaub gemacht haben. Der Strand war schon damals der einzige Grund nach Bibione und Umgebung zu kommen. Andere landschaftliche Sehenswürdigkeiten oder sonstige Attraktionen sucht man vergebens. Dafür war damals wie heute die Nähe zu Venedig ein großer Pluspunkt.

 

Rund 150km sind es von Venedig aus auf der A13 bis nach Bologna. Auch diese Stadt in der Region Emilia-Romagna steht im Buch der "1000 places to see before you die". Auch wenn sie aus touristischer Sicht oft ein wenig hinter anderen Metropolen wie Mailand und Florenz steht, so hat sie doch ihren Reiz. Vor allem die Wahrzeichen der Stadt, die mittelalterlichen Geschlechtertürme, machen die Stadt zu einem lohnenden Ziel. Einst standen rund 180 dieser bis zu 90m hohen Türm im gesamten Stadtgebiet. Sie wurden von einflussreichen Familien im 12. und 13. Jahrhundert gebaut und dienten als Wohn- und Verteidigungsbau. Warum man sie so hoch gebaut hat, ist unbekannt. Heute stehen noch 20 dieser seltsamen Bauwerke in Bologna. Der Torre Altabella ist mit 61m heutzutage der höchste Turm. Die Aussergewöhnlichsten sind aber sicherlich die beiden schiefen Türme Asinelli und Garisenda. 

Bekannt ist Bologna aber nicht nur aufgrund seiner charakteristischen Türme und der Basilika San Petronio, die als fünftgrößtes Gotteshaus der Welt gilt. Die Altstadt Bolognas ist berühmt für ihre Arkaden entlang der Straßsen und Boulevards. Insgesamt fast 40km davon wurden damals zum Schutz der Bevölkerung vor schlechtem Wetter erbaut und bieten heute ein einmaliges Einkaufserlebnis. Neben Modegeschäften findet man unter den Arkaden auch viele Cafes und Restaurants. Gerade letztere bieten einige Spezialitäten, die man auf der ganzen Welt kennt, aber hier in Bologna erfunden wurden bzw. von hier kommen. Dazu zählen neben der in Bologna heimischen Mortadella vor allem die Pastasorten Tagliatelle und Tortellini. 

Meine Erinnerungen an Bologna beschränken sich leider auf die Autobahn, die daran vorbei nach Süden führt. Ein längerer Aufenthalt ist beim nächsten Italien-Besuch aber auf jeden Fall geplant. 

Die Autobahn A14, auf der wir damals fuhren, verbindet Mailand und die Adriaküste, sowie den Kleinstaat San Marino. Und es ist die Straße der Autoliebhaber. Die Autobahn führt teilweise schnurgerade von Stadt zu Stadt und kostet eine ganze Menge Maut. Gelegentlich sieht man dann aber neben einem auf der Überholspur einen Wagen der ganz in der Nähe erbaut wurde. Und da gibt es im Großraum Bologna eine ganze Menge Möglichkeiten. Neben Turin mit Fiat ist Bologna die Hauptstadt der Autoproduzenten Italiens. Die wenigsten Italiener können sich aber vermutlich einen der Wagen leisten. Es handelt sich nämlich direkt in Bologna um Maserati, 20km östlich um Lamborghini und 18km südlich bei Maranello um Ferrari. Die schnellsten Autos der Welt kommen aus der Nachbarschaft von Bologna. Und wer hier vorbei kommt, der kann beim Firmensitz von Ferrari in Maranello dem Museum einen eindrucksvollen Besuch abstatten.

Noch etwas weiter südlich an der A14 liegt mit Imola ein weiteres Motorsportmekka. Auf der Rennstrecke von Imola wird jedes Jahr in der Formel 1 der Große Preis von San Marino ausgetragen. Für die einen ist die Rennstrecke einer der "1000 places to see before you die", für die anderen ein Wallfahrtsort im Andenken an die Motorsportlegende Ayrton Senna, der hier 1994 bei einem Rennunfall ums Leben kam. 

