Das Ende der Welt kann wunderschön sein. Kein Land, das ich bisher bereist habe, hatte auf so kleinem Raum eine solche Vielfalt an Natur, Flora und Fauna, herzlichen aber verrückten Menschen und interessanten Kulturen zu bieten wie Neuseeland. Der geographisch völlig isolierte Inselstaat besteht aus einer Nord- und einer Südinsel, hat eine Fläche von 270 000qkm aber nur 4 Millionen Einwohner. Die meisten davon leben von der Landwirtschaft und dem Tourismus. Neuseeland ist das einzige Land der Erde, in dem mehr Schafe leben als Menschen und Tiere wie der Kiwi oder der Tasmanische Teufel zu Hause sind.
Neuseeland ist anders als alles, was sie bis zu einem Besuch dort gesehen und erlebt haben. Die Menschen sind super freundlich, tätowieren sich aber das Gesicht. Sie betrinken sich in den Pubs regelmässig, haben aber Funsportarten wie Bungee Jumping oder Canyoning erfunden. In Neuseeland kann man morgens an einem tropischen Strand auf der Nordinsel baden und am Nachmittag auf einem aktiven Vulkan wandern. Auf der Südinsel kann man morgens eine Kanutour in einer der schönsten Landschaften der Welt unternehmen und am Abend bei den Hobbits übernachten. Auckland ist eine hochmoderne Grossstadt, Christchurch erinnert an eine britische Exklave und Dunedin ist schottischer wie Edinburgh. In Roturoa begegnet man den Maori und ihrer Kultur und Geschichte und steht nur wenige Meter weiter in einem Feld voller Geysire.
Das Land aus "Herr der Ringe" ist vom ersten bis zum letzten Moment ein echtes Erlebnis. Ich hatte schon zweimal über einen längeren Zeitraum das grosse Glück diese Inseln erleben zu dürfen und würde auch sofort wieder dort arbeiten oder leben. Im Jahr 2000 war ich als Skilehrer von Mai bis November auf der Nordinsel und durfte hauptsächlich Einheimischen das Skifahren auf einem aktiven Vulkan beibringen. Es war das erste und einzige Skigebiet in dem ich zur Ausrüstung eine Regenjacke bekommen habe. Die Wetterbedingungen waren genau so extrem wie die Pisten im Skigebiet und doch hatten alle Kollegen und Skifahrer eine unglaubliche Freude. Skikurs in strömendem Regen, zerrissene Hosen durch Stürze in ein Lavafeld abseits der präparierten Piste, Nichts konnte die Freude der Kiwis schmälern.
Mein zweiter Besuch war 3 Jahre später im Rahmen meiner Weltreise. Diesmal ging es für drei Wochen auf die Südinsel. Per Magic Bus ging es einmal rund um die Insel mit Übernachtungen in stimmungsvollen Hostels und Abenteuern, die mir noch heute bestens in Erinnerung sind. Selten hat mich ein Land so in seinen Bann gezogen wie das Land der grossen weissen Wolke, wie Neuseeland in der Sprache der Maori heisst.
Nordinsel
Die Nordinsel Neuseelands ist für viele Besucher vielleicht die etwas spannendere der beiden Inseln. Mit rund 3,3 Millionen Einwohnern hat sie auf jeden Fall mehr Einwohner und ist somit auch ein wenig lebendiger. Mit Auckland als grösster Stadt (1,1 Millionen Einwohner) und Wellington als Hauptstadt (450 000 Einwohner) findet man dort auch die beiden wichtigsten Städte Neuseelands. Auch landschaftlich ist sie sicherlich die abwechslungsreichere Insel. Bei Whangarei im Norden gibt es die tropischen Strände, bei Roturoa die heissen Quellen und Geysire und im Zentrum mit dem Lake Taupo den grössten See und dem Mount Ruapehu den grössten aktiven Vulkan des Landes. "1000 Places to see before you die" gibt es alleine in Neuseeland vermutlich Tausende. Mein erster davon war schon direkt nach der Ankunft die Stadt Auckland. Auckland liegt wunderbar an geschütyten Meeresbuchten und trägt auch aufgrund der zahlreichen Segelboote im Hafen und in den Buchten den Beinamen "City of Sails". Das landschaftliche Bild der Stadt wird von 53 inaktiven Vulkanen geprägt, zwischen denen sich Auckland erstreckt. Ihnen verdankt die Stadt auch die zahlreichen schönen Parkanlagen, die bis ins moderne Zentrum hineinreichen. Dort sieht man aufgrund der vielen Wolkenkratzer, dass Auckland inzwischen die wichtigste Finanzmetropole der Südsee ist. Zudem ist Auckland eine grosse Hafenstadt. Der Konsumhafen ist der grösste des Landes, der Yachthafen sogar der grösste der Welt. Die "City of Sails" macht ihrem Namen alle Ehre. In keiner anderen Stadt der Welt gibt es pro Kopf so viele Segelboote wie in Auckland.
