Die Balkan-Republik Albanien wäre vermutlich nie auf meinem Reiseplan gestanden, hätten wir nicht von dem benachbarten Montenegro aus regelmässig Ausflüge dorthin angeboten. Nur so kam ich zu dem Vergnügen, einmal im Leben in diesem durchaus interessanten Land gewesen zu sein. Obwohl Albanien schon seit 2014 ein Beitrittskandidat zur Europäischen Union ist, dürfte den meisten Europäern das 3 Millionen Einwohner zählende Land zwischen Montenegro und Griechenland sehr fremd sein. Dies liegt hauptsächlich daran, dass das Land aufgrund seines politisch stalinistischen Kurses bis in die späten 90er Jahre fast von der Aussenwelt abgeschnitten war. Tourismus war bis dahin in Albanien nicht vorhanden.
1944 wurde Albanien von der faschistischen Fremdherrschaft Italiens befreit. Enver Hoxha war zunächst der Held, dann der Diktator Albaniens und blieb dies auch bis zu seinem Tod 1985. Erst sein Nachfolger Ramiz Alla stürzte das kommunistische Regime und führte das Land aus der Selbstisolation.
Heute kann man Albanien ohne grosse Probleme besuchen, findet aber immer noch ein extrem armes Land vor. Mit 4 U$ stand Albanien 2016 an 106. Stelle in der Welt und ist somit noch immer das ärmste Land Europas. Nur sehr langsam entwickelte sich Albanien zu einem touristisch interessanten Staat. Die Regierung versucht den Tourismus zu fördern, verbesserte die Infrastruktur und die Hotellerie. Unberührte Natur und abwechslungsreiche Landschaften ziehen immer mehr Ökotouristen in das Balkanland. Inzwischen gibt es 14 National Parks innerhalb der albanischen Grenzen, die ein Rückzugsgebiet für viele bedrohte Tiere und Pflanzen sind.
Bei unserem Ausflug von Montenegro aus ging es über den Grenzübergang bei Ada ganz in der Nähe des Skutari Sees. Am albanischen Ufer des Sees liegt die Stadt Shkodra (Skutari). Mit ihren 130 000 Einwohnern ist es die viertgrösste Stadt des Landes und die grösste im Norden. Seine Lage zwischen Skutarisee und Albanischen Alpen ist malerisch und doch hat die Stadt keine grossen Sehenswürdigkeiten. Etwas ausserhalb liegt das Rozafa Castle. Von dieser Burg aus dem 4. Jahrhundert vor Christus aus hat man einen wundervollen Blick über die Stadt, den See und über die Grenze bis nach Montenegro.
Obwohl es wenige Attraktionen in Albanien gibt, war ich doch sehr froh, den Ausflug gemacht zu haben. Noch nie zuvor habe ich innerhalb Europas so viel Armut und gleichzeitig so viel Stolz und Freundlichkeit erlebt wie in den wenigen Stunden im Norden Albaniens. Gerade wenn man wie wir aus einem der reichsten Länder der Erde kommt, sollte man eines der Ärmsten auf seiner persönlichen Liste der "1000 Places to see before you die" haben, um immer daran erinnert zu werden, wie hoch das Niveau ist, über das wir immer jammern.
Jürgen (Sonntag, 19 Juni 2022 14:08)
Hallo Olli.
Wusste nicht, dass Du Amerika, mein liebstes Urlaubsland inklusive Hawaii so gut kennst.
Da müssen wir mal bei einem Bier drüber sprechen.
Liebe Grüße
Jürgen
Omamama (Sonntag, 14 November 2021 18:35)
Da kann ich nur zustimmen, da ich dieses Durcheinander am eigenen Leib erfahren musste.