 

Folgt man der A14 immer weiter nach Südosten, erreicht man mit Rimini eine der wichtigsten Touristenzonen des ganzen Landes. Rimini ist der Inbegriff des Sommerurlaubes an der Adria. Kein Ort hat einen solch klangvollen Namen und einen so langen und sauberen Strand. Und doch ist der Ort nur noch ein Schatten dessen, was er in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts darstellte. Seit der Gründung des ersten Strandbades an der Adriaküste im Jahr 1843 wuchs Rimini immer weiter und wurde zum größten Badeort Italiens. Spätestens in den 60er Jahren war Rimini mit rund 500 000 Besuchern jeden Sommer ein Hot Spot der neuen Pauschalreisen, die damals von Touristikpionieren wie Neckermann, Scharnow oder ITS ins Leben gerufen wurden. Plötzlich standen an dem 15km langen Sandstrand fast 1500 Hotels und 250 Badehäuser. Aus dem einst beschaulichen Städtchen an der Adria wurde der berüchtigte Teutonengrill. Über die Hälfte der jährlichen Touristen kamen schließslich aus Deutschland. Sie alle wollten zwischen Juni und September nur Sonne und Strand. Wer morgens früh genug sein Hotel verliess, der konnte auch noch einen der rund 40 000 Sonnenschirme und eine Liege ergattern. Alle anderen mussten sich mit dem heissen Sand begnügen. damals war Rimini einer der "1000 places to see before you die". Heute ist der Ort in einheimischer und russischer Hand, da weitaus günstigere Ziele wie die Balearen und Kanaren, Türkei und Tunesien der Adria den Rang abgelaufen haben. Aus dem Hot Spot und "Place to be" wurde ein abgehalfterter Urlaubsort mit meist alten Hotels, viel Kriminalität und noch immer zu hohen Preisen.  Die Altstadt mit dem Augustusbogen im Landesinneren ist noch immer sehenswert, doch auch da gibt es inzwischen einige Städte, die weitaus sehenswerter sind. 

 

Eine dieser Städte ist das nur 50km nördlich gelegene Ravenna, das dank seiner historischen Altstadt einen Platz im Reisebuch "1000 places to see before you die" gefunden hat. Wer heute die Stadt besucht, kann nicht glauben. dass Ravenna einst eine Lagunenstadt direkt am Meer war. Heute ist das Zentrum durch Verlandung fast 9km im Landesinneren und nur noch durch einen Kanal mit der Adria verbunden. Die Altstadt von Ravenna gilt als eine der schönsten aus dem 5. und 6. Jahrhundert weltweit und wurde von der UNESCO auf die Welterbe-Liste aufgenommen. Zu den größten Sehenswürdigkeiten zählen die 8 Gebäude, die auf der UNESCO Liste zu finden sind, Darunter stechen die beiden Mausoleen der Kaiserin Galla Placidia und des Ostgoten-Königs Theoderich des Großen hervor. Auch der erzbischöfliche Palast mit seinen bunten Mosaiken und die Kirche San Vitale sind auf jeden Fall einen Besuch wert. Unscheinbar, aber eine Pilgerstädte für seine Fans, ist das Grabmal des Dichters Dante, das unweit des Hauptplatzes Piazza del Popolo steht. 

Für viele Badetouristen ist Ravenna eine willkommene Abwechslung zum Sandstrand oder ein Ausflugsziel an Tagen mit nicht ganz so gutem Wetter. So war das auch in meiner Jugend bei Badeurlauben an der Adriaküste. 

Einige Jahre früher, und somit ist dies eine meiner ersten Kindheitserinnerungen in Sachen Urlaub und Reise, ging es mit dem eigenen Auto nach Rom. Auf dieser langen Fahrt kamen wir auch durch eine der beliebtesten Kulturlandschaften Europas, die Toskana. Landschaftlich und kulturhistorisch ist diese Region im Nordwesten Mittelitaliens eine der bedeutendsten der Welt. Man könnte dank der sanften Hügel mit Pinien, Oliven, Orangen und Weinreben, sowie der malerischen mittelalterlichen Städte die ganze Region als einen der "1000 places to see before you die" aufführen. Doch es gibt in der Toskana so viele Sehenswürdigkeiten, dass man nur acht Orte herausgepickt hat. Darunter sind mit dem Il Pellicano auf einer kleinen Insel bei Orbetello und der Villa San Michele bei Lucca gleich zwei der besten Hotels Italiens. Da sie weder auf unserer Route lagen, noch preislich damals erschwinglich waren, kann ich über diese Punkte Nichts sagen. Die mittelalterlichen Bergdörfer Montalcino und Pienza stehen bei einem nächsten Besuch in der Toskana aufgrund ihrer herausragenden Lage und mittelalterlichen Mauern und Architektur auf jeden Fall auf meinem Besuchsplan. 