Der Hafen ist dementsprechend auch eine der grossen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Waitemata Harbour entlang der Queen Street ist ein guter Ausgangspunkt für Bootstouren in den Hauraki Golf oder zu den vorgelagerten Inseln Great Barrier Island oder Rangitoto Island. Den besten Überblick über die Stadt und die Inseln hat man vom 1997 eröffneten Sky Tower. Mit 328m Höhe ist es das höchste Gebäude der Südhalbkugel und definitv einer der "1000 Places to see before you die". Weitere Attraktionen, die man auf keinenFall verpassen sollte, ist der Aussichtspunkt amVulkankegel Mount Eden und vor allem die etwas ausserhalb gelegene Kelly Taritons Antarctic Encounter & Underwater World. So nah und so authentisch waren sie noch nie an der Antarktis.
Fährt man von Auckland aus nach Norden, so kommt man in den subtropischen und tropischen Teil Neuseelands.Rund um Whangarei und speyiell bei Waipu gibt es einige der schönsten Strände der Südsee. Dort ist das Land flach und von der Landwirtschaft geprägt. Das ist auf der Coromandel Halbinsel ganz anders. Dort steigt die Coromandel Range bis auf 900m auf und bietet dem Besucher neben sehr schönen Wanderungen vor allem eine grandiose Aussicht auf die Umgebung und bei gutem Wetter auf die 50km entfernte Stadt Auckland. Regenwald überzieh weite Teile der Halbinsel und zieht vor allem Öko-Touristen an. Die grösste Sensation ist jedoch Hot Water Beach. Hier tritt direkt am Strand Wasser mit 64C aus zwei Quellen aus, die den vulkanischen Ursprung des Gebietes verdeutlichen.
Fährt man wie ich damals mit dem Zug von Auckland aus nach Süden, so passiert man traumhafte Landschaften und Millionen von Schafen. Mein Ziel war im Jahr 2000 der winzige Ort National Park. Von dort ist es nicht mehr weit in den Tongariro National Park und zu meinem damaligen neuen Arbeitgeber, der Skischule Whakapapa. Fast sechs Monate war ich damals in diesem Teil des Landes und habe mit Kollegen aus aller Welt in einer Unterkunft für Mitarbeiter ganz in der Nähe des Chateau Tongariro yusammen gewohnt. Die Unterkunft war damals einfachst, das Skigebiet und die klimatischen Bedingungen fast jeden Tag eine Herausforderung, aber der Zusammenhalt innerhalb des Teams war grossartig. Noch heute bin ich in Kontakt mit Kollegen von damals aus der Slovakei, den USA, Australien und natürlich Neuseeland. Unvergessen die Tage an denen wir auf besseres Wetter warteten und keinen Cent verdienten, da man dort nur nach Arbeitsstunden bezahlt wurde. Man verlfuchte das Ziel an regnerischen Tagen, man liebte das Skigebiet aber auch an schneereichen Tagen, wenn man zum heiligen Gipfel am Mount Ruapehu hinaufstieg, um dann mit Schwefelgeruch in der Nase im Tiefschnee eine der schönsten Abfahrten der Südhalbkugel zu machen.
Die Höhepunkte meines Aufenthaltes dort waren jedoch nicht die Skitage, sondern die zahlreichen Ausflüge an den freien Tagen mit den Kollegen. Selbstverständlich erkundeten wir zunächst den Tongariro National Park selbst (siehe National Parks). Etwas weiter weg war dann schon der Lake Taupo. Dabei handelt es sich um einen vor 25 000 Jahren erloschenen und eingestürzten Vulkan und den grössten See des Landes. Der 40km lange und 30km breite See ist heute eines der bekanntesten Angelzentren der Welt für Forellen. Kein Wunder, dass ich mit unserem norwegischen Kollegen einmal mit beim Angeln war. Er war erfolgreich und so gab es am Abend herrliche Regenbogenforelle, die von unserem Koch in der Unterkunft exzellent zubereitet worden war.
