Montenegro

Die Schweiz des Balkan war für 3 Sommer von 2009 bis 2012 unser Arbeits- und Lebensbereich. Die kleine Republik an der südöstlichen Adriaküste ist mit 13 800qkm gerade einmal so gross wie Schleswig-Holstein und hat nur 625 000 Einwohner. Und doch ist Montenegro für mich eines der schönsten und abwechslungsreichsten Urlaubsziele überhaupt. Traumhafte Natur im Landesinneren, kilometerlange Sandstrände im Süden, mehrere Weltnaturerbe und Nationalparks und der alte Charme des sozialistischen Jugoslawiens machen dieses Zielgebiet aus.

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Ich hatte das grosse Glück das Zielgebiet für die DER Touristik als Destination Manager zusammen mit meiner Frau als Reiseleitung zu übernehmen. Zielflughafen war damals wie heute Dubrovnik im benachbarten Kroatien. Dort warteten die Busse bzw. in unserem Fall unser Fahrer auf die eintreffenden Gäste, um sie die 30km bis zur Grenze zu fahren. Dort begann die oft nervige Prozedur der Einreiseformalitäten. Obwohl man als EU-Bürger nur einen gültigen Personalausweis benötigt, so waren die Wartezeiten gerade im Sommer doch oft sehr lange. Hatte man jedoch die Grenze kurz vor Herceg Novi überfahren, so betrat man ein Land, das so unterschiedlich ist zu Kroatien. Hier war es plötzlich viel grüner, die Landschaft und Küstenform änderte sich und die Menschen waren urplötzlich viel freundlicher.

 

Die Touristenhochburg und auch unser Wohnort ist Budva ziemlich genau in der Mitte des Küstenstreifens. Die Altstadt von Budva ist einer der ältesten Ort an der Adria. Die Stadt wurde 1979 bei einem Erdbeben fast völlig zerstört, aber originalgetreu wieder aufgebaut. Heute ist es ein wunderbarer Ort mit kleinem Hafen und engen Gassen, der zum Bummeln einlädt. Etwas ausserhalb der Stadtmauern liegen zahlreiche Hotels und ein langer Kiesstrand mit kristallklarem Wasser. Wir waren im Hotel Slovenska Placa untergebracht. Das Hotel ist einfach aber von der Lage her optimal, unweit unseres Büros und auch der City gelegen. Oft schlenderten wir am Abend am Wasser entlang, schlemmten in einem der vielen Restaurants der Altstadt oder besuchten das open Air Kino im eigenen Hotel.

 

 

Unsere Hotels lagen zwischen Herceg Novi im Norden und Ada im Süden. Das bedeutete immer viel Fahrzeit und für mich sogar ein zweites Reiseleiterzimmer in dem kleinen Urlaubsort Ulcinj kurz vor der Grenze nach Albanien. Dort ist die Zeit nach 90 Jahren Zugehörigkeit zum ehemaligen Jugoslawien stehen geblieben. Der Stadt sieht man den Sozialismus förmlich noch an. Die Hotels sind auch heute noch eine Art Plattenbau und das Essen in den Hotelrestaurants erinnert eher an eine Kantine als an ein Urlaubshotel. Aber, und das war immer wieder auffallend, die Menschen in allen Bereichen waren unglaublich freundlich und liebenswert, so dass der ein oder andere Mangel im Hotel dadurch wett gemacht wurde. Ein weiteres Relikt der sozialistischen Zeit ist noch etwas weiter südlich auf der kleinen Insel Ada. Dort lebt noch heute die von den Ostdeutschen Jahrzehnte lang gelebte FKK-Kultur. Ada Bojana ist eine reine FKK-Anlage, die auch heute noch bei deutschen Urlaubern sehr beliebt ist. Die Anlage war zwar damals schon ziemlich verfallen, aber der Strand war super und der Karpfen aus dem Buna River in einem der vielen kleinen Restaurants am Ufer extrem lecker.

 

Doch Montenegro hat mehr zu bieten, als nur Strände und Wassersport. Die Natur ist einmalig schön und man sollte mindestens einen Ausflug per Mietwagen oder den Ausflugsunternehmen machen, um dieses Land auch richtig zu erleben. Da bietet sich eine Fahrt an den Skutarisee an. Der See ist 48km lang und 14km breit und somit der grösste See des Balkans und nach dem Gardasee sogar der grösste See Südeuropas. Zwei Drittel der Fläche liegen in Albanien und ein Drittel auf dem Gebiet Montenegros. Der komplette Teil Montenegros ist als Skadarsko Jezero National Park unter strengem Naturschutz. Oft waren wir zu Wanderungen dorthin gefahren oder machten mit Besuch aus Deutschland eindrucksvolle Landschaftsfahrten mit dem eigenen Auto. Tausende von Seerosen und der ein oder andere Pelikan waren die Anreise auf jeden Fall wert.