Bei unserer Reise zum Jahreswechsel 2021/22 konzentrierten wir uns auf das Herz der Toskana mit den Kulturhochburgen Pisa, Siena, San Gimignano und natürlich Florenz.

 

Florenz ist mit 380 000 Einwohnern die größte Stadt der Toskana und gilt als eine der schönsten Städte der Welt. Die Superlative reichen gar nicht aus, um die Stadt am Fluss Arno zu beschreiben. Für mich ist sie schlicht die Wiege der Renaissance und die Heimat der Medici Dynastie. Zu deren Hochzeit war Florenz eine der reichsten Städte der Welt und vor allem kulturell ein Hot Spot der damaligen Künstler und Architekten. Da Vinci, Gallilei, Michelangelo und viele andere hatten in Florenz ihren Sitz. Viele Bauwerke und Kunstwerke dieser Meister sind noch heute dort zu sehen und machen einen Großteil der Altstadt aus, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Die Innenstadt ist so reich an sehenswerten Bauwerken und Museen, dass ein Besuch in keinem Falle ausreicht, um sie alle zu besichtigen. Die wichtigsten Baudenkmäler sind die Kathedrale Santa Maria del Fiore aus dem Jahr 1436, die Uffizien und die Ponte Vecchio. 

Die Kathedrale und vor allem deren Kuppel ist das Meisterwerk des Architekten Filippo Brunelleschi. Sie gilt als eines der wichtigsten Bauwerke der Renaissance. Mit 30 000 Plätzen in der Kathedrale ist sie auch gleichzeitig eine der größten Kirchen des Landes. 

Die benachbarte Basilica di San Lorenzo ist nicht ganz so groß und eindrucksvoll, ist aber durch seine von Michelangelo entworfene Bibliothek und die Begräbnisstädte der Medici nicht minder wichtig und sehenswert. 

Etwas weiter südlich läuft man über einige der schönsten Stadtplätze Italiens. Die Piazza della Republica besticht durch ihren Triumphbogen und das antike Karussell. Vier Blocks weiter südlich liegt der Piazza della Signoria mit seinem markanten Neptun-Brunnen. Dieser ist umgeben von teuren Restaurants und Shops, sowie weiteren Prachtbauten des 15. und 16. Jahrhunderts, wie dem Palazzo Vecchio mit seinem Uhrenturm. 

Folgt man der Via Santa Maria nach Süden kommt man an das Ufer des Arno. Der hier relativ breite Fluss wird von einer Brücke überspannt, die zu den größten Sehenswürdigkeiten der Stadt zählt, der Ponte Vecchio. Die 1345 erbaute Brücke ist nicht nur die älteste Brücke über den Arno, sondern auch die älteste Segmentbogenbrücke der Welt. Nun habe ich schon viele spektakulärere Brücken auf der Welt gesehen, und war schon damals wie heute nicht sonderlich begeistert von der Brücke. Zahlreiche Geschäfte und auch Wohnungen machen aus der Brücke eine Einkaufsstraße über dem Wasser. Vor allem Schmuck kann man auf der Brücke über den Arno erwerben. Dieser ist hier teurer als in vergleichbaren Geschäften an anderer Stelle und war somit für uns nicht attraktiv. 

 

Das wäre gleich nebenan in den Uffizien mit Sicherheit anders gewesen. Doch leider hatten wir bisher nicht die Zeit für einen Museumsbesuch. Im Nachhinein ist es natürlich sehr bedauerlich, dass wir zwar vor dem Gebäude der Uffizien standen, aber nicht hinein gegangen sind. denn schließlich handelt es sich bei dem von Aussen recht unscheinbaren Gebäude um eines der bekanntesten Kunstmuseen der Welt. Das 1580 erbaute Museum zeigt die größten Kunstwerke von der Antike bis in den Spätbarock, darunter so bedeutende Gemälde wie Botticellis "Geburt der Venus ", das Selbstporträt Raffaels oder da Vincis "Verkündung". Die Uffizien sind einer der Hauptgründe, Florenz zu besuchen und mit dem Louvre und dem Metropolitan Museum of Art vielleicht eines von drei Museen auf der Welt, das man gesehen haben muss. Somit ist es ohne jeden Zweifel einer der "1000 places to see before you die" und Pflichtprogramm bei einer City Tour durch Florenz. 