Die Stadt Taupo am Ufer des Sees ist weniger spannend. Die Umgebung dafür umso mehr. Die Huka Falls sind eine Kaskade von Wasserfällen des Waikato Rivers. 140 000 Liter pro Sekunde rauschen dort durch einen 15m breiten Canyon und bilden eine der grössten Touristenattraktionen der Gegend.
An einem anderen Tag ging es nach Roturoa, die Stadt, die bekannt ist für seine blubbernden Tümpel und den allgegenwärtigen Geruch von Schwefel. Überall in Roturoa sind geothermische Aktivitäten, wie Geysire oder Heisswasserquellen zu beobachten. Am besten gelingt das in den Thermalfeldern von Whakarewarewa. Hier spritzt ständig heisses Wasser in die stinkende Luft. Das ist anstrengend für die Nase aber sehr interessant für die Augen.
Ein letzter Ausflug brachte uns in den Whanganui National Park im Tiefland der Nordinsel. (siehe National Parks). Von dort ist es nicht mehr weit nach Wellington an der Südspitze der Nordinsel. Die nur 190 000 Einwohner zählende Stadt ist eine der kleinsten Hauptstädte der Welt und hat aufgrund ihrer grossartigen Lage doch so viel zu bieten. Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten zählt das alte neuseelaändische Parlamentsgebäude, der 1979 erbaute neue Regierungssitz, genannt Beehive (Bienenstock), die Wellington Cable Car und der Mount Victoria, von dem aus man eine phantastische Aussicht geniesst. Für mich war Wellington damals hauptsächlich der Hafen für die Fähre nach Picton auf der Südinsel und somit Ausgangspunkt einer atemberaubenden Reise über die Südinsel nach getaner Arbeit im Norden.
Südinsel
Überquert man per Schiff die Cook Strait zwischen den beiden neuseeländischen Inseln, kommt man zunächst in den Queen Charlotte Sound und den Marlborough District. Die Gegend besteht aus Hunderten kleinen Inseln, zahlreichen Fjorden und endlos viel Natur. Die kleinen Orte wie Blenheim oder Picton haben selten mehr als 2000 Einwohner, sind aber Ausgangspunkt für traumhaft schöne Kayaktouren durch die berühmten Malborough Sounds.
Bei meinem zweiten Aufenthalt in Neuseeland 2004 unternahm ich eine dieser Kayaktouren und war begeistert. Dieses für immer prägende Erlebnis gehört auf jede "To do Liste".
Nur wenige Kilometer weiter an der Nordspitze entlang kommt man in den Abel Tasman National Park (siehe National Parks) und weiter an der Küste entlang in den Paproa National Park mit seinen berühmten Pancake Rocks bei Punakaiki. (siehe National Parks). Dass die Südinsel nicht ganz so abwechslungsreich ist wie der Norden, war klar. Dass der Süden aber von der Natur her so beeindruckend ist, hätte ich nicht für möglich gehalten. Hinter jeder Ecke wartete bei meinen Rundfahrten in beiden Jahren ein sensationeller Ausblick. Für aktive Urlauber ist Neuseeland das Paradies. Mein absoluter Höhepunkt in dieser Hinsicht war der Besuch in dem winzig kleinen Ort Franz Josef Glacier. Ganze 400 Mensche leben dort. Doch die Natur rund um diesen Ausgangspunkt für Wanderungen und Rundflüge ist unbeschreiblich. Da ich am Nachmittag nach meiner Ankunft dort nicht untätig sein wollte, meldete ich mich für eine Kanutour auf dem Lake Mapourika an. Diese Ausfahrt bei grandiosem Wetter und einmaliger Ausblicke war eines der schönsten Erlebnisse meines Lebens und kommt auf meiner bereits abgehakten Liste der "1000 Places to see before you die" unter die Top Ten.
Nicht weniger spektakulär war die Wanderung auf den Franz Josef Gletscher am nächsten Tag. Noch richtig high vom Erlebnis am Vortag traf ich mich mit den Mitwanderern und den Guides recht früh, um im Westland National Park mit Steigeisen und Spikes bewaffnet die 10km lange Gletscherzunge zu besteigen. Welch erhabenes Gefühl, wenn man zwischen den gewaltigen Gletscherspalten steht und jeden Schritt sorgfältig planen muss. Gehorsam dem Guide gegenüber war noch nie so wichtig, wie bei dieser Wanderung. Und auch das ist eben einer jener "1000 Places" in Neuseeland, die man auf jeden Fall gesehen und vor allem auch erlebt haben muss. In den nahegelegenen Neuseeländischen Alpen ist der markante Mount Cook mit 3724m der höchste Berg des Landes Der Mount Cook National Park (siehe National Parks) schützt seit 1953 700qkm einmaliger Landschaft und vor allem die berühmten Gletscher, wie den 27km langen Tasman Glacier. Ich war auf dem Franz Josef Gletscher, der vom Berg gespeist wird, ich stand am Fox Glacier, für den das gleiche gilt, ja, ich war sogar in der Mount Cook Ski Area Skifahren. Und doch habe ich den Berg nie ganz gesehen. Er war immer in Wolken. Schon alleine deshalb ist ein erneuter Besuch Neuseelands auf meiner "To do Liste" unabdingbar.