 

Ganz in der Nähe, und gut mit dem See an einem Tag zu verbinden, ist der Lovcen National Park. Von dessen höchstem Punkt, dem 1750m hohen Mount Lovcen, und dem dort befindlichen Njegos Mausoleum, geniesst man bei gutem Wetter den mit Abstand schönsten Blick über die Bucht von Kotor. Der südlichste Fjord Europas glänzt im Sonnenlicht und bildet eines der berühmtesten Fotomotive des Landes. Kotor selbst mit ihren bedeutenden kulturhistorischen Bauwerken und ihrer einmaligen Lage zwischen Fjord und Bergen ist schon seit 1979 UNESCO gleichzeitig Weltkultur- und Naturerbe. Die fast 2000 Jahre alte Stadt ist zudem bekannt für ihre eindrucksvolle 4,5km lange Stadtmauer an den Hängen der Bucht bis in eine Höhe von 260m am Berg San Giovanni. Einmal im Leben muss man einfach die Stadtmauer nach oben zu der kleinen obersten Kapelle gelaufen sein. Abends geniesst man dann eine exzellente Pizza in einem der Restaurants rund um den Hauptplatz der historischen Altstadt am Uhrenturm von 1602 oder schlemmt einen frischen Fisch am Hafen mit abendlich beleuchtetem Blick auf die Mauer. am anderen Ufer.

 

Mein Tipp: nehmen Sie bei der Anfahrt aus Kroatien kommend nicht die Fähre zwischen Lepetane und Kamenari, sondern nehmen Sie sich die Zeit, den Fjord von Kotor komplett zu umrunden. Die Fahrt selbst und erst recht ein Spaziergang durch den winzigen Ort Perast gegenüber der kleinen Inseln Sveti Dorde und Gospa ist unvergesslich und gehört auf jeden Fall auf die Liste der "1000 Places to see before you die"

 

Auf dem Weg in den Norden des Landes passiert man zahlreiche Klöster. Das Kloster Ostrog ist eines der bedeutendsten Klöster der serbisch-orthodoxen Kirche, deren Glauben rund 70% der Montenegriner angehören. Für mich war weniger seine Bedeutung, sondern vielmehr die abenteuerliche Lage des Klosters im Prekornica Gebirge faszinierend.

 

Eine wunderschöne Bergwelt steht im Mittelpunkt des Biogradska National Parks bei Kolasin. Im Winter ein Skigebiet und im Sommer ist es ein traumhaftes Wandergebiet. Spätestens hier wird deutlich, warum Montenegro das Land der schwarzen Berge genannt wird.

 

 

Wenige Kilometer weiter nördlich biegt man ab in eine der atemberaubendsten Landschaften Europas. Kurz hinter Mojkovac liegt die 80km lange und bis zu 1300m tiefe Tara Schlucht. Sie ist damit die längste und tiefste Schlucht Europas und kann zwar nicht optisch, so doch von der Tiefe her mit dem Grand Canyon in den USA mithalten. Schon seit 1980 ist die Tara Schlucht zusammen mit dem nahegelegenen Durmitor National Park von der UNESCO in die Welterbeliste aufgenommen worden. Nicht auf meiner "To do Liste", aber doch eine Herausforderung für so manchen jüngeren Gast, ist eine Rafting Tour auf der Tara oder ein Bungee-Sprung von der einzigen Brücke über die Schlucht. Mir hat immer das Zuschauen ausgereicht und zugleich beeindruckt.

 

Der 1952 gegründete Durmitor National Park beherbergt mit dem 2522m hohen Bobotov Kuk den höchsten Berg Montenegros und ist somit ein hochalpines Gelände. Der kleine Ort Zabljak ist im Winter das grösste Wintersportzentrum des Landes. Das Skigebiet ist für westeuropäische Verhältnisse relativ klein und alt. Für Skifreunde, denen es jedoch weniger um Apres Ski und moderne Liftanlagen geht, sondern um das Skifahren in grossartiger Landschaft mit sehr guter Schneequalität, dann ist man in Zabljak richtig. Wir waren bisher immer nur im Sommer dort und haben es geliebt, im Park zu wandern und die frische Bergluft zu geniessen. Die Wanderung rund um den Crno Jezero, den schwarzen See, wird zumindest unserer Familie immer in Erinnerung bleiben.