 

Im Norden der Innenstadt ist ein weiteres Museum von Weltruf. Direkt neben der berühmten Universität von Florenz liegt die Accademia di Bella Arti. In dieser vielleicht bedeutendsten Kunstakademie der Welt kann man noch heute Unterricht nehmen, sieht aber vor allem die bedeutendste Kunstsammlung der Stadt Florenz. Der Höhepunkt der Ausstellung ist die David Statue von Michelangelo, die von ihrem ursprünglichen Platz auf dem Piazza della Signoria hier her in "Sicherheit" gebracht wurde, um sie vor witterungsbedingten Einflüssen zu schützen. 

Weitere Attraktionen der Stadt findet man über die ganze Altstadt verteilt. Darunter so herausragende Paläste wie die der Pitti oder Borgello, und natürlich die Villen der Medici. Das vielleicht schönste Gebäude dieser so einflussreichen Bankiersfamilie aus dem 15. und 16. Jahrhundert ist die Villa Medici la Petraia. Sie zeigt den ganzen Prunk und Reichtum der Familie, die 2 Jahrhunderte lang Politik und Finanzen der Stadt regierten und so schnell verschwunden waren, wie sie aufgekommen sind. Was blieb, sind einmalig schöne Bauwerke und eine faszinierende Geschichte um die privaten Bänker der damaligen Päpste. 

Auch wer, wie ich damals, kein Interesse an Politik oder Kunst hatte, musste bei einem Spaziergang durch Florenz feststellen, dass es sich einfach um eine unglaublich schöne Stadt handelt, die immer wieder einen Besuch wert ist.

 

70km westlich von Florenz lohnt sich auf dem Weg an die ligurische Riviera ein Stopp in Lucca. Diese kleine mittelalterliche Stadt hat einige interessante Sehenswürdigkeiten, die einen Eintrag ins Reisebuch zur Folge hatten. Neben der gut erhaltenen Befestigungsanlage rund um die Stadt ist es im Zentrum vor allem die Kathedrale San Martino und der Geschlechterturm Torre Guinigi, der die Besucher in seinen Bann zieht. Vor allem der Turm ist ein Highlight. Mit seinen 44m kann er bestiegen werden. Und die Mühe lohnt sich, denn oben erwartet einem neben einem sagenhaften Rundblick auch ein kleiner Hängegarten mit einigen Eichen.

 

Nur 20km entfernt liegt eine Stadt, die eigentlich auf jeder Reiseroute von Toskana-Besuchern steht. Dabei hat sie eigentlich nur eine Attraktion. Diese ist jedoch so spektakulär, dass Pisa immer einen Besuch wert ist. Pisa hat nur 90 000 Einwohner und ist eine recht unscheinbare Stadt kurz vor der Mündung des Flusses Arno in das Ligurische Meer. Doch ein Merkmal sticht heraus und ist weltbekannt. Es handelt sich um den berühmten schiefen Turm von Pisa. Der 55m hohe Turm ist das bekannteste schiefe Gebäude der Welt. Kurz nach dem Baubeginn musste man im Jahr 1185 die Arbeiten stoppen, nachdem sich der Turm um fast 5Grad geneigt hatte. Erst viele Jahre später traute man sich an den Turm wieder heran und begann mit der Fertigstellung. 1372 war es dann soweit und Pisa hatte sein bekanntestes Wahrzeichen. Der Turm aus weissem Marmor ist der Campanile des direkt daneben befindlichen Dom Santa Maria Assunta, der zusammen mit dem Friedhof und dem Baptisterium ebenfalls von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Nachdem der Turm aufwendig restauriert worden war, soll er nun nur noch 4 Grad Neigung haben, aber immerhin die nächsten 300 Jahre überstehen. Bei unserem Besuch damals und auch heute wieder konnte man den Turm und die ganze Anlage besichtigen. Ein einmaliges Erlebnis, bei dem auch kuriose Bilder garantiert sind. 

 

 

Siena

Volterra

San Gimignano

Von Pisa aus ging es bei unserer Reise in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts weiter nach Süden. Es ging vorbei an Livorno, von wo aus man per Fähre am einfachsten auf die gegenüber im Mittelmeer liegenden Inseln Korsika und Sardinien übersetzen kann. Noch ein wenig weiter südlich ist das toskanische Archipel im Wasser zu sehen. Die bekannteste dieser kleineren Inseln ist ohne Zweifel Elba. Die drittgrößte Insel Italiens war ein Exil des französischen Königs Napoleon und ist noch heute ein Touristen Hot Spot aufgrund seiner Berge und glasklaren Buchten.