In Haast verlässt man die Westküste und muss ins Landesinnere vordringen, da der
Mount Aspiring National Park und der Fjordland National Park (siehe National Parks) den Weg versperren. Der undruchdringliche Regenwald, die unzähligen Fjorde und die zerklüftete Küste machen ein Vorankommen an der Westküste unmöglich. So geht es nach Wanaka am gleichnamigen Lake Wanaka. Der Ort selbst hat abgesehen von einem schönen Labyrinth in der Touristenattraktion Puzzling World nicht viel zu bieten. Seine Umgebung dagegen ist wieder einmal sensationell. Rafting, Wakeboarding, Segeln und Kazakfahren wird auf dem See oder seinen Zuflüssen angeboten. In den nahegelegenen Bergen warten die Skigebiete Treble Cone und Cardrona auf Besucher. Im Jahr 2000 mussten die beiden Skigebeite da nicht lange auf mich warten. Beide wurden von mir per Skiern befahren und vor allem Cardrona für sehr gut empfunden.
50km weiter südlich ist die "Fun-Hauptstadt" der Welt, Queenstown. Malerisch am Lake Wakatipu umrahmt von den bis zu 2300m hohen Richardson Mountains geglegen ist die nur 12 000 Einwohner zählende Stadt die Welthauptstadt der Extremsportler. Bungee-Jumping, Canyoning, Rafting und Abseiling wurden hier erfunden und werden noch heute angeboten. Dazu kommen Jetbootfahrten, Paragliding, Hanggliding und Mountain Biking. Natürlich kann man hier auch einfach nur wunderbare Wanderungen machen, Skifahren, Golfen oder sogar Angeln, aber das ist den meisten Besuchern viel zu langweilig. Ein wenig mehr Adrenalin sollte bei der Aktivität schon ausgeschüttet werden. Während meine Mitreisenden sich mit Seil von der Brücke stürzten oder sich mit einer "Rakete" in einem Tal hin und her schwenken liessen, versuchte ich mich bei den vergleichsweise müden Aktivitäten Jetbootfahren und Skifahren. Und in der Tat war die Jetbootfahrt auf dem Shotover River eine der intesivsten Erfahrungen meines Lebens. Mit atemberaubender Geschwindgkeit steuerte der Pilot sein Jetboot über den Fluss und nur wenige Zentimeter von den Felswänden des Canyons entlang. Noch ein paar 360 Grad Drehungen und man ist tropfnass aber super happz voller Adrenalin wieder an Land.
Skifahren in der The Remarkables Ski Area war dagegen eine extrem langweilige Sache.
Von der Landschaft her übertroffen werden kann die Gegend um Queenstown nur noch von dem UNESCO Weltnaturerbe des Fjordland National Parks (siehe National Parks). Schon alleine die 120km lange Fahrt von dem kleinen Ort Te Anau an den Milford Sound gehört zum landschaftlich Schönsten, das man auf der Welt sehen kann. Regenwald, ewige und auch viele vorübergehende Wasserfälle, der Blick auf den Mitre Peak und natürlich die Tierwelt mit Robben, Pinguinen und Delfinen im Wasser machen den Südwesten Neuseelands zu einer der schönsten Landschaften der Welt. Kein Wunder, dass Peter Jackson genau diese Landschaft für seine mit 17 Oscars prämierte "Herr der Ringe"-Trilogie auswählte und somit der Gegend rund um Queentown und Te Anau einen neuen Touristenboom bescherte.
Jürgen (Sonntag, 19 Juni 2022 14:08)
Hallo Olli.
Wusste nicht, dass Du Amerika, mein liebstes Urlaubsland inklusive Hawaii so gut kennst.
Da müssen wir mal bei einem Bier drüber sprechen.
Liebe Grüße
Jürgen
Omamama (Sonntag, 14 November 2021 18:35)
Da kann ich nur zustimmen, da ich dieses Durcheinander am eigenen Leib erfahren musste.