Dann wird die Landschaft flacher, die Strände wieder sandiger und die Luft gerade im Sommer flimmernder. Man nähert sich dem Zentrum Italiens, sowohl geographisch, als auch kulturell. Bald erreicht man die Ausläufer der ewigen Stadt. Rom ist in Sichtweite.

 

Rom ist nicht einfach nur eine Stadt. Rom ist ein Lebensgefühl, Geschichte pur, Wallfahrtsort und eine der schönsten Städte der Welt. Dort, wo das Römische Reich seinen Hauptsitz hatte und die Katholische Kirche noch heute hat, dort, wo die lateinische Sprache erfunden wurde, dort, wo die europäische Rechtsordnung mit dem Stadtrecht erfunden wurde, dort gibt es so viele antike und kunsthistorische Schätze zu bewundern, wie sonst nirgends in Europa. Vom Petersdom bis hin zum Kolosseum, vom Pantheon bis zum Trevi Brunnen; man könnte Wochen in Rom verbringen, ohne sich zu langweilen. 

Angefangen hat alles 753 v.Chr., als Rom sprichwörtlich auf sieben Hügeln aus dem Ei schlüpfte. Der Dichter Vergil nannte sie später die "ewige Stadt". Und in der Tat hat die Stadt am Fluss Tiber in Mittelitalien schon einige Feuer und Erdbeben überstanden und strahlt heute mehr denn je. Nur wenige Städte blicken auf eine so lange und so faszinierende Geschichte zurück. Fast 3000 Jahre voller Höhen und Tiefen, die sich noch heute in den Straßen der Metropole widerspiegeln. An dieser Stelle sollen nur die wichtigsten Punkte der Geschichte genannt werden, um die Bedeutung Roms zu veranschaulichen. Es begann der Sage nach mit der Gründung durch die Brüder Romulus und Remus, ehe aus Rom 475v.Chr. eine Republik wurde. Die Stadt wuchs und wuchs und wurde durch Eroberungen immer grösser. Durch die Punischen Kriege gegen Karthago ab 264 v.Chr. erlangte das Römische Reich immer mehr Landmasse und schließlich die komplette Kontrolle über den Mittelmeerraum. Die Kaiserzeit begann mit Gaius Julius Caesar 44 v.Chr. und führte zu den ruhmreichsten Tagen der Stadt. Viele der heute noch besuchten antiken Städten wie das Forum Romanum oder das Kolosseum wurden in dieser Zeit erbaut. Es folgten Namen von Kaisern und Herrschern, die jedes Kind in der Schule im Geschichtsunterricht schon einmal gehört hat. Tiberius, Kaiser Augustus, Nero, Troja, die Ostgoten und schließlich Karl der Große hinterliessen alle ihre jeweiligen Fusspuren in der ewigen Stadt. Unter Karl des Großen wurde Rom zur Hauptstadt des Kirchenstaates. 1871 wurde Rom dann zur Hauptstadt Italiens und 1922 übernahmen die Faschisten unter Benito Mussolini die Macht und schrieben somit eines von mehreren Dunklen Kapiteln der Stadt. Nach dem 2. Weltkrieg ging König Umberto II. ins Exil und Italien wurde wieder eine Republik. Während all dieser Epochen wurden Gebäude erbaut, die heute auf jedem Plan eines Touristen in Rom steht. Über 7 Millionen Besucher verzeichnet Rom jedes Jahr und zählt damit zu den meistbesuchten Städten der Welt. 

 

Anders als in anderen Weltmetropolen sind die größten Sehenswürdigkeiten in Rom über die ganze Stadt verteilt. Zu Fuss wird man das alles in wenigen Tagen nicht schaffen, daher ist eine Stadtrundfahrt mit einem der roten Doppeldeckerbusse durchaus zu empfehlen. Ziemlich zentral im Herzen der Stadt stehen die gut erhaltenen Überreste des Kolosseums.

Das von Kaiser Vespasian von 72 bis 80 v.Chr. erbaute Kolosseum ist noch heute das größte jemals errichtete Amphitheater der Welt. Über 450 Jahre lang wurden in der Antike dort die berühmten Gladiatorenkämpfe zur Belustigung des Volkes kostenlos dargeboten. Brot und Spiele war jahrelang das Motto für die teilweise sehr grausamen Spiele, bei denen Kämpfer gegeneinander oder auch gegen wilde Tiere antreten mussten. 

50 000 Zuschauer konnten den Spielen auf vier Ebenen folgen und bildeten somit die größte Zuschaueransammlung der Antike. Noch heute ist der gut erhaltenen Bau zutiefst beeindruckend. Vor allem die verschiedenen Säulenarten auf den vier Ebenen oder auch die 80 Eingänge zu den Logen und Sitzplätzen sind architektonische Meisterleistungen. Dazu zählt auch die Bühnentechnik. Schon damals konnte man mit Hilfe von Flaschenzügen und anderen Hilfsmitteln ganze Bühnenbilder in das Amphitheater bringen oder den Arenaboden mit Wasser fluten. So war das Kolosseum quasi die erste Multifunktions-Arena der Welt, in der man nicht nur die Gladiatorenkämpfe, sondern auch Wagenrennen, Schiffsschlachten und Schauspiele aufführen konnte. Der Besuch des Kolosseums ist ohne jeden Zweifel ein eindrucksvolles Erlebnis und sollte nicht nur bei Geschichtsschülern auf der Liste der "1000 places to see before you die" stehen.

Läuft man vom Kolosseum aus nach Westen kommt man direkt zu weiteren antiken Sehenswürdigkeiten. Blendet man den Lärm der Touristen und den Strassenlärm einmal aus, fühlt man sich wie im alten Rom. Man schlendert über Jahrtausende alte Strassen, kommt an Baudenkmälern vorbei, die man schon deshalb bewundert, weil sie einfach noch stehen und nicht bei einem der vielen Erdbeben oder Brände zerstört wurden.

Linker Hand passiert man die Terme di Elagabalo, bei der man die ausgeklügelten beheizbaren Wasserbecken besichtigen kann. Über die Via Sacra erreicht man den von weitem sichtbaren Titusbogen. Dieser 15m hohe Triumphbogen ist der älteste und besterhaltene Bogen in Rom. Er wurde Kaiser Titus geweiht, der 70 n.Chr. Jerusalem erobert hatte. 

Spätestens jetzt sieht man das Forum Romanum vor sich. Es ist der älteste Marktplatz der Welt und gilt als das kulturelle und vor allem politische Zentrum des antiken Roms. Viele Bauwerke erinnern an die glorreichen Zeiten. Viele Tempelreste zeugen von der Verehrung der damaligen Kaiser und Gottheiten. So steht man vor den Resten des Tempels des Saturn, des Janus oder der Vesta. Der besterhaltene Tempel dieser Art in Italien ist der Tempel des Antonius Pius. Rechts anschliessend sind die zeitlich etwas später entstandenen Erweiterungen Forum Caesar und Forum Traiano. Alle geben einen phantastischen Eindruck vom damaligen Leben in Rom. 

Wer sich noch weiter in diese Richtung bilden will und einige der schönsten und besterhaltenen Skulpturen von römischen und auch griechischen Göttern sehen will, der sollte die Kapitolinischen Museen nicht verpassen. Sie schliessen nördlich direkt an das Forum Romanum an und sind somit in einem Aufwasch abzuhaken. Der Konservatorenpalast, der von Michelangelo entworfen wurde, bildet das Hauptstück dieser aus fünf Teilen bestehenden Museen. Das Standbild von Kaiser Mark Aurel ist dort sicherlich hervorzuheben. 

Ein Denkmal aus einer völlig anderen Epoche steht nur einen Steinwurf entfernt etwas weiter nordöstlich der Museen. Das Nationaldenkmal Altare della Patria wurde 1927 eingeweiht und erinnert an den König Victor Emanuel II.. Das 12m hohe Reiterdenkmal vor dem mächtigen Marmorgebäude ist eines der eindrucksvollsten Bauwerke der Stadt. Das dortige Grabmal des Unbekannten Soldaten und die ewige Flamme darauf wird rund um die Uhr von Soldaten bewacht. 

Ein Stück weiter nördlich steht auf der Piazza della Rotunda ein weiteres Meisterwerk der Architektur, das Pantheon. 128n.Chr. von Kaiser Hadrian eingeweiht, diente das Bauwerk mit der lange Zeit grössten Kuppel der Welt als Platz der Verehrung der damaligen Gottheiten. Später wurde es zur Kirche umfunktioniert und ist heute schließlich auch Grabstätte bekannter Persönlichkeiten wie König Umberto I. oder des Malers Raffael. Für mich war und ist es noch heute einfach ein unglaublich beeindruckendes Gebäude der Antike und schon alleine aufgrund seiner guten Erhaltung einer der "1000 places to see before you die".

Nur einen Block weiter westlich liegt mit der Piazza Navona einer der schönsten und bedeutendsten Plätze der Stadt Rom. Von Caesar als Stadion geplant, ist es heute ein Platz mit einem sehenswerten Brunnen in der Mitte. Der Vierströmebrunnen gilt als ein Meisterwerk der Barockkunst. Umrahmt wird der Platz von vielen kleinen Cafes und guten Restaurants. 

Der sicherlich berühmteste Brunnen der Stadt ist nicht sehr weit entfernt und liegt östlich des Pantheon. Es handelt sich um den Trevi Brunnen. Dieser ist mit einer Höhe von 26m und einer Breite von 50m der größte Brunnen Roms und aufgrund seiner Optik und Historie einer der berühmtesten Brunnen der Welt. Jeder Besucher Roms will einmal eine Münze als Glücksbringer in den Trevi Brunnen werfen, so wie es die zwei Freundinnen in dem Filmklassiker "Drei Münzen im Brunnen" aus dem Jahr 1954 vorgemacht haben. Andere wollen die Badeszene von Anita Ekberg und Marcello Mastroianni in Fellinis "La Dolce Vita" aus dem Jahr 1960 nachspielen. Das Bad der beiden in dem Brunnen wurde zu einer der bekanntesten Szenen der Filmgeschichte und machte die Fontana di Trevi so berühmt. Wer abends an den Palazzo Poli kommt, der kann den Brunnen wundervoll beleuchtet erleben und bekommt ein Wasserspiel der kitschigsten Art zu sehen. Der Besuch des Trevi Brunnen und das Werfen einer Münze in das dortige Becken gehört zu den "1000 places to see before you die".

800m weiter nördlich steht ein weiteres Baudenkmal, das jeder Mensch zumindest vom Namen her kennt, die Spanische Treppe. 1723, und somit 40 Jahre vor dem Trevi Brunnen entstanden, bildet die große Freitreppe die Verbindung zwischen der Kirche Santa Trinita dei Monti und der Piazza Espagna. Sowohl der große Platz, als auch die 40m breite und 23m Höhenunterschied überbrückende Spanische Treppe erhielten ihren Namen von der am Platz befindlichen Spanischen Botschaft. Ein Bild auf einer der 136 Stufen der Treppe gehört in jedes Fotobuch. Wer es sich leisten kann, der geht davor oder danach in der exklusiven Via Condotti bei Gucci, Luis Vuitton oder Tiffany zum Shopping. 

Verlässt man das Kolosseum in südwestlicher Richtung, stösst man zunächst auf den Circus Maximus, der einst 250 000 Menschen Platz bot und für antike Wagenrennen bestimmt war. Etwas weiter, hinter einem kleinen modernen Stadion, liegen die Caracalla Thermen. Die 216n.Chr. vom gleichnamigen Kaiser eröffneten Thermalbäder zählen zu den größten antiken Badeanstalten der Welt. Ein Besuch ist vor dem Hintergrund der technischen Meisterleistung der Beheizung und Führung des Wassers beeindruckend.

 

Das größte Gewässer der Stadt ist der Tiber, der Rom von Norden nach Süden durchfliesst. Überquert man vom Kolosseum aus und den anderen antiken Sehenswürdigkeiten aus den Fluss, so fällt einem zunächst direkt am Ufer die Engelsburg auf. Die Massive Festungsanlage an der Ponte di Sant Angelo wurde schon 139n. Chr. erbaut und war eigentlich als Mausoleum für den damaligen Kaiser Hadrian gedacht. Später wurde das zylindrisch erbaute Gebäude in einmalig schöner Lage auch zum Grab für andere Kaiser wie Mark Aurel und Caracalla, ab dem 15. Jahrhundert unter verschiedenen Päpsten ausgebaut zur Kastellburg und seit dem 20. Jahrhundert zum Museum. Ähnlich wie am Trevi Brunnen schlagen auch an dieser römische Sehenswürdikgeit die Herzen der Cineasten höher. In Dan Browns Filmklassiker "Illuminati" mit Tom Hanks in der Hauptrolle treffen sich in der Engelsburg die Illuminaten. 

Läuft man von der Engelsburg auf der Via della Conciliazione nach Westen, sieht man schon sofort sein nächstes Ziel vor sich. Der Petersdom ist von fast überall aufgrund seiner Größe gut sichtbar. Er stellt den Mittelpunkt und das Herz des Vatikanstaates dar. Der Vatikan ist eine Enklave in Italien und gilt als der kleinste Staat der Welt. Mit ganzen 0,44,qkm Größe und rund 1000 Einwohnern wird dieser Rekord schwer zu schlagen sein. Auch wenn man beim Besuch des Vatikans keinen Pass vorzeigen muss und auch nur durch eine Sicherheitskontrolle überhaupt merkt, dass man einen besonderen Teil Roms betritt, ist man von einer Straße zur nächsten in einem anderen Staat. Sicher, der Petersdom, die Sixtinische Kapelle und die Vatikanischen Museen und Gärten gehören zu den größten Sehenswürdigkeiten im Herzen der Stadt Rom. Wenn man es aber genau nimmt, sind eben diese Attraktionen überhaupt keine römischen Highlights, sondern eben die des Vatikanstaates. Auf jeden Fall ist der Petersdom absolutes Pflichtprogramm bei einem Besuch Roms. 

Schon der Spaziergang von der Engelsburg zum Petersdom ist unglaublich beeindruckend. Man steuert auf einen riesigen runden Platz zu, in dessen Mitte ein 25m hoher Obelisk steht. Den Petersplatz kennt man sonst nur von den Übertragungen der Papstmessen zu Ostern aus dem Fernseher. Hier einmal selbst zu stehen, ist ein Traum für jeden Gläubigen und Touristen. Der Obelisk steht an dieser Stelle seit 1586 und soll in seinem Sockel die Asche von Caesar und in seiner Spitze ein Teil des Kreuzes Christi beherbergen. Ob das stimmt, ist sicherlich schwer zu sagen, beeindruckt aber weniger als der Obelisk selbst.

Der Petersdom ist mit einer Fläche von 20 100qm und einem Fassungsvermögen von 20 000 Menschen die größte Basilika der Welt und sicherlich das beeindruckendste Gebäude Roms. Ein Besuch in dem von 1506-1626 erbauten Meisterwerk gehört zu den Höhepunkten einer Rom-Reise. Das gilt auch und vor allem für Kunstfreunde für die Vatikanischen Museen. Sie liegen rechter Hand vom Petersdom und gelten als weltführend in Ausstellungsstücken der klassischen Antike und des alten Ägypten. Über die Museen hat man auch Zugang zur Sixtinischen Kapelle. Sie ist. wie der ganze Vatikanstaat, seit 1985 UNESCO Weltkulturerbe. Von der Bedeutung als Versammlungssaal der Konklave einmal abgesehen, sieht man in der Sixtinischen Kapelle auch einige der bekanntesten Gemälde der Welt. So ist das Deckengemälde Michelangelos sicher nur ein Grund für die bis zu 20 000 Besucher pro Tag, die Kapelle und den Vatikan zu besuchen. Vor oder nach einem Besuch der Museen sollte man auch die Gärten hinter dem Dom nicht auslassen. Sie gehören zu den schönsten Gartenanlagen Italiens.

Weitere Attraktionen Roms sind in verschiedenen Stadtteilen die Villa Medici, die Villa Borghese und auch das Olympiastadion. Da wir bei unserer Reise damals diese jedoch nicht besucht hatten, kann ich über sie keine Aussage machen. Sicher ist aber auch so, dass Rom zu den schönsten und bedeutendsten Städten der Welt zählt und somit auch einer der "1000 places to see before you die" ist. 

Bedauerlicherweise war ich selbst noch nie in Italien südlicher als Rom. Dabei gibt es auch in diesen Landesteilen so viele Orte, die auf der Liste der "1000 places to see before you die" stehen. Zu nennen ist da an erster Stelle die Amalfi Küste und die Region um Neapel, sowie die italienischen Inseln. Dazu gehört Sardiniens Costa Smeralda ebenso wie Capri oder die Aeolischen Inseln. Die Grösste davon ist Sizilien mit den Top-Attraktionen Taormina und dem immer wieder aktiven Vulkan Ätna. Dieser Berg steht ebenso noch auf meiner To-Do-Liste wie der zweite aktive Vulkan des Landes, der Vesuv. Dieser hat einst Pompeji verschüttet und somit einen weiteren Sehnsuchtsort erschaffen, der bei meiner nächsten Reise nach Italien nicht fehlen darf. Es gibt also noch sehr viele wundervolle Orte in Italien, die auf mich warten.